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Erste Kommunen wollen Wassernutzung einschränken

Wassernutzung
Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Ein Landkreis in Niedersachsen hat aufgrund von Trockenheit und niedrigen Grundwasserständen die Wassernutzung eingeschränkt. Weitere Kommunen erwägen, ähnliche Einschränkungen vorzunehmen. Außerdem rufen Wasserverbände dazu auf, den Wasserverbrauch zu reduzieren.

Angesichts anhaltender Trockenheit und niedriger Grundwasserstände planen mehrere Kommunen in Niedersachsen Einschränkungen bei der Wassernutzung. Allerdings handelt es sich dabei nur um die Minderheit der Landkreise und kreisfreien Städte zwischen Harz und Nordsee, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Beregnung von Grünflächen nicht mehr erlaubt

Der Landkreis Nienburg hat mit einer Allgemeinverfügung die Einschränkung von Wasserentnahmen aus Brunnen und aus der öffentlichen Wasserversorgung erlassen. Demnach dürfen Grünflächen ab einer Temperatur von 24 Grad Celsius zwischen 11.00 und 19.00 Uhr nicht mehr beregnet werden, wie die Verwaltung mitteilte. Dies gilt für Grünflächen wie Parkanlagen, Gärten oder Sportanlagen sowie land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen. Eine ähnliche Einschränkung gab es im Landkreis Nienburg bereits im Jahr 2022.

Die Begründung der Verwaltung: Bereits jetzt werden an einer Vielzahl von Messstellen in dem Gebiet die historischen Tiefstände des Trockenjahres 2018 unterschritten. Der im vergangenen Winter und Frühjahr gefallene Niederschlag habe nicht zu einer nachhaltigen Erhöhung der Grundwasserstände beitragen können, hieß es. Die Einschränkung gilt bis Ende September.

Auch der Landkreis Lüneburg plant Einschränkungen bei der Wassernutzung, wie eine Sprecherin mitteilte. Details wurden zunächst nicht genannt. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg arbeitet derzeit ebenfalls an einer entsprechenden Allgemeinverfügung.

Landkreis appelliert zum Wassersparen

Der Landkreis Celle appelliert an die Bürger:innen, ihre Rasenflächen möglichst nicht zu bewässern. Die Verwendung eines Rasensprengers verbraucht etwa 800 Liter Wasser pro Stunde, was dem wöchentlichen Wasserverbrauch eines Menschen entspricht. Falls eine Bewässerung unumgänglich ist, wird empfohlen, dies ausschließlich in den frühen Morgenstunden oder späten Abendstunden zu tun, um eine hohe Verdunstung des Wassers in der Hitze zu vermeiden. Darüber hinaus sollten die Menschen Regenwasser sammeln und sorgfältig abwägen, ob eine Nachfüllung des eigenen Pools wirklich erforderlich ist.

Bewässerung seit 30 Jahren geregelt

Im Landkreis Harburg gilt seit mehr als 30 Jahren eine Bestimmung, die die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen und Sportplätze regelt. Demnach dürfen wegen der hohen Verdunstungsverluste bei starker Sonneneinstrahlung mit Temperaturen über 25 Grad von 12.00 bis 17.00 Uhr Flächen nicht beregnet werden. Vor dem Hintergrund des Klimawandels habe der Landkreis das Thema fortlaufend im Blick und prüfe, welche Regelungen zum Erhalt der Grundwasserbestände erforderlich seien, erläuterte ein Sprecher.

Die Mehrheit der Landkreise und Städte hat zwar noch keine Maßnahmen ergriffen, sie behalten es sich aber bei anhaltender Trockenheit vor, eine solche Einschränkung zu erlassen. Dies erklärten etwa die Landkreise Diepholz, Schaumburg und Osnabrück. Die Stadt Braunschweig teilte mit, dass es aufgrund der anhaltenden Trockenheit sehr wahrscheinlich sei, dass wie bereits im Vorjahr die Trinkwassernutzung etwa zur Beregnung landwirtschaftlicher Flächen oder von Parks und Gärten zeitlich eingeschränkt werden müsse. Auch Sportplätze könnten dann davon betroffen sein.

Trinkwassernutzung zeitlich eingeschränkt

Der Landkreis Oldenburg beschränkt ab einem bestimmten Pegelstand lediglich die Wasserentnahme aus der Hunte. Zudem soll die Bevölkerung zum Wassersparen aufgerufen werden. Die Stadt Braunschweig teilte mit, lediglich die Trinkwassernutzung zur Beregnung durch eine Allgemeinverfügung zeitlich einzuschränken. Grundwasser aus Brunnen darf also weiterhin etwa zum Rasensprengen verwendet werden.

Es habe in den vergangenen Jahren schon eine Sensibilisierung der Menschen stattgefunden, teilte die Stadt Emden mit. Der Umgang mit der Ressource Wasser müsse sich insgesamt aber weiter ändern. „Grundwasser, was dann schließlich zum wertvollen Trinkwasser wird, ist bekanntlich endlich.“

Landwirt:innen müssen für Wasser zahlen

Um Landwirt:innen zu einem sparsamen Wasserverbrauch zu bewegen, wollen immer mehr Bundesländer sie zur Kasse bitten. Zuletzt hatte etwa die Ampel-Regierung in Rheinland-Pfalz angekündigt, künftig Geld für die Entnahme von Grund- und Oberflächenwasser in der Land- und Forstwirtschaft zu kassieren.

In anderen Bundesländern gibt es teils bereits entsprechende Regelungen oder sie werden diskutiert, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben hat. Bisher waren Landwirt:innen meist von den Entgelten für die Wasserentnahme ausgenommen oder erhielten sogar Teile des Geldes als Ausgleich für einen geringen Einsatz von Düngemitteln.

Dürre in Europa wahrscheinlicher und intensiver geworden

„Durch den Klimawandel sind Dürren in Europa deutlich wahrscheinlicher und auch intensiver geworden“, sagte Klimaforscher Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur. Es sei schlicht wärmer geworden – in Deutschland im Durchschnitt um zwei Grad – und dadurch die Winter kürzer, in denen sich Grundwasser, Seen und Böden wieder auffüllten. Außerdem gebe es zunehmend langanhaltende Wetterlagen – etwa Hochdruckgebiete ohne Regenfälle.

Laut dem Dürre-Monitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung herrschte Anfang Juni in mehreren Bundesländern in tieferen Bodenschichten außergewöhnliche Dürre. Das entspricht der fünften von fünf Stufen auf dem Dürre-Monitor. Betroffen waren vor allem Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Brandenburg und Berlin. Viele Pflanzen beziehen ihr Wasser aus den tieferen Bodenschichten bis 1,8 Meter Tiefe.

Die Folgen der vielen Trockenheit in Deutschland sieht man beispielsweise im Harz. Dort wurden über 80 Prozent des Fichtenwaldes in den vergangenen Jahren zerstört – vor allem, weil die Bäume wegen Wassermangels anfällig für den Schädlingskäfer sind.

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