Die Bevölkerung, Unternehmen und Industrie ächzen unter den Energiepreisen. Wissenschaftsjournalist und „Terra X“-Moderator Harald Lesch prangert den Verbrauch in Deutschland an. Er sagt: Die größte Energiequelle sei das Energiesparen.
Terra X wird 40 Jahre alt. Anlässlich des Jubiläums hat das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) mit Moderator und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch gesprochen. Im Interview kritisiert er den Energieverbrauch hierzulande.
Auf die Frage, was er als Bundeskanzler für das Klima mit Blick auf die derzeitige Energiekrise tun würde, antwortete Lesch: „Was für mich als wichtige Maßnahme zählt, ist die Gründung von Energiegenossenschaften, sodass die Energiewende in Bürgerhand kommt. Auf der anderen Seite ist es so – und deswegen würde mich auch keiner wählen –, dass die größte Energiequelle das Energiesparen ist.“ Vermutlich meint Lesch damit: Energie, die täglich eingespart wird, kann zu einem späteren Zeitpunkt verwendet werden. Allerdings habe Deutschland, so der Journalist, in puncto Energiesparen Nachholbedarf. „Wir sind energetisch verfettet“, lautet seine Bilanz. Er selbst fahre Fahrrad und verzichte aufs Fliegen, wo immer er könne.
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Tatsächlich ist der Endenergieverbrauch in Deutschland laut Umweltbundesamt seit den 1990er Jahren kaum gesunken. Das Problem: die Abhängigkeit von fossilen – und damit klimaschädlichen – Energieträgern.
„Die fetten Jahre sind vorbei“
Lesch sagt, die Menschen hätten bislang nicht umrissen, wie dramatisch der Klimawandel sei. Lange habe man die Warnungen aus der Wissenschaft ignoriert – eine Art „Klimademenz“ habe sich verbreitet. Das hat laut Lesch damit zu tun, „dass bei uns die Wählerinnen und Wähler darüber entscheiden, wer sie regiert“. Würde heute jemand sagen, „wir müssen verzichten und runter von den Wachstumsraten, wird der nicht gewählt“, behauptet der Moderator. FDP, CDU und selbst die SPD seien überhaupt nicht auf ökologische Fragen vorbereitet. „Die Wahrnehmung, dass wir in einer Transformation und die fetten Jahre vorbei sind, hat sich diese Gesellschaft lange erspart.“
Der Journalist betont die strategische Rolle Erneuerbarer Energien, die nun durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sichtbar werde. Würde Deutschland mehr Energie durch Wind, Wasser und Sonne selbst erzeugen, würde die Abhängigkeit von anderen Staaten – wie etwa von Gas aus Russland – reduziert.
Lesch: Wind- anstatt Kernkraft
„Wenn wir uns in den 50er-Jahren in Deutschland für die Windkraft statt für die Kernkraft entschieden hätten, hätten wir jetzt Energie im Überfluss. Stattdessen haben wir riesige Probleme damit, ein Endlager zu finden.“ Lesch weiß nach eigenen Aussagen nicht, wie er seiner acht Monate alten Enkeltochter später einmal erklären soll, „was wir da für einen Mist gemacht haben“.
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