Alternative zur Gastherme: Diese Wärmepumpe soll in jede Wohnung passen

Etagen-Wärmepumpe statt Etagen-Gasheizung: Heatpump23
Foto: © Heatpump23 (Wärmepumpen-Prototyp ohne Abdeckung)

Wie die vielen Etagenwohnungen in Deutschland künftig klimaschonend heizen sollen, sorgt in der Fachwelt noch für Kopfzerbrechen. Eine Idee hat jetzt ein süddeutsches Startup: Etagen-Wärmepumpen könnten Gas-Etagenheizungen ersetzen. Aber ist es wirklich so einfach? Utopia.de hat nachgefragt.

Ungefähr ein Viertel der deutschen Wohngebäude sind Mehrfamilienhäuser. Der Großteil der Wohnungen darin heizt heute mit Gas oder Öl. Sie alle auf klimafreundlichere Heizungen umzurüsten ist eine Mammutaufgabe.

Der wichtigste Schritt dieser Aufgabe: In den meisten Wohnblöcken wird eine zentrale Gas- oder Ölheizung irgendwann durch eine leistungsstarke Wärmepumpe oder einen Fernwärmeschluss ersetzt werden. Doch was ist mit den knapp vier Millionen Wohnungen, die heute noch Gas-Etagenheizungen haben? Wie heizen sie in Zukunft klimaschonend?

Wärmepumpe für Wohnungen: „Bisher zu kompliziert“

Grundsätzlich können Gebäude- und Wohnungsbesitzer:innen entweder bei einer dezentralen Heizung bleiben oder auf zentrale Heizungssysteme wie Wärmepumpen oder Fernwärme umstellen. In beiden Fällen müssen sie zukünftig zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien heizen.

Ein Wechsel von der Etagenheizung zur zentralen Heizung bedeutet, dass man nur eine Heizung tauschen muss und auf einen Schlag das ganze Gebäude fossilfrei beheizbar bekommt. Er kann aber aufwendig und teuer sein und zudem in Wohnungseigentümergemeinschaften schwer zu organisieren.

Manche Mehrfamilienhäuser rüsten deshalb jetzt von Gas-Etagenheizungen auf Luft-Luft-Wärmepumpen um, erklärte Frank Ebisch, Sprecher des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) kürzlich gegenüber Utopia.de. Luft-Luft-Wärmepumpen sind im Prinzip Klimaanlagen, die heizen und kühlen können. Großes Manko: Sie können kein Duschwasser erwärmen, dafür ist eine separate Anlage nötig.

Luft-Wasser-Wärmepumpen dagegen – in Einfamilienhäusern das Standard-System – kommen als Etagenheizung in Mehrfamilienhäusern bislang kaum zum Einsatz. Dabei könnten sie eine effiziente Alternative sein.

„Die meisten Lösungen waren bisher zu kompliziert und zu aufwendig in der Installation“, erklärt Georg Barbunopulos. Er ist Mitgründer des Wärmepumpen-Startups „Heatpump23“.

Etagen-Wärmepumpen: Das plant ein deutsches Startup

Das Unternehmen aus Baden-Württemberg hat Luft-Wasser-Wärmepumpen entwickelt, die ein 1:1-Ersatz für Gas-Etagenheizungen sein sollen. Denn anders als bisherige Geräte wurden sie so entwickelt, dass sie vorhandene Anschlüsse und Leitungen nutzen und so direkt an das bestehende System angeschlossen werden.

Die Außeneinheit wird wie eine Klimaanlage an die Außenwand montiert. Wichtig für eng beieinander liegende Wohnungen: Sie soll mit rund 45 Dezibel in einem Meter Abstand besonders leise sein. Die Inneneinheit ist nur wenig größer als eine klassische Gastherme und kann deshalb auch an derselben Stelle hängen.

Wärmepumpe statt Etagen-Gasheizung: Heatpump23
Vorher/Nachher: Die Inneneinheit der Etagen-Wärmepumpe ersetzt die Gastherme 1:1. (Foto: © Heatpump23)

Dass sie so kompakt ist, macht die Wärmepumpe auch für Wohnungen mit wenig Platz attraktiv, so Entwickler Barbunopulos:

„Im Einfamilienhaus steht die Wärmepumpe im Garten und der Heizungskeller ist voll mit Warmwasserspeicher, Hydraulik und Elektronik. Wir haben quasi diesen ganzen Heizungskeller in die kleine Inneneinheit gepackt.“

Am besten geeignet sind die Geräte, mit denen Heatpump23 diesen Herbst an den Start geht, für eher kleine Haushalte. Barbunopulos spricht von Wohnungsgrößen zwischen etwa 35 und 100 Quadratmetern und Ein- bis Drei-Personen-Haushalten. Denn häufiges Duschen oder große Badewannen können den Warmwasserspeicher an seine Grenzen bringen. Allerdings würde das Unternehmen in Zukunft gerne weitere Geräte für größere Haushalte entwickeln.

