Der Journalist Andreas Sator hat sich in den letzten zwei Monaten umfassend mit veganen Ersatzprodukten auseinandergesetzt. Am Ende seiner Recherchen stand fest: Er muss seine bisherige Meinung revidieren.
Andreas Sator ist, wie er selbst in Der Standard schreibt, kein „typischer Umweltschützer“. Denn: Fleischprodukte bedeuten für ihn Genuss und Assoziationen an eine unbeschwerte Kindheit. Deshalb nimmt er sie trotz Umweltbedenken immer mal wieder zu sich. Von Fleischersatzprodukten hielt er bislang nicht viel. Er empfand sie als eklig und ungesund. In den letzten acht Wochen stellte er diese Annahme auf die Probe. Er testete sich durch ein vielseitiges Angebot an unterschiedlichen Ersatzprodukten und sprach mit einer Ernährungswissenschaftlerin über den gesundheitlichen Mehrwert der Produkte.
Seine Meinung hat sich durch die ausgiebige Recherche geändert. In einem Twitter-Thread erläutert er, dass er Ersatzprodukte zumindest teilweise als wertvolle Fleischalternativen wahrnimmt. Sie könnten deshalb wesentlich dazu beitragen, den Fleischkonsum unserer Gesellschaft zu senken.
Pflanzliche Alternativen größtenteils geschmacklich überzeugend
Laut Sator können Fleischliebhaber:innen besonders die Fleischprodukte gut ersetzen, die sowieso stark verarbeitet sind. Dazu gehören etwa Wurst, Nuggets oder Leberkäse. Zu diesen hochverarbeiteten Produkten gibt es besonders viele pflanzlichen Alternativen.
Der Journalist betont jedoch, dass er im Supermarkt auch auf einige Ersatzprodukte stieß, die für ihn kaum essbar waren. Es brauche deshalb anfangs etwas Zeit und Geduld, um sich durch einige pflanzliche Alternativen zu testen.
Zu den Ersatzprodukten, die Sator selbst besonders überzeugt haben, gehören etwa die Extrawurst, der Beyond-Meat-Burger aus Erbsen und der Leberkäse von Pflanzerei. Er geht davon aus, dass solche und andere vegane Alternativen ihm zukünftig dabei helfen werden, seinen Fleischkonsum noch stärker zu reduzieren.
Bezüglich des Motivs für diese Ernährungsumstellung bezieht sich Sator vor allem auf Klima- und Umweltschutz. Würden mehr Menschen auf Ersatzprodukte ausweichen, ließe sich beispielsweise viel Fläche einsparen, die für die Tierhaltung notwendig ist. Freie Flächen könnte man weniger intensiv bewirtschaften oder vollständig unter Naturschutz stellen.
Wie gesund sind Ersatzprodukte?
Viele Menschen meiden Ersatzprodukte, weil diese lange Zutatenlisten haben, viele synthetische Stoffe enthalten und deshalb als ungesund wahrgenommen werden. Aus Gesprächen mit der Ernährungswissenschaftlerin Petra Rust der Universität Wien schlussfolgert Sator: Diese Sorge ist oft unbegründet.
Auch viele Fleischprodukte seien, so die Expertin im Standard-Artikel, hochverarbeitet und enthielten Zusatzstoffe. Doch lange Zutatenlisten seien auch nicht automatisch schlecht – es komme auf die einzelnen Inhaltsstoffe an, die verarbeitet wurden. Der vegane Leberkäse von Eh Wurst habe beispielsweise zwar eine relativ lange Zutatenliste, darunter jedoch „Nix Verwerfliches“, so Rust.
Sator betont in dem Artikel zudem, dass Fleisch, Milch und andere tierische Produkte zwar in der Gesellschaft oft als „natürlich“ wahrgenommen werden. Für ihn habe die Massentierhaltung jedoch nichts mit Natürlichkeit zu tun. Schließlich sei die konventionelle Landwirtschaft von viel zu engen Ställen, hochgezüchteten Tieren und allgemein der Unterdrückung der natürlichen Instinkte der Tiere geprägt.
Landwirt:innen: Abwehrhaltung gegenüber Ersatzprodukten
Doch wenn alle Menschen aufhören Fleisch zu essen, was ist dann mit Landwirt:innen, die vom Fleischverkauf leben? Auch mit diesem Argument hat sich Sator beschäftigt. Tatsächlich wäre es für Landwirt:innen unter den aktuellen Bedingungen sehr schwierig, nur von Pflanzenanbau zu leben. Dafür bräuchte es deutlich mehr Fläche. Sator schlägt deshalb vor, dass Fleischprodukte generell deutlich teurer werden müssten. Nur mit höheren Preisen sei es möglich, hochqualitatives Fleisch herzustellen und Tiere artgerechter zu halten.
Zudem könnten Landwirt:innen auch auf ganz neuen, innovativen Wegen Geld verdienen. Eine Möglichkeit seien sogenannte Agro-Photovoltaik-Anlagen. Dabei werden Flächen gleichzeitig landwirtschaftlich und zur Produktion von Solarenergie genutzt.
Laut Sator ist es jedoch wichtig, dass sich landwirtschaftliche Betriebe von ihrer Abwehrhaltung gegenüber Ersatzprodukten lösen und bereit sind sich an umweltfreundlichen Lösungen zu beteiligen. Dann gäbe es bald auch mehr regional hergestellte Ersatzprodukte zu kaufen.
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