Bestrahlung kann Lebensmittel länger haltbar machen und von Keimen befreien. Aber ist das überhaupt erlaubt in Deutschland? Wir erklären dir, was Bestrahlung bedeutet, was gilt und ob sie schädlich ist.
Um die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu steigern, gibt es eine Reihe von traditionellen Methoden wie Trocknen, Räuchern oder Salzen. Heutzutage ist dies außerdem durch Bestrahlung möglich. Allerdings ist deren Einsatz in Deutschland streng reglementiert. Darüber hinaus gibt es Unterschiede zwischen den Arten der eingesetzten Strahlen.
Wie werden Lebensmittel bestrahlt?
Zur Bestrahlung von Lebensmitteln wird zum einen sogenannte ionisierende Strahlung verwendet. Diese stammt entweder von radioaktivem Material oder wird mithilfe von Maschinen erzeugt. Sie lässt sich in verschiedene Arten unterteilen. Die wichtigsten sind:
- Alphastrahlung
- Betastrahlung
- Gammastrahlung
- Neutronenstrahlung
- Röntgenstrahlung
- Elektronenstrahlung
Nicht alle dieser Arten werden zur Bestrahlung von Lebensmitteln in Deutschland eingesetzt. Hierfür wird auf Gammastrahlen aus den Radionukliden 60Co (Kobalt) und 137Cs (Caesium), Röntgen- und Elektronenstrahlung zurückgegriffen. Außerdem werden Nahrungsmittel mit Neutronen zu Mess- und Kontrollzwecken bestrahlt.
Übrigens: Auch UV-Strahlung kommt hierfür zum Einsatz. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ionisierende Strahlung. Die folgenden Absätze gehen näher darauf ein.
Ist die Bestrahlung von Lebensmitteln in Deutschland erlaubt?
Grundsätzlich sind Lebensmittel, die mit (ionisierenden) Strahlen behandelt werden, in Deutschland verboten. Das regeln vor allem das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch und die Lebensmittelbestrahlungsverordnung. Eine Ausnahme gibt es lediglich für getrocknete aromatische Gewürze und Kräuter. Zudem kann Neutronenstrahlung zu Mess- und Kontrollzwecken eingesetzt werden, wobei die erlaubte Strahlendosis aber wesentlich geringer ist.
Zwar werden in anderen EU-Ländern deutlich mehr Lebensmittel zugelassen, die einer ionisierenden Bestrahlung unterzogen wurden. In den Niederlanden sind das beispielsweise Garnelen und Hülsenfrüchte. Allerdings dürfen solche Nahrungsmittel hierzulande nur verkauft werden, wenn das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit dafür eine Allgemeinverfügung erlässt. Aktuell gibt es solche Verfügungen lediglich für tiefgefrorene Froschschenkel und mit UV-Strahlen behandelten Invertflüssigzucker.
Ob diese Regelungen tatsächlich eingehalten werden, überprüft in Deutschland regelmäßig die amtliche Lebensmittelüberwachung. Bisher konnte sie nur wenige bestrahlte Nahrungsmittel finden. Die aktuellsten Daten dazu sind von 2022, wo fast 2300 Lebensmittel untersucht wurden. Davon waren 13 Proben bestrahlt. Drei dieser Proben stellten getrocknete Gewürze und Kräuter dar, während vier Nahrungsergänzungsmittel waren.
UV-Bestrahlung von Lebensmitteln
Ultraviolette Strahlung ist weder ionisierend oder radioaktiv, sondern es handelt sich dabei um den energiereichsten Teil der optischen Strahlung. Sie wird allgemein in UV-A-, UV-B- und UV-C-Strahlung unterteilt. Letztere ist besonders energiereich und wird auch in Deutschland zur Bestrahlung einiger Lebensmittel verwendet. Das dient der Entkeimung und umfasst konkret:
- Leitungswasser
- die Oberfläche von Gemüse- und Obsterzeugnissen
- Hartkäse (bei der Lagerung)
- die Oberfläche von Eiern
Davon abgesehen ist es zulässig, Luft mit ultravioletter Bestrahlung zu entkeimen – selbst wenn diese dabei indirekt auf Lebensmittel einwirkt. Manche Nahrungsmittel dürfen auch mit UV-Strahlen behandelt werden, um die Bildung von Vitamin D(2) zu erhöhen. Bisher ist dies bei Milch, Bäckerhefe, Brot und Pilzen erlaubt.
Sind bestrahlte Lebensmittel gefährlich?
Wichtig: Die ionisierende Strahlung besteht nicht aus radioaktiven Partikeln oder Atomen, sondern aus elektromagnetischen Wellen. Die Lebensmittel kommen nicht direkt mit der Strahlungsquelle in Kontakt und werden daher auch nicht radioaktiv. Außerdem darf die maximal absorbierte Gesamtdosis an Strahlung, die durchschnittlich absorbiert wird, nicht höher als 10 Kilogray sein.
Nach Einschätzung der Verbraucherzentrale, WHO und EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) ist diese Bestrahlung bei Lebensmitteln für Menschen nicht gesundheitsschädlich. Die EFSA stützt sich auf die Empfehlungen vom Wissenschaftlichen Lebensmittelausschuss der Europäischen Kommission.
Bei ionisierender Bestrahlung sind diesen Quellen zufolge ebenso die Veränderungen der Inhaltsstoffe vernachlässigbar. Laut der Verbraucherzentrale etwa gehen kaum Vitamine und Nährstoffe sowie gar keine Mineralstoffe verloren. Auch die UV-Bestrahlung gibt die Verbraucherzentrale als gesundheitlich ungefährlich an.
Kennzeichnung der Bestrahlung bei Lebensmitteln
Es lässt sich also festhalten, dass nur wenige Lebensmittel in Deutschland bestrahlt werden und dieses Verfahren wahrscheinlich für die Gesundheit unbedenklich ist. Trotzdem kannst du bestrahlte Lebensmittel einfach vermeiden, wenn du möchtest. In der Regel ist dies gekennzeichnet, zum Beispiel als „mit ionisierenden Strahlen behandelt“ oder „bestrahlt“.
Falls das nur einzelne Inhaltsstoffe betrifft, findest du die Kennzeichnung in der Zutatenliste. Sogar Restaurants und Kantinen müssen darauf hinweisen, wenn sie bestrahlte Nahrungsmittel anbieten. Allerdings muss Neutronenbestrahlung zu Mess- und Kontrollzwecken sowie die Entkeimung von Luft mit UV-Strahlen nicht gekennzeichnet werden.
Übrigens: Einige Nahrungsmittel sind von Natur aus radioaktiv. Das betrifft zum Beispiel die eigentlich gesunden Paranüsse oder radioaktive Bananen.
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