Das Girokonto ist aus unserem finanziellen Alltag nicht wegzudenken. Umso wichtiger ist es, dass du mögliche Fallstricke und unnötige Kosten kennst. Von hohen Gebühren bis hin zur Kontosperrung: Die Folgen reichen von ärgerlich bis gravierend.
Wer in der modernen Welt Zahlungen tätigen oder empfangen will, kommt um ein Girokonto nicht herum. Allerdings unterscheiden sich die Konditionen der verschiedenen Anbieter teils drastisch. Und auch im Umgang mit dem Konto ist Vorsicht geboten. Folgende Fehler solltest du kennen.
1. Unzulässige Gebührenerhöhungen hinnehmen
Viele Banken und Sparkassen haben in der Vergangenheit ihre AGB (Allgemeinen Geschäftsbedingungen) so gestaltet, dass Änderungen der Kontoführungsgebühren automatisch als akzeptiert galten, wenn die Kund:innen nicht aktiv widersprachen. Das nennt man Zustimmungsfiktion: Schweigen wird wie eine Zustimmung behandelt. Häufig stand in Bankbriefen sinngemäß: „Wenn Sie bis zum genannten Zeitpunkt nicht widersprechen, gelten die Änderungen als angenommen.“
2021 erklärte der Bundesgerichtshof (BGH) die Zustimmungsfiktion in diesen Fällen für unwirksam. Preisänderungen und andere wichtige Vertragsanpassungen seien nur dann gültig, wenn Kund:innen aktiv zustimmen. Weiter Urteile in den Jahren 2024 und 2025 haben anschließend die Erstattungsansprüche und Verjährungsfristen konkretisiert.
Bis 31. Dezember 2025 lassen sich unzulässige Gebühren, die ab 1. Januar 2022 gezahlt wurden, noch zurückfordern. Bis 31. Dezember 2026 die ab 1. Januar 2023 gezahlten Gebühren usw. Eine Anleitung inklusive Musterbrief gibt es bei der Verbraucherzentrale.
2. Dauerhaft ins Minus rutschen
Es ist kein Geld mehr auf dem Konto, aber du musst trotzdem unbedingt etwas kaufen? Für solche Fälle gibt es den sogenannten Dispo (kurz für Dispositionskredit). Ist diese Option bei deinem Girokonto eingerichtet, kannst du es überziehen, zahlst dafür aber das Geld zu einem sehr hohen Zinssatz (meist um die 10 Prozent pro Jahr) zurück.
Nun ist der hohe Zinssatz an sich kein Problem, wenn man den Dispo nur in Ausnahmefällen nutzt und ihn schnell wieder zurückzahlt. Wer aber dauerhaft ins Minus rutscht und wochen- oder gar monatelang im negativen Saldo festsitzt, erhöht seine Schuldenlast durch die Zinsen deutlich.
Um solche Situationen zu vermeiden, solltest du dir auf einem Tagesgeldkonto immer Geld für Notfälle zurechtsparen. Als Faustregel gilt dabei: Angestellte sollten etwa drei, Selbstständige bis zu sechs Nettomonatsgehälter als Notgroschen zurücklegen.
Und was wenn man schon tief im Dispo steckt und es lange dauern wird, dort wieder herauszukommen? Dann kann es sich lohnen einen Ratenkredit mit niedrigeren Zinsen aufzunehmen, um den hochverzinsten Dispokredit zurückzuzahlen.
3. Zu viel Geld auf dem Girokonto haben
Viel Geld auf dem Girokonto zu haben, ist eine schöne Sache. Allerdings kann man es dabei auch übertreiben. Denn auf Girokonten gibt es meist keine oder nur sehr niedrige Zinsen.
Besser ist es, dein Girokonto wirklich nur für den alltäglichen Zahlungsverkehr und die monatlichen Daueraufträge zu nutzen. Es sollte optimalerweise nur so viel Geld dort liegen, dass du keine Gefahr läufst, ins Minus zu rutschen. Bei den meisten dürfte dies ungefähr ein Nettomonatsgehalt sein. Alles, was diesen Betrag übersteigt, kannst du woanders sinnvoller anlegen.
