Eine schnarchende Bulldogge hier, eine erschreckte Katze dort. Videos von Tieren belustigen in den sozialen Medien viele Menschen. Was harmlos scheint, ist aber meist schon mit Tierleid verbunden.
Social Media-Plattformen wie TikTok und Instagram sind voll mit lustigen und rührenden Tiervideos. In Clips werden Katzen mit einer Gurke erschreckt oder Hunde aus reißenden Flüssen gerettet. Für die Tiere sind die harmlos wirkenden Videos teilweise jedoch alles andere als lustig. Welche Inhalte auf Tierquälerei hinweisen, erklärt die Welttierschutzgesellschaft (WTG).
Die Tierschützer:innen unterteilen Inhalte, in denen Tiere gequält werden (könnten), in zwei Formen: „eindeutiges Tierleid“ und „Tierleidverdacht“.
Solche Videos zeigen eindeutiges Tierleid
Als eindeutiges Tierleid gilt, wenn es Tieren physisch und/oder psychisch schlecht geht. Das zeigt sich unter anderem in der Darstellung folgenden Begebenheiten:
- Rohe Gewalt gegen Tiere: Dazu gehört, wenn Tiere mutwillig verletzt, zertreten, sowie lebendig gegessen oder zubereitet werden. Aber auch, wenn Menschen ihnen die Tatzen verkleben, ihnen die Schnauze mit Klebeband zukleben und sie tätowieren oder piercen.
- Vermeidbarer menschlicher Kontakt: Wenn Menschen privat im Haushalt Wildtiere halten oder sie für Selfies nutzen.
- Vermeintliche Tierrettungen: Teilweise werden laut der WTG Tiere in Gefahr gebracht und dann für das Video wieder aus der Situation „gerettet“. Als Zuschauer:in ist es schwierig anhand des Videos zu erkennen, ob die Tiere für die angebliche Rettungsaktion in Gefahr gebracht wurden.
- Qualzucht: Die WTG definiert Qualzucht nicht grundsätzlich nach der Rasse, sondern anhand der leidenden Individuen. Beispiele dafür sind Hunde, die durch kurze Nasen Probleme mit der Atmung haben oder auch Katzen, die aufgrund ihrer Kurzköpfigkeit (Brachyzephalie) oder Kleinwüchsigkeit lebenslang leiden. Die unkritische Darstellung überzüchteter Tiere normalisiert demzufolge Tierleid und befördert den Trend solche Qualzuchten zu halten.
Das bedeutet Tierleidverdacht
Manches Verhalten von Menschen in Videos in den sozialen Medien deuten zwar auf eindeutiges Tierleid hin, können aber ohne Kontext oder Präzision nicht klar als solches deklariert werden. In solchen Fällen spricht der WTG von „Tierleidverdacht“.
- Enger Kontakt zu Wildtieren: Dabei könnte es sich laut WTG auch um Videos aus einer Auffangstation handeln.
- Verkleidete Tiere: Verkleidete Tiere können auf Tierleid hindeuten. Darum handelt es sich eindeutig, wenn das Tier stark oder über einen längeren Zeitraum in den Bewegungen eingeschränkt oder offensichtlich gestresst ist.
- Tanzende Tiere: Aufnahmen von tanzenden Tieren zeigen oftmals kein direktes Tierleid. Inwieweit die Performance jedoch mit Leid verbunden ist, hängt vom Training und der Mensch-Tier-Beziehung ab. Sollte ein Video zeigen, dass Tiere mit Gewalt in die Situation gebracht worden sein, handelt es sich wiederum um eindeutiges Tierleid.
- Falsch gefütterte Tiere: Im Zuge von sogenannten #Mukbang-Challenges werden Hunde beispielsweise mit Avocados, gewürztem Fleisch oder Schokolade gefüttert. Es sei schwer zuzuordnen anhand der Aufnahmen, inwieweit Tiere falsch ernährt werden.
- Fixierte, aggressive Tiere: Im Falle von Notwehr kann es laut WTG legitim sein, einen aggressiven Hund rabiat zu fixieren.
- Bilder von Tieren in Mikrowellen oder Waschmaschinen: Laut der Welttiergesellschaft müsse eine Aufnahme von einem Tier in Haushaltsgeräten nicht gleich auf Tierleid hinweisen. Diese könnten für manche Vierbeiner der selbst ausgesuchte Lieblingsplatz sein. Um eindeutiges Tierleid handelt es sich jedoch, wenn Tiere offensichtlich eingesperrt oder gestresst sind.
Für die Welttierschutzgesellschaft stellt fehlender Respekt vor Tieren bereits eine Vorstufe von Tierleid dar. Denn manche Videos zeigen ängstliche oder irritierte Tiere, die nicht direkt Leid erfahren. Dennoch animiere das laut den Tierschützer:innen zum Nachahmen und sorge dafür, dass solche Inhalte überhaupt generiert werden.
Auch wenn bei einigen Videos nicht offensichtlich hervorgeht, ob Tiere gequält werden, gilt für die WTG „im Zweifel für das Tier“. Somit geht die Organisation von Tierleid aus, bis das Gegenteil deutlich wird. Um einzuschätzen, wie schlecht es Tieren in den Videos wirklich geht, müsse man sich mit der Psychologie oder den Verhaltensmustern der Tiere gut auskennen, erklärte Kathrin Strehle, Journalistin und Hundetrainerin laut Redaktionsnetzwerk Deutschland bei einem Kongress der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Rechtliche Lage in Deutschland
In Deutschland gilt das Tierschutzgesetz. Darin heißt es: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen“. Wer dagegen verstößt kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe bestraft werden.
Was tun, wenn Tierleid in Videos zu sehen ist?
Sollten User:innen in den sozialen Medien Videos finden, in denen eventuell Tiere gequält werden, empfiehlt Hundetrainerin Strehle die Inhalte nicht zu teilen, nicht zu speichern, nicht wiederholt anzuschauen, nicht zu liken und nicht zu kommentieren. Das alles sorge dafür, dass der Inhalt vom Algorithmus höher eingestuft wird. Auch die Welttierschutzgesellschaft rät von jeglicher Interaktion ab. Einzige Ausnahme seien Aufnahmen, die über Missstände aufklären. Stattdessen empfehlen die Tierschützer:innen Inhalte mit Tierqual an die Betreiber der Social Media-Plattformen zu melden.
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