Sport, Obst und Gemüse sind elementar für ein gesundes Leben, das wissen wir. Wie viele Jahre wir aber durch einen ungesunden Lebensstil und Krankheit wirklich verlieren, zeigt eine Studie.
Wissenschaftler:innen einer Studie aus dem Frühjahr 2022 identifizieren das Risiko eines vorzeitigen Todes und sagen die Lebenserwartung von Menschen noch präziser voraus, als vergleichbare Studien in der Vergangenheit. Die Forscher:innen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFU) in Heidelberg erstellten ein Programm, um aus einer Kombination von Lebensstil und Blutmarkern die Lebenserwartungen vorherzusagen.
Eine Kombination aus ungesundem Lebensstil und ungünstigen Blutwerten führte bei Männern zu einer um 22,7 Jahre geringeren Lebenserwartung. Für die Untersuchungen beobachteten sie 25.000 Teilnehmer:innen im mittleren bis höheren Lebensalter über eine Dauer von 18 Jahren.
Welche Faktoren die Lebenserwartung beeinflussen
Die Lebenserwartung ist in den letzten Jahrzehnten in wirtschaftlich entwickelten Ländern gestiegen. Manche Menschen erreichen jedoch nicht das erwartete Lebensalter, sondern erleiden einen vorzeitigen Tod. Bereits in früheren Studien verglichen Wissenschaftler:innen das Sterberisiko bei einem ungesunden und einem gesunden Lebensstil. Das Ergebnis: Männer hatten eine geringere Lebensspanne von 16,8 Jahren und Frauen von 9,87 Jahren.
Bei diesem Modell wurden allerdings nur lebensstilbezogene Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, Taillenumfang, Body-Mass-Index, Bewegungsmangel, Diabetes und Bluthochdruck beachtet. Doch die biologische Alterung hängt nicht nur von den variablen Faktoren ab, sondern auch von psychosozialen, ökonomischen und genetischen. Diese spiegeln sich in sogenannten Biomarkern wider.
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Die Wissenschaftler:innen in Heidelberg kombinierten die lebensstilbezogenen Risikofaktoren mit den Biomarkern. Das ergab eine Differenz von 22,7 Lebensjahren zwischen Männern mit den ungünstigsten Blutwerten gegenüber der Vergleichsgruppe. Bei den Teilnehmerinnen betrug diese Differenz 14 Jahre.
Diese fünf Biomarker identifizierten die Wissenschaftler:innen:
- GDF-15 zeigt oxidativen Stress, Entzündungen und eine mögliche Mitochondrien-Fehlfunktion an.
- NT-proBNP ist ein Marker für Herzschäden.
- HbA1C ist neben seiner Rolle in der Diabetesdiagnostik ein Marker für metabolisch (stoffwechselbedingt) ungesundes Altern.
- CRP ein Marker für systemische chronische Entzündungen.
- Cystatin-C gibt Hinweise zu Nierenfunktion.
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Fazit aus der Studie
Durch die Ergebnisse der Studie könnten zum einen Präventionsmaßnahmen entwickelt werden, um die Lebenserwartung noch zu verbessern. Zum anderen könnten die Ergebnisse einen gesundheitspädagogischen Wert haben: „Der voraussichtliche Verlust an Lebenserwartung ist ein geeigneter und leicht verständlicher Messwert, den beispielsweise Ärzte nutzen können, um ihre Patientinnen und Patienten zu motivieren, ungesunde Gewohnheiten aufzugeben. Auch könnten damit Menschen mit besonders hohen gesundheitlichen Risiken identifiziert werden, die von direkten Interventionen profitieren könnten“, erklärte Studien-Erstautor Bernard Srour gegenüber dem Standard.
Die Ergebnisse der Studie sollten jedoch mit Vorsicht interpretiert werden, „da sie in anderen Populationen und Umgebungen repliziert werden müssen“, heißt es in der Studie. Es ist also kein universeller Algorithmus, der die Lebenserwartungen für jeden Menschen vorhersagt. Die Ergebnisse hängen immer von der Genauigkeit der Risikofaktoren ab.
Utopia meint: Nicht nur aufgrund der Ungenauigkeit der Risikofaktoren sollte die Studie mit Vorsicht bewertet werden. Der einzige Faktor, den die Wissenschaftler:innen zur Einordnung der Ernährung herausziehen ist der BMI. Um den BMI zu berechnen, brauchst du nur deine Größe und dein Gewicht. Deshalb ist das Ergebnis nicht besonders aussagekräftig. Wenn du laut BMI normalgewichtig bist, bedeutet das nicht automatisch, dass du gesund bist.
Damit du deinen Gesundheitszustand beurteilen kannst, musst du noch weitere Faktoren berücksichtigen:
- Ernährung und Lebensstil: Wichtiger als der BMI ist, dass du dich gesund ernährst und ausreichend bewegst.
- Knochendichte und Körperzusammensetzung: Der BMI beachtet nicht, dass Muskelmasse schwerer ist als Fettmasse. Deshalb stuft der BMI sportliche Menschen mit einem hohen Muskelanteil häufig als übergewichtig ein.
- Alter und Geschlecht: Deine Körperzusammensetzung verändert sich im Laufe des Lebens und richtet sich auch nach deinem Geschlecht. Zum Beispiel haben Männer einen höheren Muskelanteil als Frauen. Du findest zwar leicht veränderte Tabellen für Frauen, Männer und verschiedene Altersklassen, aber der BMI ist trotzdem nur ein grober Richtwert.
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
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