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Absurder Trend? Grüne Rasenfarbe soll vertrocknetes Gras überdecken

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Foto: CC0 Public Domain – Pixabay/ myriams-fotos, huskyherz

Trockener Rasen ist momentan keine Seltenheit. Was tun? Die deutsche Firma Rilit stellt mit ihrem Produkt „Greengraswater“ eine ungewöhnliche Lösung vor – doch zielt diese am eigentlichen Problem vorbei.

Dieser Sommer war der sonnigste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1951. Und auch ein besonders trockenes Jahr – dementsprechend sehen viele Rasenflächen hierzulande eher braun und kahl aus. Der deutsche Städte- und Gemeindebund warnte zudem vor Wasserknappheit und hat kommunale Verwendungsverbote angedroht – einfach gießen ist also auch keine Option.

Was tun? Die Firma Rilit aus Endingen in Baden-Württemberg präsentiert eine vermeintlich einfache Lösung. In ihrem Sortiment führt sie ein Produkt namens „Greengraswater“. Der Name erklärt das Konzept: Dieses „Wasser“ kann man einfach auf den Rasen sprühen, damit er „grün“ wird – es handelt sich also um Rasenfarbe. Diese gibt es im Onlineshop in der 1-Liter-Sprühflasche zu kaufen, oder in Kanistern mit 2,5 bis 10 Litern Füllmenge. Auftragen lässt sie sich leicht selber, allerdings sollte man vorher den Rasen mähen und Gehwege abdecken.

Rilit: Absatz von Rasenfarbe steigt

Wie Vertriebsleiter Thomas Urbanczyk gegenüber dem Magazin Capital erklärt, hält die Farbe drei Monate. Pflanzen soll sie nicht schaden – auf der Verpackung ist sogar folgender Hinweis zu lesen: „Das ökologische Produkt hat die Handelsmarke ‚Der Blaue Engel‘ erhalten“. Auch Hinweise auf biologische Abbaubarkeit und Kompostierbarkeit sind enthalten.

Eine vollständige Liste der Inhaltsstoffe gibt es im Onlineshop nicht. Gegenüber Utopia erklärte Thomas Urbanczyk, die Farbe setze sich aus Wasser, wässrigen Acrylaten, Farbpigmenten sowie einem geringen Anteil Zusatzstoffen zusammen. Die exakte Zusammensetzung könne er nicht nennen, die sei ein Betriebsgeheimnis. Worum es sich bei den Zusatzstoffen handelt, ist uns also nicht bekannt. Auf Amazon wird darauf hingewiesen, dass das Produkt auch als Zeckenschutz und Flüssigdünger dient.

Rilit verkauft laut Capital 100 Tonnen Pflanzenfarbe im Jahr, und macht damit drei bis fünf Prozent des Gesamtgeschäfts. Diese gibt es auch beispielsweise in Gartencentern zu kaufen. Der Geschäftsführer betont, dass Kund:innen „Wert auf einen schönen Rasen“ legen – man könne ihm zufolge durchaus sagen, dass sie die Auswirkungen des Klimawandels verdrängen wollten.

Die Produktidee kommt ursprünglich aus den USA, in Kalifornien etwa ist sie schon recht populär. In Deutschland ist sie noch nicht so verbreitet. Doch das könnte sich ändern: Laut Urbanczyk konnte seine Firma den Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent steigern – trotz eines Brandes in der Fabrik. Der Trend halte an.

Utopia meint: „Greengraswater“ spart Wasser, ändert aber nichts an dem eigentlichen Problem

Die genaue Zusammensetzung der Rasenfarbe, insbesondere der Zusatzstoffe, ist nicht bekannt und lässt sich daher schwer einschätzen. Was die ökologische Wirkung angeht, lässt sich aber Folgendes sagen: Wer mit „Greengraswater“ den eigenen Rasen ansprüht, anstelle ihn zu bewässern, spart Wasser. Dem Rasen geht es dadurch natürlich nicht besser, dafür aber dem eigenen Empfinden – nun muss man sich nicht ständig mit Problemen wie Trockenheit und Dürre auseinandersetzen, wenn man aus dem Fenster schaut.

Hier liegt das Problem der Erfindung: Sie überdeckt das Problem bloß. Denn der vertrocknete Rasen vor unserer Haustür ist bloß ein Symptom eines viel größeren Problems: der Klimakrise. Einzelne Wetterereignisse lassen sich zwar nicht eindeutig auf den Klimawandel zurückführen. Aber extreme Wetterlagen – wie etwa Hitzewellen und Dürreperioden – verstärken sich durch den Klimawandel künftig und werden an Häufigkeit deutlich zunehmen. Dies wird passieren, egal wie viel Farbe wir auf dem Rasen verteilen. Wenn wir daran etwas ändern wollen, müssen wir (also auch Verbraucher:innen, aber vor allem Politik und Industrie) die Ursachen dieses Problems anpacken, nicht die Folgen kosmetisch überdecken.

Übrigens: Kurzer Rasen vertrocknet schneller als Gras, das länger wachsen darf. Wer „wilde Ecken“ mit heimischen Gräsern und Wildblumen pflanzt, unterstützt die Artenvielfalt und macht den Garten resistenter gegenüber Trockenheit. Mehr Infos und Tipps gibt es in diesem Artikel: Im Garten mit Trockenheit und Hitze umgehen: So geht’s

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