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Experte: Serie „The Last of Us“ beruht auf „biologischen Fakten“

"The Last of Us": Wie realistisch ist die Serie?
Foto: Screenshot Trailer "The Last of Us" / HBO Max

In „The Last of Us“ kämpft die Menschheit gegen eine Pilzepidemie, die Menschen zu Zombies verwandelt. Wie realistisch ist die Gefahr von Pilzerkrankungen? Und wie viel Wahrheit steckt hinter den gezeigten Auswirkungen der Pilze auf ihre Wirte? Ein Mediziner und ein Biologe liefern Antworten.

Die Erfolgsserie „The Last of Us“ basiert eigentlich auf einem Videospiel, bei der Spieler:innen versuchen, die Zombieapokalypse zu beenden. Die Handlung der Serie, welche derzeit auf HBO Max ausgestrahlt wird, läuft ähnlich ab: Eine Pilzepidemie verwandelt Menschen in Zombie-ähnliche Geschöpfe, die alles daran setzen, den Erreger weiter auszubreiten. Ein Mädchen ist gegen die Infektion immun und soll die Basis für ein Gegengift liefern. Die Pandemie wurde durch die Klimakrise begünstigt.

Was nach Survival-Horror-Unterhaltung klingt, hat einen realen Hintergrund: Es gibt wirklich Pilze, die Lebewesen auf unheimliche Art und Weise steuern können – zum Beispiel Ophiocordyceps unilateralis, der vor allem Ameisen befällt. Der Mediziner Oliver Kurzai und der Biologe Martin Väth von der Universität Würzburg erklären im Interview mit Spektrum, wie realistisch das Szenario aus „The Last of Us“ wirklich ist.

„The Last of Us“: Wie realistisch ist die Pilz-Apokalypse?

Wer sich wegen der Pilz-Apokalypse sorgt, den kann Mediziner Kurzai beruhigen: „Wir brauchen keine Angst zu haben, dass ein Killerpilz auftaucht, bei seinen Opfern komplexe Verhaltensänderungen auslöst und in kurzer Zeit die Menschheit ausrottet.“ Doch der Experte räumt ein, dass die Serie auf „biologischen Fakten“ beruht, die „überspitzt weitergedacht wurden“. Zum Beispiel gebe es durchaus Pilze, die Menschen infizieren – und diese würden durch den Klimawandel beeinflusst. „Und wir kennen Erreger aus dieser Gruppe, die das Verhalten ihrer Wirte auf erstaunliche Weise manipulieren.“

Der Experte verweist zum Beispiel auf Pilzsporen, die Ameisen befallen. Sie gehören zur Art Ophiocordyceps unilateralis undwachsen in die Tiere hinein. Dort vermehren sie sich und steuern schließlich ihr Verhalten: Die Ameisen suchen einen Ort auf, an dem der Pilz gut gedeihen kann – in der Regel auf Pflanzen – beißen sich dort fest, und werden langsam vom Pilz konsumiert. Wie das funktioniert? Der Pilz schädige die Hirnsubstanz und produziere viele Chemikalien, die die Nervenzellen der Ameise beeinträchtigen, erklärt Kurzai. Doch: „Wie das genau funktioniert, weiß kein Mensch.“

Wie Pilze menschliches Verhalten beeinflussen

Kurzai ergänzt, dass auch komplexere Tiere wie Mäuse von Parasiten – allerdings keinen Pilzen – beeinflusst werden können. Sie nehmen ihnen die Angst vor Raubtieren, wodurch die Tiere öfter gefressen werden und der Parasit sich verbreiten kann. „Wenn das mit Mäusehirnen funktioniert, gibt es eigentlich nicht mehr viele Gründe, warum es mit menschlichen Gehirnen nicht gehen sollte“, urteilt der Experte. „Allerdings kennen wir keinen einzigen Fall, der auch nur annähernd so extrem wäre wie in ‚The Last of Us‘ dargestellt.“

Trotzdem wird der Mensch durchaus durch bestimmte Pilze beeinflusst, beziehungsweise durch ihre Stoffwechselprodukte. Als Beispiel nennt Biologe Väth Alkohol oder LSD: „Solche Stoffe manipulieren das menschliche Verhalten auf sehr vielschichtige Weise, wenn auch vorübergehend und nicht so umfassend wie bei den Ameisen.“

Wie gefährlich sind Pilze für Menschen?

Die meisten Pilze können bei Temperaturen um die 37 Grad nicht wachsen, weshalb sie den menschlichen Körper nicht infizieren. Auch unser Immunsystem schütze uns „sehr gut“, befindet Väth. Doch bestimmte Pilzarten können für Menschen problematisch werden.

Kurzai verweist auf eine Liste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu krankmachenden Pilzen, die vier Arten besonders hervorhebt. Eine davon, Candida auris, kann diverse Organe befallen und tödliche Erkrankungen bei Menschen auslösen. Der Pilz verursache zudem immer wieder gehäuft Infektionen in Krankenhäusern. „Er verursacht aktuell tatsächlich eine Pandemie, die allerdings viel langsamer voranschreitet als Viruspandemien wie Covid-19“, warnt Kurzai. Die zunehmende Ausbreitung des Pilzes sei weltweit zu beobachten – auch in Deutschland müsse man davon ausgehen, dass es über kurz oder lang zu erhöhten Fallzahlen kommt.

Pilzinfektionen: Können sich Menschen schützen?

Pilzinfektionen können also gefährlich werden. Zudem sind sie nicht so gut erforscht wie zum Beispiel bakterielle Infektionen und in der Regel komplexer zu behandeln. Was kann man tun, um sich vor Infektionen zu schützen?

Biologe Väth rät, „offensichtliche Risikofaktoren“ zu minimieren – zu diesen zählt er Rauchen und Übergewicht. „Gewisse Hygienestandards, eine gesunde Ernährung und körperliche Bewegung beugen Pilzinfektionen vor.“

Mediziner Kurzai verweist auf Impfungen. Impfungen gegen Pilzinfektionen sind den Experten nicht bekannt – auch hier weicht „The Last of Us“ also von der Realität ab. Doch gegen Viruserkrankungen der Atemwege, Grippe und Covid-19 gibt es sie durchaus. „Sowohl Grippe- als auch Covidpatienten, die einen schweren Krankheitsverlauf haben und auf Intensivstationen behandelt werden müssen, tragen ein erhebliches Risiko, Pilzinfektionen quasi obendrauf zu kriegen“, so der Experte. „Deshalb war die Covid-19-Pandemie von einer Pilzepidemie überlagert“ – unter anderem verursacht von Candida-Erregern, die auf immungeschwächte Patient:innen trafen. Wer sich mit Impfungen vor Virusinfektionen schützt, der schützt sich also indirekt auch vor Pilzerkrankungen, urteilt der Experte.

Hier der Teiler zur Serie „The Last of Us“:

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