Lebensmittelverschwendung entsteht leider noch viel zu oft durch Unwissenheit: Ist das Obst noch genießbar? Sollte ich den Käse nicht lieber doch wegschmeißen? Forschungsergebnisse aus den USA geben jetzt aber Hoffnung auf smarte Etiketten, die sich verfärben, wenn Essen verdirbt.
MHD, drei Buchstaben, die eine ganze Gesellschaft verunsichern. Denn das Mindesthaltbarkeitsdatum, wofür die Abkürzung steht, ist für viele immer noch ein großes Fragezeichen. Es ist meist die einzige Orientierungshilfe, wenn es um die Haltbarkeit von Lebensmitteln geht. Trotzdem – und das ist der wahrscheinlich größte Knackpunkt – ist es keine magische Grenze, ab der Essen nicht mehr genießbar ist.
Diese Erkenntnis hat sich noch nicht breitflächig durchgesetzt, nicht umsonst wirbt die Bundesregierung mit ihrer Aktion „Zu gut für die Tonne“ für mehr Bewusstsein im Umgang mit Lebensmitteln. Denn von denen schmeißen wir immer noch viel zu viel weg.
Damit sich das ändert, hilft natürlich Aufklärung. Der Mensch mag es aber bequem, weswegen wohl eine Erfindung aus den USA deutlich mehr Chancen hätte, Lebensmittelverschwendung wirkungsvoll einzudämmen. Die Forschungsergebnisse dazu wurden im Rahmen des 254. Nationalen Treffens der American Chemical Society (ACS) vorgestellt.
Demnach hat das Team um die Chemikerin Silvana Andreescu spezielle Sensoren aus Papier entwickelt, die je nach Fertigung bestimmte Stoffe ausmachen und sich verfärben. Je stärker die Konzentration der gesuchten Chemikalie, desto stärker die Verfärbung.
Papiersensor für Lebensmittel und Kosmetik
Deswegen lassen sich die Sensoren auch besonders vielfältig einsetzen: Die Forscher haben bereits umfangreiche Tests mit Antioxidantien durchgeführt, mit denen sich beispielsweise Tees und Weine bestimmen ließen. Ebenso könnten Expeditionen medizinisch wertvolle Pflanzen in Urwäldern nur mit den kleinen Papierpunkten bestimmen. Und man könnte sagen, wann Kosmetik oder Lebensmittel schlecht werden.
Die Forschung dazu steht zwar noch weit am Anfang. So gibt Andreescu keine Details zur Funktionsweise, sondern verrät nur so viel: Auf dem Papier befinden sich stabile, anorganische Teilchen. Diese gehen mit der Substanz, die man nachweisen will, eine sogenannte Redoxreaktion ein, wie man sie aus dem Chemieunterricht von der berühmten Knallgasprobe kennt.
Erste Tests mit einem Schimmelpilzgift, das sich beispielsweise in Müsli oder Kaffee bilden kann, verliefen bereits positiv. In weiteren Schritten wollen Andreescu und ihr Team Papiersensoren für Escherichia-Coli-Bakterien sowie Salmonellen entwickeln. Diese könnten langfristig dann in smarte Etiketten eingebaut werden.
So sinnvoll die smarten Papierpunkte für bestimmte Bereiche sein können, sollten wir uns vielleicht öfter einmal auf kostenlose Sensoren verlassen, die jeder hat: Nase, Augen und Mund. Denn ob Lebensmittel noch genießbar sind oder nicht, lässt sich meist mit einer einfachen Geruchs- oder Sichtprobe erkennen. Und an einem Schluck vergorenem Safts oder saurer Milch ist auch noch niemand gestorben.
GASTBEITRAG aus enorm
Text: Vincent Halang
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