In Nordrhein-Westfalen sinkt der Grundwasserspiegel trotz starker Niederschläge in den vergangenen Monaten. Expert:innen befürchten daher Auswirkungen auf die Landwirtschaft.
Die anhaltende Trockenheit sorgt in Nordrhein-Westfalen zunehmend für Probleme. Die Waldbrandgefahr ist vergleichsweise hoch, kleinere Flüsse drohen auszutrocknen, und die Landwirt:innen schauen besorgt auf ihre Felder. „Wasser für Land- und Forstwirtschaft ist in der Tat ein Engpass, und ich befürchte, dass es schlimmer werden wird„, betonte Gewässer-Ökologe Daniel Hering von der Uni Duisburg-Essen gegenüber der Westdeutschen Allgemeine Zeitung (WAZ).
Das Getreide werde vielerorts viel zu früh reif und gelb, sagte eine Sprecherin der Landwirtschaftskammer NRW der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zufolge. „Das passiert durch die Trockenheit drei Wochen früher als sonst.“ Besonders folgenschwer sei die Trockenheit beim Wintergetreide, das um diese Jahreszeit noch keine tiefen Wurzeln habe. So habe bereits die Wintergerste eine Notreife entwickelt, was zu einem schwächeren Ertrag in der Ernste führt, wie Jan-Malte Wichern, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW laut WAZ erläuterte.
Wichern zufolge bestehe auch Sorge in Bezug auf Weizen und Roggen – also Getreide, die derzeit Wasser benötigen, um Körner zu bilden. Denn die Wetterprognosen sagen für die kommende Zeit wenig Regen voraus. Die Bewässerung der Felder seien laut dem Sprecher für Landwirt:innen, die momentan um ihre Ernte besorgt sind, wegen der hohen Kosten keine Option.
Trockenheit in NRW: Zu wenig neues Grundwasser
Einen Lösungsansatz sieht Hydrologe Hering in der Wasserspeicherung. Dies könne erreicht werden, indem Moore geschaffen und Waldflächen erweitert werden. Zusätzlich sollten auf landwirtschaftlichen Flächen weniger Drainagen verwendet werden. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern hat Nordrhein-Westfalen bisher keine Gebühren für Landwirt:innen eingeführt oder entsprechende Pläne in Bezug auf die Entnahme von Grundwasser vorgestellt.
Die nächsten Tage könnten zwar einige Schauer bringen, aber der trockenen Natur hilft das kaum. Über die Jahre fehle schon so viel Niederschlag, wie er statistisch gesehen in eineinviertel Jahren fällt, rechnete ein Sprecher des Ruhrverbands laut dpa vor.
Für Äcker sowie auch Wälder ist der Grundwasserspiegel bedeutend. Hering erklärte, dass an 60 Prozent der Messstellen in NRW im Mai noch nicht der Pegel aus dem Jahr 2016 erreicht wurde. Auch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz bestätigt, dass sich seit Jahren zu wenig neues Grundwasser bildet.
Monokulturen am anfälligsten
Hinsichtlich der stark ausgetrockneten Wälder, äußerte die NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) gegenüber der WAZ große Besorgnis. Trockenheit und Befall von Borkenkäfern haben ihr zufolge in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass in den Wäldern trockenes Restholz liegt, das leicht entzündbar ist.
Laut Gorißen hat es in diesem Jahr bereits auf rund sieben Hektar Waldfläche im Land gebrannt. Die Ministerin erwartet eine Zunahme der Waldbrandgefahr in den kommenden Jahren. Daher appelliert sie an private Waldbesitzer:innen, ihre Wälder in klimastabilere Mischwälder umzuwandeln. Diese sollten aus mindestens vier verschiedenen Baumarten bestehen. Dagegen seien Monokulturen wie reine Fichtenwälder am anfälligsten gegen Schädlinge und Waldbrände.
Volle Talsperren
Die Talsperren etwa im Einzugsbereich der Ruhr sind nach dem regenreichen Winter und Frühling hingegen gut gefüllt. „Das Wasser in den Talsperren wird reichen, selbst wenn es den ganzen Sommer nicht mehr regnen sollte“, sagte ein Sprecher des Ruhrverbands laut dpa. Über die Ruhr werden 4,6 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt. Auch Hering äußerte gegenüber der WAZ die Annahme, dass Trinkwasser nicht knapp werde.
Erste Stadt zum Wassersparen aufgerufen
Beim sogenannten „pflanzenverfügbaren Wasser“ geht der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums inzwischen davon aus, dass Pflanzen in weiten Teilen des Rheinlands und auch im Münsterland schon nicht mehr in der Lage sind, noch Feuchtigkeit aus dem Boden zu ziehen. Viele Pflanzen halten das nicht lange aus und vertrocknen.
Als erste Kommune in NRW hat die Stadt Emmerich am Rhein zum Wassersparen aufgerufen, wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) berichtet. Bewohner:innen sollen demnach darauf verzichten, ihre Gärten zu bewässern und eigene Swimmingpools zu füllen. Weitere Kommunen überlegen, ähnliche Maßnahmen einzuführen.
Mit Material der dpa
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