Nicht nur in Geschäften, auch im Onlinehandel verleiten Unternehmen dich mit zahlreichen Tricks dazu, mehr zu kaufen. Wir erklären dir, wie du die Maschen von Amazon und Co. erkennst.
Onlineshopping war schon vor Beginn der Corona-Pandemie beliebt, hat jedoch seither noch einmal einen kräftigen Schub bekommen. Neben Amazon gibt es weitere große Onlineshops, die eindeutig zu den Profiteuren zählen.
Selten steht dabei das Beste für die Kund:innen oder die Mitarbeiter:innen im Vordergrund. Viele Onlineshops greifen zu fragwürdigen Tricks, um die Kundschaft zu verführen. Diese Methoden und Tricks des Onlinehandels hat der SWR in einer Reportage näher beleuchtet.
Wir haben die Ergebnisse zusammengefasst und erklären dir, wie du die gängigen Tricks im Onlinehandel durchschaust. So kannst du bei deinem nächsten Einkauf nicht nur eine nachhaltige, sondern auch eine aufgeklärte Entscheidung treffen.
Tricks im Onlinehandel: Gamification
Wenn Situationen wie Arbeit, Schule oder Shopping mit spielerischen Elementen verknüpft werden, nennt man das Gamification. Dabei müssen Nutzer:innen also kleine Herausforderungen meistern, manchmal auch ein kleines Risiko eingehen, und werden am Ende belohnt. Auch viele Onlineshops versuchen den natürlichen Jagdinstinkt der Kund:innen zu aktivieren, indem sie das Onlineshopping mit spielerischen Inhalten anreichern.
Dazu gehören auch richtige kleine Spiele wie beispielsweise Glücksräder oder Boni, die nur freigeschaltet werden, wenn du dich jeden Tag in dein Benutzerkonto einloggst. Dann kannst du beispielsweise öfter am Glücksrad drehen oder neue Produkte freischalten, bekommst Rabattcodes und vieles mehr. Während der Weihnachtszeit bieten sich auch Adventskalender an, bei denen du an Gewinnspielen innerhalb eines Onlineshops teilnehmen kannst.
Das Ziel dieses Tricks ist eindeutig: Gewinnung von Kund:innen und Umsatzsteigerung. Bleibe also stets kritisch und hinterfrage den Nutzen dieser vermeintlich guten Angebote.
Tricks im Onlinehandel: Vergleichsportale
Viele wollen auf Nummer sicher gehen und haben keine Lust, sich durch seitenlange Angebote unterschiedlicher Shops zu klicken. Vergleichsportale versprechen Abhilfe und werben damit, das für die Konsument:innen beste Angebot anzuzeigen. Doch kannst du auf diese Weise wirklich Tricks im Onlinehandel umgehen und das beste Produkt finden?
Hier solltest du genau hinschauen und mehrere Vergleichsportale miteinander abgleichen. Denn nicht selten kommt es vor, dass zwei Vergleichsportale, die auf den ersten Blick verschieden aussehen, von den gleichen Personen betrieben werden und somit nur den Anschein der Unterschiedlichkeit haben.
Deshalb ist es wichtig, dass du so viele Portale wie möglich vergleichst. Durch einen Blick ins Impressum kannst du herausfinden, wer hinter der Website steckt. Sind es dieselben Personen?
Oft werden auf Vergleichsportalen auch bestimmte Anzeigen farblich hervorgehoben. Dabei handelt es sich um sogenannte „0te Ergebnisse“. Diese Ergebnisse stellen meist nicht das beste Produkt dar, sondern sind extern gestaltete Anzeigen oder Empfehlungen der Redaktion. Ob die Redaktionen für ihre Empfehlungen Geld erhalten, ist oft nicht transparent.
Tricks im Onlinehandel: Rezensionen
Bist du dir bei einem Produkt unsicher, sind Bewertungen oft eine wichtige Stütze. Im Idealfall spiegeln sie die Erfahrung der bisherigen Käufer:innen wider. Leider bieten die Bewertungen, selbst wenn sie alle echt sind, nicht unbedingt ein ausgewogenes Bild.
