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Amalgam in Zahnfüllungen: Warum es kritisch ist

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Foto: CC0 / Pixabay / mlarsson62

Amalgam ist oft in Zahnfüllungen enthalten und wird wegen des darin enthaltenen giftigen Quecksilber bald verboten. Das Schwermetall kann deine Gesundheit und die Umwelt belasten.

Amalgam ist eine sogenannte Legierung: Es besteht aus einer Mischung der Metalle Kupfer, Zinn, Silber und Quecksilber. Quecksilber ist für den Menschen und andere Lebewesen giftig – das bestätigt zum Beispiel das Umweltbundesamt. Amalgam muss daher über den Sondermüll entsorgt werden. In Deutschland dürfen Zahnärzt:innen es seit 2018 nur noch in Ausnahmefällen verwenden, wie der Vorsitzende Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) Wolfgang Eßer gegenüber dem Spiegel erklärte. Ab Januar 2025 sind Amalgam-Füllungen in der gesamten EU komplett verboten, das hat die EU-Kommission beschlossen.

Amalgam als Zahnfüllung

Das Quecksilber in Amalgam ist giftig und umweltschädlich.
Das Quecksilber in Amalgam ist giftig und umweltschädlich.
(Foto: CC0 / Pixabay / Clker-Free-Vector-Images)

In Deutschland hat die Nachfrage nach Amalgam als Zahnfüllung nachgelassen: während zuvor bis zu 30 Prozent aller Zahnfüllungen aus Amalgam bestanden, sind es heute weniger als acht Prozent, erklärte Dr. Knut Karst, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Thüringen gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk (mdr). Am häufigsten wird eine Form von Silberamalgam genutzt. Das silberne Gemisch enthält etwa zur Hälfte Quecksilber sowie Silber, Zinn, Kupfer, Indium und Zink.

Als Zahnfüllung bietet Amalgam viele Vorteile:

  • Amalgamfüllungen sind langlebig. Sie sind fast so stabil wie echte Zähne und werden beim Kauen nur geringfügig abgerieben. So halten Amalgamfüllungen auch in den Backenzähnen bis zu acht Jahre.
  • Die Behandlung mit Amalgam geht schnell: Das Gemisch wird in das vorbehandelte Loch gefüllt und härtet in kurzer Zeit aus.
  • Durch Karies entstandene Löcher lassen sich komplett ausfüllen.
  • Amalgam wirkt antibakteriell und beugt einem erneuten Kariesbefall vor.
  • Amalgamfüllungen sind günstig und werden komplett von der Krankenkasse übernommen.

Der Grund, dass Zahnärzt:innen in Deutschland immer seltener Amalgamfüllungen verwenden, ist Eßner zufolge insbesondere die Umwelt, statt die Gesundheit. Wie er im Gespräch mit dem Spiegel erwähnte, wird Amalgam bei Kindern und Schwangeren dennoch nicht eingesetzt, um einem Gesundheitsschutz vorzubeugen.

Amalgam-Füllungen: Giftiges Quecksilber im Körper?

Amalgam besteht zur Hälfte aus Quecksilber. Das giftige Schwermetall kann bei Menschen und Tieren zu starken Vergiftungen führen.

Wegen der Gesundheitsrisiken durch Quecksilber warnen Kritiker:innen vor Amalgamfüllungen. Sie befürchten, dass das Quecksilber aus der Füllung in den Körper gelangt – beispielsweise beim Kauen oder Atmen. Dort werde es im Gewebe und in Organen gespeichert, hemme die Signalübertragung der Nerven und schwäche den Sauerstofftransport und die Herzleistung.

Wegen dieser Bedenken werden Amalgamfüllungen seit Jahrzehnten intensiv erforscht. Bisher konnte keine Studie die Auswirkungen auf unseren Körper eindeutig klären. SCHER – der wissenschaftliche Ausschuss für Gesundheits- und Umweltrisiken in der EU – geht davon aus, dass keine bedenklichen Mengen an Quecksilber aus der Amalgamfüllung in den Körper gelangen.