Nun gibt es verschiedene Optionen, wie du dein überschüssiges Geld anlegen kannst. Anfangen solltest du mit einem Tagesgeldkonto, wo du erstmal einen Notgroschen aufbaust – wie bereits in Punkt 2 beschrieben. Für langfristigen Vermögensaufbau kann ein Sparplan auf einen breit gestreuten ETF sinnvoll sein. Und wer die Aktienmärkte scheut oder eher kurz- oder mittelfristig Geld anlegen will, kann ein Festgeldkonto eröffnen. Weitere Tipps, insbesondere zur nachhaltigen Geldanlage, findest du hier:
4. Zahlendreher bei der Überweisung
Es ist ein offensichtlicher Fehler, der aber schwerwiegende Folgen haben kann: Wer bei einer Überweisung die falsche IBAN eingibt, läuft Gefahr sein Geld nie mehr wieder zu sehen. Bei einem Zahlendreher bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten:
- Die eingegebene falsche IBAN existiert nicht: Glück gehabt! In diesen Fällen wird dir dein Geld innerhalb weniger Tage wieder gutgeschrieben.
- Die eingegebene falsche IBAN existiert: Jetzt musst du schnell sein! Denn der Rückruf ist nur solange möglich, wie der Betrag noch nicht auf dem Empfängerkonto eingegangen ist. Das Zeitfenster dafür beträgt oft nur wenige Minuten. Ein Rückruf ist je nach Bank im Online-Banking oder per Telefon möglich.
Änderung ab Oktober: Dieser ärgerliche Fehler könnte zum Glück schon bald Geschichte sein. Denn ab dem 9. Oktober 2025 tritt eine neue EU-Regelung in Kraft. Diese verpflichtet Zahlungsdienstleister einen Abgleich des Empfängernamens mit der Empfänger-IBAN durchzuführen. Passen diese nicht zusammen, werden Zahlenden benachrichtigt – und müssen der Überweisung explizit zustimmen.
5. „Witzige“ Verwendungszwecke benutzen
„Für Koks und Nutten“ oder „atomwaffenfähiges Plutonium“ – Verwendungszwecke wie diese können lustig gemeint sein, aber ärgerliche Folgen mit sich bringen. Denn das Geldwäsche-Gesetz verpflichtet Banken dazu, Überweisungen nach verdächtigen Worten aus Bereichen wie Drogen und Waffen zu scannen. Verdächtige Verwendungszwecke müssen dann an die Financial Intelligence Unit, eine Untereinheit des Zolls, weitergeleitet werden.
Selbst, wenn es sich nur um einen Scherz handelt: Für die Bank entsteht zusätzliche Arbeit. Laut MDR soll es schon Banken gegeben habe, die Kund:innen wegen derartiger Verwendungszwecke das Konto gekündigt hätten. Rechtsanwältin Melanie Ludolph warnt gegenüber dem MDR außerdem, dass die Daten gespeichert würden und etwa bei der Eröffnung eines neuen Bankkontos oder Flughafenkontrollen zu längeren Kontrollen führen könnten.
Das gelte allerdings nur für Verwendungszwecke, die Straftaten vermuten lassen, ordnet Thomas Rienecker gegenüber dem MDR ein: „Ein witziger Verwendungszweck wie zum Beispiel ‚Gebühr für deine schlechten Witze‘ sorgt normalerweise nicht für Probleme.“
6. Sicherheitslücken im Online-Banking zulassen
Der wohl größte Fehler im Bezug aufs Girokonto ist mangelnde Sicherheit. Denn wer sich einmal Zugang zu deinem Konto verschafft hat, kann es relativ simpel leerräumen. Hier einige der wichtigsten Sicherheitslücken, die du kennen solltest:
- Leicht zu erratende Zugangsdaten: Dass „123456“ ein schlechtes Passwort ist, sollte eigentlich jedem klar sein. Dennoch ist es laut einer Untersuchung von Nord-Pass das beliebteste Passwort in Deutschland. Nutze lieber ein Passwort mit mindestens 12 Zeichen (mehr ist noch besser), in dem Zahlen, Groß- und Kleinbuchstaben sowie Sonderzeichen vorkommen.