Mittlerweile gibt es Portale, auf denen sich durch das Schreiben von Rezensionen Geld verdienen lässt. Nutzer:innen schreiben beispielsweise Fünf-Sterne-Google-Bewertungen für ein Unternehmen, einen Onlineshop oder für ein bestimmtes Produkt. Für diese Bewertungen können sie Punkte sammeln, die sich am Ende in Geld umwandeln lassen. Kurzum handelt es sich hierbei um gekaufte Bewertungen.
Diese Bewertungen helfen dir bei deinem Online-Kauf nicht weiter. Es ist leider nicht immer leicht, reale Bewertungen von gekauften Bewertungen zu unterscheiden. Deshalb solltest du Bewertungen generell nicht allzu sehr vertrauen.
Willst du herausfinden, ob eine Bewertung echt oder unecht ist, kannst du dir andere Bewertungen der betreffenden Person ansehen. Hat diese Person im letzten Monat beispielsweise 20 Handys als sehr gut bewertet, ist davon auszugehen, dass es sich um gekaufte Bewertungen handelt. Dasselbe gilt für Personen, die alles mit fünf Sternen bewerten.
Sei also beim Lesen der Bewertungen kritisch und behalte im Hinterkopf, dass diese nicht echt sein müssen. So fällst du auf diesen typischen Onlinehandel-Trick nicht herein.
Tricks im Onlinehandel: Die Fakeshop-Masche
Du hast etwas im Internet bestellt und das Produkt kam nie an? Dann bist du vermutlich auf einen Fakeshop hereingefallen, der zwar dein Geld abkassiert, aber nie vorhatte, dir das entsprechende Produkt zu senden.
Fakeshops sind häufiger, als du vielleicht denkst, und nicht immer ist es ganz einfach, sie direkt zu erkennen. Die Polizei hat diese Shops zwar im Blick, allerdings laufen die Konten oft über ausländische Banken. Es sollte dich also immer stutzig machen, wenn du Vorkasse leisten sollst und es sich bei der Bankverbindung um kein deutsches Bankkonto handelt, obwohl der Shop angeblich in Deutschland seinen Sitz hat.
Wegen dieser ausländischen Bankkonten und der Tatsache, dass die Betreiber:innen der Shops ihre Spuren gut verwischen, gestaltet sich die Verfolgung durch die Polizei relativ schwierig. Vorsorge ist also besser als Nachsorge.
Wenn du auf ein paar Dinge achtest, kannst du zumindest relativ gut ausschließen, Opfer eines Fakeshops zu werden:
- Willst du in einem dir bisher unbekannten Shop etwas bestellen, achte immer darauf, ob Kontaktdaten angegeben sind. Im Zweifelsfall probiere die Rufnummer aus und stelle so fest, ob sie echt ist. Prüfe die Versand- und Zahlungsmethoden. Suggeriert die Website mehrere Optionen und bietet am Ende aber nur die Vorkasse an, solltest du misstrauisch werden. Generell solltest du bei einem dir unbekannten Shop niemals per Vorkasse bezahlen.
- Gütesiegel sind für die Einschätzung auch nur zum Teil hilfreich. Manche Fakeshops kopieren sich einfach ein Siegel auf die Seite, um den Anschein der Seriosität zu erwecken. Hier kannst du beispielsweise testen, ob sich das Siegel wirklich anklicken lässt und beim Siegelhersteller die Gegenkontrolle machen beziehungsweise dort nachfragen.
- Außerdem kannst du auf Watchlist Internet vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation nach deinem Shop suchen und schauen, ob er dort als Fakeshop gelistet ist.
Amazon – bequem für die Kund:innen, schlecht für die Verkäufer:innen?
Amazon ist der Onlineshop schlechthin und genießt eine gewisse Monopolstellung. Kund:innen können mit ein paar Klicks so gut wie alles bestellen und profitieren mit Amazon Prime vom kostenlosen Versand. Die sogenannte A-bis-Z-Garantie verspricht Kund:innen, dass sie die Produkte im Zweifelsfall unkompliziert zurücksenden können und ihnen dabei keine Kosten entstehen.
Allerdings steht Amazon nicht nur wegen der Arbeitsbedingungen für seine Mitarbeiter:innen in der Kritik. Drittanbieter:innen, also Händler:innen die über Amazon ihre Ware anbieten, klagen oft über Probleme mit dem Internetgiganten.
