Paleo, keto, pescetarisch, vegan – es gibt zahlreiche Ernährungsformen. Doch wie gesund sind sie und wie klimafreundlich? Eine amerikanische Studie hat sich diesen Fragen gewidmet. Zwei Ernährungsformen schnitten besonders schlecht ab.
Eine Studie, die im „American Journal of Clinical Nutrition“ veröffentlicht wurde, hat verschiedene Essgewohnheiten untersucht. Die Forscher:innen wollten wissen, wie gesund bestimmte Ernährungsformen und Diäten sind – und wie klimafreundlich. Das Ergebnis fiel gemischt aus, die Ernährungsformen ketogen und Paleo enttäuschten doppelt.
Studie: Wie klimafreundlich und gesund sind Ernährungsformen?
Für ihre Untersuchung haben Forscher:innen Daten einer statistischen Erhebung des National Center for Health Statistics der Vereinigten Staaten neu ausgewertet. Der Datensatz der NHANES-Studie basiert auf Angaben zur eigenen Ernährung von 16.800 erwachsenen US-Bürger:innen im Zeitraum von 2005 bis 2010. Die Befragten hatten dabei im Abstand weniger Tage zweimal angegeben, was sie in den vergangenen 24 Stunden konsumiert hatten und wie viel davon. 388 Beobachtungen haben Forscher:innen ausgeschlossen – zum Beispiel dann, wenn die Teilnehmer:innen eine Ernährungsweise aufwiesen, die mehreren Ernährungsdefinitionen entsprach.
Die Daten der übrigen 16.412 Teilnehmer:innen teilten die Forscher:innen in sechs Ernährungsweisen ein: omnivor, vegetarisch, pescetarisch, vegan, keto und paleo. Pescetarier:innen essen kein Fleisch, aber Fisch, Meeresfrüchte und andere tierische Produkte wie Eier und Milch. Menschen, die eine Paleo-Diät machen, wollen sich an der Ernährung der Steinzeit orientieren – bevor der Mensch sesshaft wurde: Sie verzichten zum Beispiel auf Milch, Zucker und Getreide, essen aber unter anderem Fleisch, Eier und Nüsse. Wer sich ketogen ernährt, nimmt bis zu 80 Prozent der Kalorien über Fette auf.
Die Forscher:innen bewerteten die Angaben zur Ernährung auf zwei Arten: einmal nach der Qualität – also wie gesund der Ernährungsstil ist – und einmal nach der Klimabilanz. Für die erste Analyse vergaben die Autor:innen Punkte für bestimmte Lebensmittelgruppen. Je höher die Punktzahl, desto näher ist die Ernährung an den Empfehlungen für eine gesunde Ernährung. Außerdem berechneten die Forscher:innen, wie hoch die durchschnittlichen Treibhausgasemissionen jeder Diät waren – pro Tag und 1000 Kilokalorien.
Ergebnis: Pescetarisch besonders gesund, vegan besonders klimafreundlich
Das Ergebnis: In Sachen Klimabilanz schnitt die vegane Ernährung am besten ab: Sie kam auf etwa 0,69 CO2-Äquivalente je 1.000 Kilokalorien. Ihr folgten die vegetarische Ernährungsweise, dann die pescetarische, gefolgt von der omnivoren. Die Paleo- und die Keto-Ernährung schnitten noch etwas schlechter ab: mit circa 2,62 beziehungsweise 2,91 Kilo CO2-Äquivalente je 1.000 Kilokalorien. Sie beinhalten unter anderem Fleisch – genau wie die omnivore Ernährung. Fleischsorten wie Rind- sowie Schweinefleisch haben dabei eine besonders schlechte Klimabilanz. Denn um sie zu produzieren, müssen Tiere jahrelang mit Futter und Wasser versorgt werden. Rinder produzieren zudem klimaschädliches Methan.
Auch was die Nährstoffe angeht, konnten Keto- und Paleo-Diäten nicht überzeugen – sie erreichten die niedrigste Punktzahl. Bei der Qualität schnitt die pescetarische Diät am besten ab – gefolgt von der vegetarischen und der veganen. Omnivore bildeten das Mittelfeld.
Die Studie zeichnet also ein klares Bild verschiedener Ernährungsstile. Doch gilt es zu beachten, dass es sich um Daten handelt, die auf der Ernährung in den vergangenen 24 Stunden basieren – sie bilden keinen längeren Zeitraum ab. Bei der Einordnung der Daten in verschiedene Ernährungsstile waren die Forscher:innen außerdem nicht besonders streng: Hatte ein:e Teilnehmer:in zum Beispiel weniger als 14 Gramm Fleisch, Geflügel oder Meeresfrüchte konsumiert, konnten sie trotzdem als Vegetarier:in eingeordnet werden. Den Autor:innen zufolge könne man schließlich auch aus Versehen ein Lebensmittel verzehren, das eine Zutat enthält, die nicht zur eigenen Lebensweise passt. Das kann sich auf die Auswertung der Qualität und Klimabilanz auswirken.
Ernährungsformen Paleo und Keto in der Kritik
Hans Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin, spricht sich gegenüber Spiegel gegen die Ernährungsformen Paleo und Keto aus. Fleisch mache schnell satt, deshalb könnten die Formen kurzfristig beim Abnehmen helfen. Aber langfristig sei so eine Ernährung ungesund und kaum durchzuhalten. Er zweifelt zudem an dem Prinzip hinter der Paleo-Diät – nämlich, dass sie die Ernährungsweise von Menschen in der Steinzeit darstellt.
„Der Fleischkonsum der Menschen aus der Steinzeit wird überschätzt, wahrscheinlich haben sie sehr viel mehr Pflanzen gegessen“, so der Experte. Das Gebiss von Steinzeitmenschen deute zum Beispiel darauf hin, dass sie viel Körner von wildem Getreide gekaut hätten – dabei ist Getreide bei der Paleo-Diät tabu.
Studienautor Donald Rose betont gegenüber dem Spiegel, dass viele Menschen daran interessiert seien, auf eine pflanzliche Ernährung umzusteigen. „Basierend auf unseren Ergebnissen wäre das gesund und würden den CO₂-Fußabdruck verringern.“ Die Studie betont außerdem den Vorteil von weniger Fleischkonsum. Würden sich etwa ein Drittel der omnivor-lebenden Menschen in den USA einen Tag pro Woche fleischfrei ernähren und die Produktion entsprechend umgestellt, würden dadurch die Emissionen einer fast 340 Millionen Kilometer langen Autofahrt eingespart.
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