Viele Menschen tun grade ihr Bestes, um Energie zu sparen,– andere fühlen sich nicht dazu verpflichtet. Sie argumentieren dann, dass sie ja selbst die Kosten tragen oder zweifeln, wie wirksam bestimmte Maßnahmen sind. So kannst du dagegenhalten.
Deutsche Verbraucher:innen sind dazu aufgerufen, Energie zu sparen. Diesen Appell haben sowohl Politiker:innen wie Behörden in den letzten Monaten vielfach wiederholt. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach schon im Sommer von einer „große[n] gemeinsame[n] Kraftanstrengung“ und betonte: „Wir müssen alle versuchen, unseren Beitrag zu leisten.“
Einsparungen seitens Bevölkerung und Industrie sollen dazu beitragen, die Versorgungssicherheit mit Gas und Strom im Winter zu gewährleisten. Auch dem Klima kommen Sparmaßnahmen zugute – und Verbraucher:innen können damit ihre zuletzt massiv gestiegenen Kosten für Heizung und Strom senken.
Fürs Energiesparen gibt es also viele gute Argumente. Trotzdem ist nicht jede:r überzeugt. Zum Beispiel würden manche lieber hohe Heizpreise bezahlen, als die Heizung runterzudrehen. Andere bezweifeln, ob ein paar Grad mehr in der Wohnung wirklich einen großen Unterschied machen. Wir haben häufige Argumente gegen Energiesparen zusammengetragen – und zeigen, wo die Fehler liegen und wie du dagegenhältst.
„Ich kanns mir doch leisten, wieso sollte ich frieren?“
Preissteigerungen bei Strom und Gas stellen für viele Menschen eine große finanzielle Belastung dar. Dem Vergleichsportal Verivox zufolge liegt der durchschnittliche Gaspreis aktuell bei circa 16 Cent pro Kilowattstunde – im Jahresvergleich hat er sich mehr als verdoppelt. Wem wenig Geld zur Verfügung steht, dem bleibt aktuell nichts anderes übrig, als sparsam mit Energie umzugehen. Andere können es sich leisten, so viel Strom und Gas zu verbrauchen wie jeden Winter.
Das heißt aber nicht, dass nicht auch sie Energie sparen sollten. Denn Energie steht nicht unbegrenzt zur Verfügung. Russland liefert kein Erdgas mehr nach Deutschland, was hierzulande eine Energiekrise ausgelöst hat. Die deutsche Regierung hat zwar große Mengen an Erdgas eingekauft, um das Land im Winter zu versorgen: Die Gasspeicher in Deutschland sind aktuell circa zu 95 Prozent gefüllt. Trotzdem könnten die Vorräte nicht reichen, dann müsste die Regierung das übrige Gas rationieren. Brownouts, also gezielte Stromabschaltungen, wären ebenfalls möglich – auch in den Haushalten reicher Menschen.
Die Bundesnetzagentur hat die Menschen in Deutschland zuletzt am Montag dazu aufgefordert, mehr Gas zu sparen. Aktuell liegen die Einsparungen nämlich bei 13 Prozent, nötig wären der Behörde zufolge aber 20 Prozent. Damit die Lage nicht schlimmer wird, müssen wir also alle unser Bestes tun, um Strom und Gas zu sparen; unabhängig von unserer Gehaltsklasse.
„Ein paar Grad mehr oder weniger, wie viel Energie spart das schon?“
Kälteempfinden ist subjektiv. Manche frieren bei 20 Grad und stellen die Heizung deshalb gern eine Stufe höher, auf 24 Grad. In Zeiten der Energiekrise argumentieren sie in etwa so: „Ob ich meine Heizung auf zwei oder drei Stelle, was macht das für einen Unterschied?“
Einen großen. Zum einen offensichtlich für das eigene Kälteempfinden. Ein zusätzlicher Pulli und dicke Hausschuhe können hier aber ebenso gegenwirken. Zum anderen energietechnisch und finanziell. Laut Verbraucherzentrale senkt jedes Grad weniger den Energieverbrauch um 6 Prozent. Das heißt: Wer auf 20 statt 24 Grad heizt, spart schon circa ein Viertel der Heizenergie – und der damit verbundenen Kosten ein.
Die Temperatur wird meist über das Thermostat am Heizkörper geregelt. Stufe 1 entspricht 12 Grad, jede weitere Stufe ist jeweils 4 Grad wärmer. Die Verbraucherschützer:innen empfehlen 20 Grad fürs Wohnzimmer, und 18 im Schlafzimmer – Räume, die weniger genutzt werden, können auf 16 Grad beheizt werden. Mehr Infos findest du hier: Richtig heizen: Mit diesen 15 Tipps sparst du Geld und schonst die Umwelt.
„Ist ja meine Sache, was geht das andere an?“
Manche Menschen pochen auf ihr Recht, selbst zu entscheiden, wie viel Energie sie verbrauchen. Das gehe andere nichts an, heißt es. Doch ganz stimmt das nicht – denn viel Energie zu verbrauchen wirkt sich sehr wohl auch auf das Umfeld aus. Das geschieht auf mehrere Arten: Wie oben schon angesprochen, kann es zu Energieengpässen kommen, wenn viele Menschen diesen Winter viel Strom und Gas verbrauchen. Und schon vorher gäbe es finanzielle Konsequenzen – für alle.
Denn wenn viele Haushalte viel Energie verbrauchen, führt das dazu, dass Spitzenlastkraftwerke (wie zum Beispiel Gaskraftwerke) mehr arbeiten müssen, um den erhöhten Bedarf zu decken. Das führt dazu, dass die Strompreise an der Börse steigen, also alle Verbraucher:innen mehr zahlen müssen – egal ob sie sparsam mit Energie umgegangen sind, oder nicht.
Im Umkehrschluss bedeutet das auch: Wer Energie spart, trägt dazu bei, weitere Preissteigerungen zu vermeiden. Energieexperte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale fasst gegenüber Utopia zusammen: „Alles, was wir an Strom einsparen, verhindert eine Preisexplosion.“
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