Die Plug-and-Play-Wärmepumpe: Schnelle Installation, geringer Aufwand

In Feldtests des Startups dauerte die Installation der Etagen-Wärmepumpen etwa zwei bis drei Tage. Dabei soll ausdrücklich jeder Installationsbetrieb in der Lage sein, die Geräte einzubauen, denn der Aufwand ist vergleichsweise gering. Nur vereinzelt müssten zu kleine Heizkörper ausgetauscht werden, erklärt Barbunopulos. Weitere Sanierungsmaßnahmen seien nicht nötig.

Damit könnten sie vor allem für einzelne Wohnungseigentümer:innen interessant sein. Denn größere Mehrfamilienhäuser auf eine zentrale Wärmepumpe oder Fernwärme umzustellen kann zwar günstiger sein als etagenweise Lösungen, doch unterschiedliche Interessen in Eigentumsgemeinschaften können eine solche Umstellung kompliziert machen. Mit der Etagen-Wärmepumpe kann man einzelne Wohnungen unabhängig vom Gesamtgebäude klimafreundlich umrüsten.

„Unser Grundgedanke ist es, die Wärmewende in Mehrfamilienhäusern im Bestand anzuschieben“, so Barbunopulos. „Deswegen haben wir diese Lösung für den Bestand entwickelt und nicht für den Neubau.“ Das Ziel seines Unternehmens sei es, einfache, pragmatische Plug-and-Play-Lösungen zu entwickeln.

Gute Effizienzwerte im Altbau sorgen für niedrige Betriebskosten

Die Gesamtkosten für Wärmepumpe und Installation gibt Heatpump23 mit rund 19.000 Euro an – abhängig vom Einzelfall. Das aktuelle Förderprogramm kann aber die Kosten um 30 bis 70 Prozent reduzieren, je nach Gebäude, Eigentumsverhältnissen, Einkommen und Geschwindigkeit des Heizungstausches. Mit 50 Prozent Förderung läge der Anschaffungspreis dann ähnlich hoch wie bei einer neuen Gastherme.

Nach Unternehmensangaben lohnt sich die 1:1-Umrüstung von der Gas-Etagenheizung auf die Wärmepumpe mit Blick auf die Betriebskosten: In den Feldtests erreichten die Geräte in unsanierten Altbauwohnungen gute Effizienzwerte (durchschnittlicher COP von circa 4): Aus einer Kilowattstunde Strom konnten sie etwa vier Kilowattstunden Wärmeenergie machen. Eine Gas-Etagenheizung hingegen macht aus einer Kilowattstunde Gas höchstens eine Kilowattstunde Wärmeenergie. „Solange also der Strompreis nicht mehr als viermal so hoch ist wie der Gaspreis, ist das Gerät im Betrieb günstiger“, so Barbunopulos.

Die smarten Wärmepumpen sollen außerdem ihre Effizienz über die Zeit automatisiert steigern. Sie können per Smartphone-App gesteuert und außerdem von Installationsbetrieben aus der Ferne gewartet werden.

Gegen Ende des Jahres will das Startup die ersten Etagen-Wärmepumpen ausliefern, die ersten Bestellungen sind bereits eingegangen. Das Interesse bei Wohnungseigentümer:innen, Installationsbetrieben, Hausverwaltungen und Energieberatungen sei groß.

Tipp: Beraten lassen

Eine unabhängige Energieberatung kann bei der Planung helfen, in dem sie etwa vorab bereits die notwendige Leistung für eine Wärmepumpe oder mögliche Sanierungsmaßnahmen identifiziert. Informiere dich am besten auch gleich zu deinen persönlichen Fördermöglichkeiten für die Wärmepumpe.

Wichtig: Qualifiziert für die staatlichen Förderprogramme sind nur Energieberater:innen auf der offiziellen Liste für Energieeffizienz-Experten.

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