Palau: eine kleine Insel mit einer gigantischen Artenvielfalt. Um diese zu schützen, hat das Land ein neues Gesetz aufgestellt: Wer einreisen will, muss sich respektvoll verhalten – der Natur und den Menschen gegenüber. Sonst drohen Strafen.
Wer noch nie von einem Land namens Palau gehört hat, ist damit wahrscheinlich nicht alleine: mit weniger als 20.000 Einwohnern gibt es lediglich zwölf kleinere Nationen. Es ist also nicht peinlich, sich im Internet über den Kleinststaat zu informieren. Googlet man Palau, erfährt man, dass der Staat aus insgesamt elf bewohnten Insel besteht, die nördlich von Papua-Neuguinea im Pazifischen Ozean liegen. Außerdem finden sich Bilder von grünen Hügeln und weißen Stränden umgeben von kristallklarem Wasser – Palau scheint ein winziges, unberührtes Paradies zu sein. Der erste Impuls: da will man hin!
Tourismus und Umweltschutz in Palau
Tatsächlich zieht es jährlich allerdings bis zu 160.000 Besucher auf die sonnigen Südsee-Inseln. Aus aller Welt reisen sie an, um beim Schnorcheln oder Tauchen die bunte Vielfalt an Fischen und Korallen zu entdecken, die in Palau so reich ist wie nirgendwo sonst auf der Welt. Da die Touristen, anders als die Inselbewohner jedoch nicht mit dem fragilen Ökosystem der Inseln vertraut sind, hinterlassen sie Spuren in der Natur, die auch lange nach ihrer Abreise noch spürbar sind.
Oft ist es Unwissenheit, die die Besucher zu ihrem Verhalten verleitet: Unter Wasser berühren sie Korallen oder sammeln sie als Souvenirs, weil ihnen nicht klar ist, dass es sich um empfindliche Lebewesen handelt, die Jahrzehnte brauchen um zu wachsen. Das Füttern von Fischen und Haien entsteht vielleicht nicht aus böser Absicht, genauso wie das Pflücken von Früchten – und doch stellt es einen Eingriff in die Natur ein. Die Natur, die für die Palauer von tiefster Bedeutung ist: sie ist nicht nur ihre Lebensgrundlage, sondern auch ein wichtiger Bestandteil ihrer Kultur und ihres Zusammenlebens.
Tourismus – Fluch und Segen zugleich
Doch der Tourismus ist nicht nur eine Bedrohung – er bietet auch zahlreiche Arbeitsplätze, zum Beispiel in Restaurants, Hotels und Tauchschulen. Er sei der größte wirtschaftliche Antrieb der Insel, sagt Pressesprecherin Laura Clarke und ist somit aus Palau schlichtweg nicht mehr wegzudenken.Aber er muss sich wandeln, um die natürliche Schönheit und Vielfalt der Insel für zukünftige Generationen zu bewahren. Die Besucher müssen lernen im Einklang mit der Umwelt zu leben, so wie die Palauer selbst. Deshalb erließ die Regierung von Palau im Dezember 2017 ein neues Einreisegesetz. Jeder Einreisende muss sich seitdem verpflichten, sich für die Dauer seines Aufenthalts an umweltschützende Maßnahmen zu halten.
„Kinder von Palau, als euer Gast verspreche ich, eure einzigartige Heimatinsel zu schützen“, so lauten die ersten Worte eines offiziellen Versprechens, das jeder Besucher in Palau von nun an mit einer Unterschrift in seinem eigenen Pass besiegeln muss, bevor er die Inseln betreten darf. Mit Bedacht erkunden, mit Respekt und Freundlichkeit sprechen; nichts nehmen, was einem nicht gegeben wird; nichts verletzen, was einen nicht bedroht – das sind die Grundsätze, die für alle Menschen in Palau gelten sollen, egal ob Bewohner oder Besucher.
Nach Palau darf nur einreisen, wer die Umwelt schützt
Um die Reisenden dabei zu unterstützen sich an ihr Versprechen zu halten, wird ihnen bei ihrer Einreise außerdem Aufklärungsmaterial an die Hand gegeben, unter anderem eine Dos- und- Don’ts- Checkliste, die zum Beispiel erklärt: Das Unterstützen von lokalen Geschäften und das Besuchen von traditionellen Festen ist erwünscht, das Liegenlassen von Plastikabfällen oder das Rauchen in geschützten Gebieten ist allerdings untersagt. Bei massiven Regelverstößen ist mit Geldstrafen zu rechnen – diese können sich bis zu eine Millionen Dollar summieren!
Palau ist die erste Nation, das seine Einreisegesetze auf diese Art und Weise zugunsten des Naturschutzes veränderte. Man hofft, laut Aussage der Palau- Pledge- Website, das andere Ländern bald nachziehen werden. Bisher wurde die Änderung sehr gut aufgenommen: auf den Social Media Kanälen befürworteten 97 Prozent das Versprechen und auch die Touristen, die an Flughäfen bei ihrer Ankunft und Abreise zu dem Vorgehen befragt wurden, reagierten ausnahmslos positiv. Viele von ihnen freuten sich über die Möglichkeit, ihr Bewusstsein zu erweitern und mit der richtigen Aufklärung nachhaltiger zu reisen.
Zu wissen, dass man keine tiefen Spuren hinterlässt und dass man dazu beiträgt, dass die Orte, die man besucht auch noch in einigen Jahren in ihrer Schönheit existieren können, macht das Reisen zu einer noch genussvolleren Erfahrung. Warum es wichtiger ist, Wissen zu sammeln statt Souvenirs und was man noch tun kann um den möglichst umweltschonend zu reisen, beschreibt dieser Artikel: 10 Tipps zum nachhaltigen Reisen.
Um es in den Worten des Palauer Versprechens zu sagen: Die einzigen Fußspuren, die wir auf Reisen hinterlassen, sollten solche sein, die sich fortwaschen lassen.
GASTBEITRAG aus enorm
Text: Pia Wagner
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