Outdoor-Bekleidung, Nachhaltigkeit, Fair Trade und Frauen-Empowerment? Der britische Outdoor-Konzern Páramo bringt all das zusammen und verhilft kolumbianischen Frauen so zu mehr Selbstbestimmung.
Schlicht, funktionell und pflegeleicht: Outdoor-Bekleidung boomt, und das nicht nur bei Extremsportlern. Auch in den Städten greift man gern auf Jacken von Marken wie Jack Wolfskin, Fjällräven oder Patagonia zurück, um damit ein gewisses Understatement zu beweisen. Doch die Nähe zur Natur, die von den Herstellern oftmals propagiert wird, spiegelt sich nicht in den Produkten: Der Greenpeace Outdoor Report von 2016 zeigte, dass nur 4 von 40 getesteten Produkten frei von per- und polyfluorierten Chemikalien sind. Diese kurz PFC genannten Stoffe können krebserregend sein und werden in der Natur nicht abgebaut.
Über die Produktionsbedingungen der Mitarbeiter geben sich die Firmen ebenso verschlossen. Wem die ethisch korrekte Herstellung seiner Kleidung ebenso wichtig ist wie die ökologische Unbedenklichkeit, dem sei ein Blick auf die britische Marke Páramo empfohlen. Páramo ist der erste Outdoorhersteller, der sich der Greenpeace-Detox-Kampagne verpflichtet hat und PFC-frei produziert. Auch die Entsorgung gebrauchter Jacken ist unproblematisch: Alle Páramo-Produkte können zur Wiederverwertung zurückgebracht werden.
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Was den Konzern jedoch wirklich von seinen Mitbewerbern unterscheidet, ist die Herstellung der Bekleidung: Seit 25 Jahren produziert Páramo gemeinsam mit der Stiftung Miquelina, die Frauen im Konfliktland Kolumbien zu mehr Selbstbestimmung verhilft. Gemeinsam mit Caritas international und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wurde in den letzten Jahren der gesamte Produktionsprozess der Nähfabrik an den Fair-Trade-Kriterien der World Fair Trade Organisation (WFTO) ausgerichtet. Seit Januar 2017 ist Miquelina WFTO-Mitglied und somit der erste Outdoor-Kleidungs-Hersteller, der nach Fair-Trade-Standards produziert.
Die Zusammenarbeit mit der kulumbianischen Nähfabrik verdankt der Firmengründer von Páramo einem glücklichen Zufall: 1992 traf Nick Brown während eines Besuchs in Kolumbien die Gründerin des Projekts, Oberin Esther Castaño. Gemeinsam wollten sie Browns Idee für eine neue Art der Outdoorbekleidung umsetzen. Aus dieser zufälligen Begegnung entstand nicht nur die erste Páramo-Jacke, sondern auch eine starke, langfristige Partnerschaft: Heute werden 80 Prozent der Produkte von Miquelina hergestellt.
Die Gewinne der Fabrik kommen den Arbeiterinnen und deren Familien zugute: Verwirklicht wurden bislang zwei Kindergärten, eine Wohnungsbaugenossenschaft, ein Gemeindezentrum sowie eine Kantine für Schulkinder im verarmten Stadtviertel Juan José Rondón. Damit ist es nicht getan: Erst vor Kurzem hat Miquelina eine weitere Produktionsstätte in Pereira City westlich von Bogotá eröffnet, um auch dort den Frauen zu einem Leben mit mehr Perspektive zu verhelfen.
Für mehr Respekt und Freiheit
Denn die kolumbianischen Frauen haben jede Form der Unterstützung bitter nötig: Jahrzehntelang tobte ein Bürgerkrieg, erst 2016 einigte man sich mit den verbliebenen 7000 FARC-Rebellen auf einen Waffenstillstand. Dafür erhielt die kolumbianische Regierung um Juan Manuel Santos 2016 den Friedensnobelpreis. Der jahrzehntelange Konflikt hinterlässt in dem Land aber auch rund sechs Millionen Vertriebene. Über die Hälfte davon sind Frauen und Mädchen, die besonders von sexueller Gewalt und Drogenmissbrauch bedroht sind.
Viele von ihnen verdienen ihren Lebensunterhalt mit Prostitution, weil sie keine andere Wahl haben: „In Kolumbien wird man zur Prostitution gezwungen“, erzählt die 40-jährige Amparo Chambo. Sie floh nach der Ermordung ihrer Eltern in die Hauptstadt. „Ich war allein, ich hatte überhaupt kein Geld, und sah deshalb nur einen Ausweg: ich ging anschaffen.“ Bereits als junges Mädchen musste sie mit Schlägen, Vergewaltigungen und ungewollten Schwangerschaften zurechtkommen.
Heute arbeitet Amparo in der Nähfabrik „Creaciones Miquelina“. Die 1977 gegründete Ordenswerkstatt begann mit zwei gebrauchten Nähmaschinen und dem Ziel, ausgebeuteten Frauen wie Amparo ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Mittlerweile beschäftigt Miquelina 200 Mitarbeiterinnen und bildet jedes Jahr weitere 550 Frauen aus. Zusätzlich zu finanzieller Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein bekommen die Näherinnen hier Anerkennung für ihre Leistung: „Bei uns erfahren die Frauen erstmals in ihrem Leben Respekt“, sagt die Leiterin des Ordens, Schwester Rosaura. „In vielen Gesprächen geben wir ihnen das Gefühl, wertvoll zu sein und es schaffen zu können: eine Ausbildung zu machen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und frei zu sein.“
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GASTBEITRAG aus enorm
Text: Maria Steinwender
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