Europa steuert erneut auf einen Krisen-Sommer zu. Die Warnsignale, die vom Klimawandel ausgehen, sind unübersehbar. Wir drohen, zu unbelehrbaren Kindern zu werden. Höchste Zeit, zu handeln. Ein Kommentar.
Wie viele Warnsignale braucht es, um zu handeln? Bei Kindern ist es so: Einmal, ja vielleicht auch zweimal auf die heiße Herdplatte gefasst, lassen sie künftig die Finger davon. Ein Lernprozess stellt sich ein.
Es wäre befriedigend, wenn alle Aspekte unseres Lebens einer solch schlüssigen Logik folgen würden; wenn wir aus Fehlern lernen und Gefahren sofort ernstnehmen. In Zeiten der Klimakrise würde logisches Handeln Leben retten. Doch wir drohen, uns wie ein unbelehrbares Kind an der Herdplatte sprichwörtlich zu verbrennen. Immer und immer wieder.
In Europa bahnen sich – wie schon vergangenen Sommer – Wetterextreme an. Andalusien etwa soll Ende April bereits die 40-Grad-Marke brechen, laut dem spanischen Wetterdienst sind in einigen Regionen die Werte 15 bis 20 Grad höher als für den Monat typisch. In Katalonien sind die Stauseen im Schnitt nur noch zu 26 Prozent gefüllt; die Sorge um die Wasserversorgung und erneute Ernteeinbußen wächst. In Italien gleichen der Gardasee und Stellen des Pos aufgrund der Trockenheit schon jetzt einem Rinnsal. Und Frankreich stellt sich auf Einschränkungen bestimmter Touristenattraktionen ein – weil der Druck auf die Biodiversität und Wasservorräte steigt.
Politische Entscheidungsträger:innen sind keine Kinder
Das Wetterphänomen El Niño tut das Seinige, indem es globale Hitzerekorde wahrscheinlicher macht. Weil das Phänomen einen wärmenden Effekt habe, könne die globale Durchschnittstemperatur im kommenden Jahr einen Höchstwert erreichen, erklärte vergangene Woche Petteri Taalas, Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO). Die WMO sagt auch: 2015 bis 2022 waren die acht wärmsten Jahre seit der Industrialisierung. Kurzum: Die Herdplatte glüht.
Allein diese Beobachtungen sollten Warnung genug sein, und zum Handeln zu motivieren. Allerdings sind politische Entscheidungsträger:innen – in der Theorie unsere Gatekeeper für Gemeinwohl – keine Kinder, die sich an eine simple Regel halten, die lauten könnte: Bloß den Klimawandel stoppen!
Wir wähnen uns in brüchiger Sicherheit
Vielmehr sind sie in einen Wust aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen verstrickt; wohlwissend, dass die Krise Gesellschaft, Industrie sowie Unternehmen durchdringen wird – und es jetzt schon tut. Manche von ihnen stützen ein ohnehin schon träges System: Weil vor allem der globale Norden die Konsequenzen der Klimaveränderung noch nicht unmittelbar spürt wie andere Teile der Welt, wähnen sie sich in brüchiger Sicherheit. Dabei handelt es sich um Selbstsabotage.
Denn die Zeit für echten Klimaschutz rinnt. Bis wir einen Punkt erreichen, an dem es zu spät ist, aus der unterlassenen Hilfeleistung für Umwelt, Klima und uns selbst zu lernen.
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