- Mehrfach verwendete Zugangsdaten: Selbst das beste Passwort der Welt stellt ein Sicherheitsrisiko dar, wenn du es mehrfach benutzt. Denn wenn es etwa durch eine Datenpanne geleakt wird, haben Betrüger:innen schnell Zugriff auf mehrere deiner Konten – im schlimmsten Fall auf deine Bankkonten.
- Unsichere Geräte: Smartphone und Computer sollten immer die aktuellsten Updates sowie einen Virenschutz installiert haben, um das Risiko eines Fremdzugriffs oder Datendiebstahls zu minimieren.
- SMS-TAN: Die SMS-TAN ist aufgrund mangelnder Sicherheit bereits ein Auslaufmodell. Solltest deine Bank sie trotzdem noch anbieten, wechsele auf sicherere Methoden wie Push- oder Chip-TAN.
- Öffentliches WLAN: Greife nicht auf dein Online-Banking zu, wenn du dich in einem öffentlichen WLAN befindest. Betrüger:innen können dort deine Daten abfangen.
- Phishing: Der Klassiker unter den Betrugsversuchen. Kriminelle geben sich – meist per Mail – als deine Bank aus und verlangen sensible Daten wie PINs, TANs oder Push-Freigaben von dir. Achte auf verdächtige Mailadressen, Rechtschreibfehler und schlechte Grammatik. Wende dich im Zweifel über einen bekannten Kanal bei deiner Bank, anstatt auf die Mail zu antworten.
- Trojaner und andere Schadsoftware: Bei verdächtigen Mails solltest du auch auf keine Links klicken oder Dateien öffnen. Denn auf diesem Wege kann Schadsoftware auf dein Gerät gelangen, dass es den Betrüger:innen ermöglicht, deine Browser-Sessions oder Tastatureingaben abzufangen und so an deine Zugangsdaten zu gelangen.
- Unachtsamkeit bei Eingabe der PIN: Achte darauf, dass niemand dich bei der Eingabe deiner PIN oder deines Passworts beobachtet. Sei es am Geldautomaten, beim Zahlen an der Kasse oder beim Online-Banking.
- Kein Schutz des NFC-Chips: Moderne Bankkarten ermöglichen kontaktloses Bezahlen (NFC) ohne Eingabe einer PIN. Praktisch, aber auch riskant. Denn geschickte Kriminelle können, wenn sie dir sehr nahe kommen, mit Kartenlesegeräten Geld von deinem Konto abbuchen. Um das zu vermeiden, deaktiviere entweder die NFC oder stecke deine Karte in eine sogenannte RFID-Schutzhülle.
7. Zu hohe Kontoführungsgebühren zahlen
Laut einer von repräsentativen von Check24 in Auftrag gegebenen Umfrage zahlen 31 Prozent der Deutschen zwischen 5 und 10 Euro Kontoführungsgebühr im Monat, weitere 10 Prozent sogar mehr als 10 Euro – und 11 Prozent wissen nicht, wie viel sie zahlen. Fast die Hälfte (48 Prozent) zahlt maximal fünf Euro und zeigt somit: Es geht auch günstiger.
Einige Direktbanken bieten kostenlose Girokonten an, manche wie die Consorsbank oder DKB ist die Voraussetzung dafür ein monatlicher Mindestgeldeingang. Bei anderen wie der C24 oder Santander ist das Konto bedingungslos kostenlos.
Doch ob ein kostenloses Girokonto sinnvoll ist, hängt von den individuellen Ansprüchen und Werten ab. Wem Nachhaltigkeit wichtig ist, sollte sich eher bei nachhaltigen Banken umsehen. Die Umweltbank und die Pax-Bank für Kirche und Caritas (Pax-BKC) bieten Girokonten bereits für unter 5 Euro im Monat. Wer sich für eine digitale Girocard entscheidet, bekommt diese bei der Umweltbank sogar kostenlos.
Doch was ist, wenn du ein kostenloses nachhaltiges Girokonto möchtest? Dann könnte Tomorrow mit ihrem „Zahle, was du willst“-Konto eine Option sein. Oder du bist unter 28, dann gibt es auch bei der Ethikbank und der Pax-BKC kostenlose Optionen. Alle weiteren Infos zu nachhaltigen Girokonten und deren Gebühren findest du in folgendem Artikel: