Die Plastiktüte ist noch immer eine der großen Öko-Sünden unserer Zeit. Die Papiertüte „Paper John“ will ihr den Garaus machen – auch im Supermarkt.
Die Idee wirkt zunächst bescheiden: PaperJohn ist scheinbar einfach nur eine kompostierbare Papiertüte aus Recyclingpapier. Auch wenn Papiertüten für den Gewässerschutz eindeutig besser sind, haben sie nicht unbedingt eine bessere Gesamt-Ökobilanz als Plastiktüten (UBA), auch weil sie häufig nur einmal genutzt werden – was wiederum auch an ihrer Gestaltung liegt.
PaperJohn geht diesen Umstand an: Die Tüte ist extrem robust gebaut und als Papier-Rucksack konzipiert, den man sowohl auf dem Rücken als auch über der Schulter tragen kann. Als Papier will PaperJohn ein spezielles Kraftpapier verwenden. Es besteht teils aus recyceltem Papier, teils aus FSC-zertifiziertem Neupapier – letzteres ist notwendig, weil durch mehrfaches Recycling die Fasern zu kurz werden für festes Papier.
„Bei Produktionsbeginn wollen wir mit einem Zulieferer zusammenarbeiten, der den Neupapieranteil möglichst gering hält“, so Dennis Rasch, Managing Partner bei PaperJohn. „Unser Ziel ist eine Produktion in Deutschland, vielleicht auch in Warschau.“ Der derzeit verwendete Klebstoff ist wasserbasiert und vegan, PaperJohn soll damit auch stärkeren Regen problemlos überstehen.
Allerdings richtet sich PaperJohn nicht vornehmlich an den Endkunden, stattdessen will man dem Einzelhandel die Tüte schmackhaft machen. „Die Idee ist, dass der PaperJohn eingreift, wenn eine mitgebrachte Tasche vergessen wurde oder man spontan einkaufen geht“, sagt Dennis Rasch von PaperJohn. Die bisherigen Kontakte mit den Händlern waren seiner Aussage nach durchweg positiv, es besteht reales Interesse. Und das ist auch gut so: Jeder EU-Bürger schmeißt etwa 20 „Einwegkunststofftüten“ pro Jahr weg, die meisten kommen fraglos aus ungeplanten Einkaufssituationen und sorgen für allerlei Probleme (siehe „Macht Schluss mit der Plastiktüte!„).
Was PaperJohn noch braucht, ist eine (sehr teure) Produktionsmaschine, die den größten Teil der Tüte herstellt. „Eine Alternative zu einer Maschine gibt es nicht – Produktion in China per Hand kommt für uns nicht in Frage“, sagt Rasch. Nur mit der Maschine will man niedrige Preise, faire Produktionsbedingungen und einen geringen ökologischen Fußabdruck beim Transport in Deutschland oder zumindest aus dem nahen Ausland sicherstellen können.
Die in Deutschland zu produzierende Maschine will PaperJohn über eine Crowdfunding-Kampagne finanzieren – jeder kann mitmachen via www.startnext.com/paperjohn (Hintergründe im Beitrag „Crowdfunding-Plattformen„).
Utopia meint: Ein in mehrfacher Hinsicht gewagtes Projekt, das wir dennoch unterstützenswert finden. Typischerweise richten sich Crowdfunding-Projekte an Endverbraucher – man darf gespannt sein, ob in Deutschland schon genügend ökologisch denkende Unternehmer als Schwarmfinanzierer unterwegs sind, um diese Finanzierung zu ermöglichen.
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