Das philippinische Projekt Liter of Light macht mit einer simplen Idee aus einer Plastikflasche eine Solarlampe. Dadurch konnte weltweit das Zuhause von Tausenden von Menschen ohne Stromzugang mit Licht versorgt werden.
Als 2013 auf den Philippinen der schwere Taifun wütete, mussten Tausende Bewohner die nächsten Monate ohne Strom auskommen – und damit auch ohne Licht. Dazu kommt: In den Slums von Manila sind die Häuser dicht an dicht gebaut, dass es auch im alltäglichen Leben ohne künstliche Lichtquelle zu dunkel im Innern der Hütten ist. Die philippinische Non-Profit-Organisation MyShelterFoundation versucht dies zu ändern und bringt seit 2012 mit ihrem Liter-of-Light-Projekt Licht in die Viertel Manilas.
Eine Plastikflasche in neuem Licht
Die Idee ist so simpel wie effektiv: eine gebrauchte Plastikflasche wird mit Wasser und einer kleinen Menge Bleichmittel gefüllt und in einer Luke im Blechdach angebracht, die obere Hälfte im Licht, die untere im Zimmer. Das Bleichmittel verhindert, dass das Wasser verdreckt. Sobald die Sonne von außen die Flasche erleuchtet, diffundiert das Tageslicht durch das Wasser und verteilt sich im ganzen Raum, hell wie eine 55 Watt Glühbirne.
Eine Frage stellt sich beim genaueren Betrachten dennoch schnell: Wie viel nützt eine Lampe, die nur bei Tageslicht scheint? Die Idee wurde deshalb weiter entwickelt und Liter of Light bietet inzwischen für wenige Dollar kleine LED-Lampen mit Mini-Solarzellen, die ins Innere der Flasche gehängt werden können und so die Sonne vom Tag auch nachts scheinen lassen.
Erfunden hat die Plastikflaschen-Lampe Alfredo Moser. Dem brasilianischen Mechaniker kam die Idee 2002 während eines Stromausfall in seiner Heimatstadt Uberaba in Brasilien. Im Jahr 2006 gründete dann Illac Diaz, damaliger Student des Massachusetts Institutes of Technology (MIT), die MyShelterFoundation. Diese setzte sich zum Ziel, grüne Technologie für Menschen in den ärmsten Regionen der Welt zugänglich zu machen und nachhaltige Lösungen zu schaffen, die selbst reproduzierbar sind.
Diaz stieß schließlich auf die simple Idee der Plastik-Lampen, die bereits als Nothelfer nach dem verheerenden Hurrikan in Haiti verwendet wurde. 2011 startete er das Liter-of-Light-Projekt, indem er die Erfindung in seiner philippinischen Heimat verbreitete. Der Beginn einer weltweiten Kampagne.
1,2 Milliarden Menschen ohne Stromzugang
Weltweit lebten nach Angaben der Vereinten Nationen 2014 noch immer 1,2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu Elektrizität. Viele müssen dadurch ganz ohne Licht auskommen oder auf alternativen Lichtquellen wie Kerosin-Lampen zurückgreifen, Gesundheitsrisiken und Brandgefahr inklusive. Der Zugang zu Licht ist essenzielll für den Alltag, zum Kochen, Arbeiten oder Hausaufgaben machen, ohne Strom werden Kindern die Bildungschancen maßgebend erschwert.
Händeringend wird nach sauberen Alternativen gesucht. Projekte wie die Gravity-Light, die durch reine Schwerkraft LEDs erleuchtet oder eine Windturbine aus Vietnam, die mithilfe von Plastikeimern Windenergie erzeugt, stellen bereits ihre nachhaltigen Lösungen unter Beweis.
Vom Plastikmüll zur Solarlampe
Liter of Light schlägt mit der Verwendung von alten Plastikflaschen zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn die Philippinen sind eines der fünf Länder, die insgesamt für mehr als die Hälfte des Plastikmülls verantwortlich sind, der weltweit in unseren Ozeanen landet. Bereits mehrere hunderttausend Plastikflaschen konnten durch Liter of Light als Solarlampen recycelt werden.
Die Idee läuft als Open-Source-Projekt, ist also patentiert, aber für jedermann zugänglich und frei, um weiterentwickelt zu werden. Für das Projekt ist es entscheidend, dass lokale Ressourcen genutzt werden und die Lampen vor Ort entwickelt, produziert und bei Komplikationen repariert werden können. Auf seinem YouTube-Kanal postet Liter of Light deshalb Anleitungen, wie die Lampen ganz unkompliziert selbst gebaut werden können.
Die Aufmerksamkeit der UN hat die Flaschen-Lampe bereits erlangt, in einigen UNHCR Flüchtlingsunterkünften ist sie in vollem Einsatz. Die Solar-Flaschen leuchten inzwischen in über 12 Ländern, neben den Philippinen in Pakistan, Ägypten oder Kolumbien. Bis 2018 will Liter of Light so eine Million Häuser mit Licht versorgen.
GASTBEITRAG aus enorm
Text: Sharon Huppertz
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