Das Bundeskartellamt ist in der Sache bereits involviert und prüft Amazon auf eine marktübergreifende Bedeutung, Preiskontrolle und Brandgating. Dass ersteres der Fall ist, wurde bereits 2022 festgestellt. Brandgating bedeutet, dass bestimmte Markenprodukte auf einer Verkaufsplattform (wie Amazon) gesperrt sind und nur autorisierte Händler sie verkaufen dürfen. Das soll Marken vor Fälschungen, Preisverfall und unautorisierten Verkäufern schützen.
Drittverkäufer können jedoch oft nicht auf den Umsatz verzichten, den sie mit Amazon generieren. So kann Amazon beispielsweise Händler:innen sperren, wenn es zu Ungereimtheiten kommt. Oftmals werden auch Lieferscheine oder Herstellerangaben von den Produkten externer Händler:innen angefragt. Der Vorwurf der Händler:innen: Amazon nutze diese Informationen, um dasselbe Produkt selbst anzubieten und somit mehr Umsatz für sich zu generieren.
Auch Preisvorstellungen kann Amazon durchsetzen. Möchte man es als Händler:in beispielsweise den Kund:innen ermöglichen, direkt mit einem Klick das Produkt zu kaufen, kann es sein, dass Amazon verlangt, den Preis auf ein bestimmtes Niveau zu senken. Kommen Händler:innen dieser Aufforderung nicht nach, sind dann eben mehrere Klicks nötig, um das Produkt kaufen zu können. Für die betroffenen Händler:innen bringt das oft einen Wettbewerbsnachteil mit sich.
Retouren im Onlinehandel
Etwa 17 Pakete werden in Deutschland pro Sekunde zurückgeschickt. Dies entspricht 530 Millionen Paketen pro Jahr und betrifft jedes zehnte Paket.
Die Retouren, die oft kostenlos zu sein scheinen, sind es jedoch nicht. Große Anbieter finanzieren ihre Retouren quer, sodass die Produkte im Schnitt dann ein wenig teurer werden, da die potentielle Retoure schon einkalkuliert ist. Das geht zu Lasten kleinerer Anbieter:innen, die eine kostenlose Retoure nicht stemmen können.
Und der Preis, den die Umwelt bei den ganzen Rücksendungen zahlt, ist hoch. CO2-Emissionen, die beim Zurückschicken anfallen und Verpackungsmaterialien, die entsorgt werden, sind nicht zu unterschätzen.
Laut Angaben der Onlineshops wird die Ware zwar meist aufbereitet und weiterverkauft, jedoch ist das nicht immer der Fall. Eine Studie der Universität Bamberg zeigt, dass etwa vier Prozent der Retouren entsorgt werden. Vier Prozent klingen erst einmal nach nicht viel. Mit Blick auf die Gesamtzahl aller Retouren ist es aber doch eine ganze Menge.
Tricks im Online-Handel: Das Fazit
Onlineshops greifen oft tief in die Trickkiste, um Kund:innen langfristig zu binden und sie zum Kauf von mehr Produkten zu überzeugen. Deshalb solltest du beim Onlineshopping immer sehr vorsichtig sein und die Dinge kritisch hinterfragen: Handelt es sich um einen echten Shop? Brauche ich das Produkt wirklich? Gibt es vielleicht Alternativen zu diesem Produkt oder kann ich es auch vor Ort kaufen und so lokale Geschäfte unterstützen?
All das sind Fragen, die du dir vor dem Kauf stellen solltest. Generell solltest du nur etwas kaufen, wenn du es wirklich brauchst. Dabei kannst du auch beim Shop selbst auf Nachhaltigkeit achten. Unsere Utopia-Bestenliste von grünen Online-Shops kann dir hier weiterhelfen.
Achte außerdem darauf, nachhaltige Produkte zu kaufen. Ein längerer Produktlebenszyklus ist besser für die Klimabilanz und rein aufs Klima bezogen oft wichtiger als die Frage, ob du online oder vor Ort kaufst. Mehr dazu hier:
Gebrauchte Kleidung beispielsweise kannst du mittlerweile auf vielen Wegen online wie auch offline kaufen. Bei Gebrauchsgegenständen wie Werkzeug lohnt es sich oft, zu leihen oder mieten statt zu kaufen – vom Dirndl oder Brautkleid bis hin zu Spielzeug oder Kinderkleidung.
Überarbeitet von Denise Schmucker
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