Eine Amalgamfüllung führt also in der Regel nicht zu gesundheitlichen Problemen. Im Umgang mit Amalgam besteht trotzdem ein Risiko: Wenn die Füllung eingesetzt oder entfernt wird, ist Amalgam zunächst flüssig. Der Körper kann das giftige Quecksilber dann beim Atmen über die Schleimhäute aufnehmen oder es gelangt in die Atmosphäre. Die meisten Zahnarztpraxen verwenden daher spezielle Sauger oder Gummiverrichtungen, die verhindern sollen, dass Patient:innen Amalgam verschlucken oder einatmen.

Risiken von Amalgamfüllungen

Amalgam-Zahnfüllungen sind seit 2018 für Schwangere verboten.
Amalgam-Zahnfüllungen sind seit 2018 für Schwangere verboten.
(Foto: CC0 / Pixabay / Bokskapet)

Bei bestimmten Risikogruppen kann Amalgam dennoch zu Gesundheitsproblemen führen. Ein erhöhtes Risiko besteht, wenn jemand unter einer Nierenkrankheit leidet oder allergisch auf Amalgam reagiert. Falls du Sorge vor einer Allergie hast, kannst du einen entsprechenden Allergietest in einer Zahnarztpraxis durchführen lassen. In beiden Fällen sollte das medizinische Personal vor einer Behandlung mit Amalgam informiert werden.

Trotz der strengen Sicherheitsauflagen für Zahnarztpraxen kann Quecksilber aus Zahnfüllungen in der Umwelt landen. Dort lagert es sich vor allem in Böden und Gewässern an und kann so in die Nahrungskette gelangen. Die Umweltbelastung durch Quecksilber ist auch der Grund, weshalb die Europäische Union ein generelles Verbot von Amalgamfüllungen ab 2025 ausgesprochen hat. Seit Juli 2018 ist dem Ärzteblatt zufolge bereits ein teilweises Verbot in Kraft: Schwangere und Kinder unter 15 Jahren dürfen nur noch in Ausnahmefällen eine Amalgamfüllung erhalten.

Alternativen zu Amalgam: Die richtige Zahnfüllung finden

Alternativen zu Amalgam sind oft nicht zuzahlungsfrei.
Alternativen zu Amalgam sind oft nicht zuzahlungsfrei.
(Foto: CC0 / Pixabay / lekoh)

Nach aktuellem Stand der Wissenschaft gelten die umstrittenen Zahnfüllungen aus Amalgam in Deutschland als unbedenklich. Es gibt, wenn überhaupt, nur sehr geringe Mengen Quecksilber ab. Deshalb ist es laut Zahnärzt:innen nicht nötig, bereits bestehende Füllungen entfernen zu lassen.

Mit dem Verbot von Amalgam-Füllungen in der EU fällt eine Zahnfüllung weg, die wegen des günstigen Materials komplett von der Krankenkasse übernommen wird. Viele Zahnärzt:innen bieten mittlerweile Alternativen zur Amalgamfüllung aus Keramik, Kunststoff oder Gold an. Diese Füllungen sind häufig optisch ansprechender, da sie eine ähnliche Farbe wie der natürliche Zahn haben. Allerdings bestehen auch hier Gesundheitsrisiken: Allergien gegen Kunststofffüllungen sind häufiger als Amalgam-Allergien, wie Jörg Kleine-Tebbe, Dermatologe und Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) gegenüber der Süddeutschen Zeitung betonte. Zudem sind die alternativen Füllungen nicht so stabil wie Amalgam und müssen häufiger ausgetauscht werden. Die Krankenkassen tragen daher nur einen Teil der Kosten.

Bevor du dich für eine Füllung entscheidest, solltest du ein ausführliches Gespräch mit deinem Zahnarzt oder deiner Zahnärztin führen. Lass dir die Vor- und Nachteile der verschiedenen Alternativen erklären und dich im Zweifel auf mögliche Allergien testen.

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Überarbeitet von Laura Hintereder

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