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Ein Kleid für 365 Tage

Foto © Zippora Marti

Im Kleiderschrank Berge von Hosen, T-Shirts, Kleidern und Pullovern und doch nichts anzuziehen? Bloggerin Zippora Marti will rausfinden, was man wirklich braucht – und trägt deshalb ein Jahr lang nur ein Kleid. Im Interview erzählt sie, wie sie sich das Jahr vorstellt – und freut sich schon darauf.

Zippora, Du willst 365 Tage das gleiche Kleid tragen – warum?

Ich setze mich schon lange mit den Themen Fairness und Nachhaltigkeit auseinander. Wenn man sich den Kleiderverschleiß und die allgemeine Konsumwut unserer Gesellschaft anschaut, macht es auf jeden Fall Sinn, zu reduzieren. Diese radikale Idee, ein Jahr ein Kleid zu tragen, ist für mich eine Antwort und ein Gegenpol zugleich. Außerdem möchte ich herausfinden, was ich wirklich brauche und dadurch mehr Zeit für die wichtigen Dinge im Leben haben.

Ist es auch das, was Du Dir von dem Jahr erwartest: mehr Einfachheit?

Ja, ich will mein gesamtes Leben ein bisschen vereinfachen und dadurch auch Zeit sparen. Bei mir kommt es oft vor, dass ich aufstehe und nicht weiß, was ich anziehen soll. Erst heute Morgen stand ich vor dem Kleiderschrank und dachte mir: Hätte ich doch bloß schon mein Kleid, dann wäre wenigstens diese Frage geklärt.

Du freust Dich also auf das Projekt?

Ja, total. Auch wenn sich das vielleicht blöd anhört, aber ich bin dies bezüglich ein bisschen langweilig; wenn mir etwas gefällt, kann ich das die ganze Zeit tragen. Und nun habe ich sogar ein Teil, welches nach meinen Wünschen gefertigt wird, sozusagen das perfekte Kleid für mich, da werde ich mich hoffentlich auch jeden Tag darauf freuen.

Du hast Dich also schon für ein Kleid entschieden?

Ja, es ist in Zusammenarbeit mit Etris, einem kleinen Label aus Bern, entstanden. Ich wollte ein Label vertreten, welches sich um Nachhaltigkeit und Fairness ebenso kümmert wie ich. Etris wurde 2016 gegründet und erfüllt wirklich alle meine Kriterien. Sie arbeiten hauptsächlich mit Stoffen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland und lassen die Kleider im Tessin in der Schweiz fertigen.

Ein Kleid für ein Jahr! (Foto @ Zippora Marti)

Aber Du willst das Kleid zwischendurch doch bestimmt waschen. Oder was, wenn es kaputt geht?

Ich schlafe ja nicht in dem Kleid oder mache auch keinen Sport darin. Bis jetzt stelle ich mir das sehr einfach vor – wobei alle, denen ich das erzähle, anderer Meinung sind. Nach der Arbeit wasche ich das Kleid einfach von Hand, wringe es aus und hänge es auf. Ich habe extra einen ziemlich feinen Stoff ausgesucht und hoffe einfach, dass es schnell genug  trocknet, so dass ich es jeweils am Morgen wieder anziehen kann. Sollte es kaputt gehen, muss ich das Projekt vielleicht für ein paar Tage aussetzen, bis ein neues bereit ist. Meine größte Herausforderung ist eher, konstant jeden Tag ein Bild von dem Kleid zu machen.

Wie entstand die Idee zu dem Projekt?

Vor zwei Jahren habe ich zum ersten Mal von „The Uniform Project“ gehört. Das Projekt wurde von einer New Yorkerin 2009 ins Leben gerufen, die für 365 Tage ein Kleid getragen, immer unterschiedlich kombiniert und täglich ein Bild ins Netz gestellt hat. Mit dieser Aktion hat die gebürtige Inderin Spendengelder für Kinder in ihrem Heimatland gesammelt. Diese Idee ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Eigentlich wollte ich es schon letztes Jahr machen – nun starte ich es aber am 1. Januar 2018.

Wie viele weitere Kleidungsstücke willst Du mit dem Kleid kombinieren?

Ich setze mir da keine Grenzen. Ich finde es schon schön, wenn man wenig besitzt, aber ich mich trotzdem schön fühlen oder abwechslungsreich anziehen kann. Ich werde hauptsächlich mit dem arbeiten, was ich schon habe. Im Winter werde ich es mit meinen Strümpfen, Leggings oder Jeans und Pullis kombinieren und über den Sommer habe ich mir noch nicht so viel Gedanken gemacht. Wenn ich mal was brauche, hole ich es mir secondhand, bei Kleidertauschpartys oder neu bei Glore, einem hübschen Laden in Luzern, der sich für nachhaltige und faire Mode einsetzt.

Was machst Du mit Deinen anderen Kleidungsstücken?

Ich habe schon einmal vorsorglich radikal ausgemistet, was sich nicht mit dem Kleid kombinieren lässt. Ich bin gespannt, ob ich davon überhaupt etwas vermissen werde. Vielleicht trage ich das Kleid ja dann sogar den Rest meines Lebens (lacht).

Was hast du das Jahr über geplant? Stehen Reisen an?

Nein, bis jetzt stehen keine Reisen an. Ich gehe bestimmt in den Urlaub. Aber ich glaube es wird neben dem Projekt ein ganz normales Jahr für mich.

Was sagt denn Dein Umfeld zu der Idee?

Mein Mann hat zuerst viel gezweifelt. Aber jetzt wo er merkt, wie positiv die Leute darauf reagieren und welche Zusammenarbeiten sich ergeben haben, macht es ihm auch Spaß. Meine Freunde sind total gespannt. Manche finden das eine sehr coole Idee, ein paar finden sogar, sie sollten auch mal so etwas machen und andere wiederum sind ein bisschen skeptisch und denken, dass es gar nicht möglich sei. Meine Geschwister fanden die Idee von Anfang an super, aber das liegt wohl an unserem rebellischen Blut. Alles in allem sind die Reaktionen schon sehr positiv.

Und die Kollegen?

Ich habe noch nicht mit vielen darüber gesprochen. Die, die es wissen, finden es toll. Ich bin gespannt auf die Reaktionen und ob sie überhaupt merken, dass ich jeden Tag im gleichen Kleid aufkreuze, oder ob sie es erst über Social Media erfahren.

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Text: Vanessa Giersdorf

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