Ob als Tagebuch, für Gedichte oder als Geschenk: Wer etwas ganz Besonderes möchte, der kann sich sein Buch auch selbst binden. Wir zeigen dir die gängigsten Formen des Buchbindens und wie du sie ganz einfach selbst machst.
Viele Arten, ein Buch zu binden
Buchbinden hatte bis ins 19. Jahrhundert hinein eine lange handwerkliche Tradition, bis das Handwerk vom industriellen Buchbinden abgelöst wurde. Dabei haben sich einige klassische Arten der Buchbindung entwickelt:
Die Klebebindung
Bei der Klebebindung wird der gesamte Papierblock, wie der Name schon sagt, einfach an den Umschlag geklebt. Sie ist die wahrscheinlich am häufigsten genutzte Art, ein Buch zu binden.
Die Fadenheftung
Die Fadenheftung ist besonders hochwertig und stabil. Wie der Name schon ahnen lässt, werden hierbei die Seiten mit einem Faden zusammengeheftet, also die einzelnen Seiten zum Buchblock zusammengenäht. Der Aufwand ist deutlich höher als bei der Klebebindung.
Die Heftbindung
Für eine Heftbindung werden mehrere Bögen Papier an der Falzkante, also dort wo der Knick ist, zusammengeheftet. Das geht allerdings nur für eine geringe Anzahl an Blättern, weil die Heftklammern sonst nicht mehr greifen.
Die Ringbindung
Die Ringbindung kennst du typischerweise von Spiral- und Collegeblöcken. Wir stellen dir am Ende eine kreative und einfache Variante mit Schlüsselringen vor.
Tipps für den Materialkauf
Welche Materialien du für die einzelnen Bindungsarten brauchst, steht bei den jeweiligen Anleitungen dabei. Hier nur ein paar Tipps, was du bei der Auswahl deiner Materialen beachten solltest:
Kannst du dir etwas leihen? Nicht alles musst du neu kaufen – besonders Dinge wie einen geeigneten Leim oder Feder- oder Schraubzwingen kannst du dir vielleicht von Freunden oder Bekannten leihen.
Kannst du Reste verwenden? Das schönste, individuellste Buch stellst du dann her, wenn es möglichst außergewöhnlich ist. Dazu lassen sich auch Papierreste oder Stoffreste verwenden. Letztere z.B. kannst du zu einem Buchumschlag zusammennähen.
Papier brauchst du natürlich viel für die Herstellung eines Buchs. Dafür tut es auch normales Druckpapier ganz gut. Achte beim Kauf darauf, möglichst Recyclingpapier und am besten ungebleichtes zu verwenden.
Klebeband: Lass dich beraten, welches Klebeband sich für deine Zwecke eignet, probiere aber auch das Klebeband, das du schon besitzt aus, ob es genügend Halt bietet. Kreppband und durchsichtiges Klebeband eignen sich nicht!
Stoffe solltest du möglichst in guter Qualität kaufen, am besten in fair und bio, damit sie keine umweltbelastenden Chemikalien enthalten und nicht unter Ausbeutung hergestellt wurden.
Beim Kauf von Holzplatten für die Buchdeckel solltest du ebenfalls auf die Zertifizierung achten: Einigermaßen verlässliche Siegel sind z.B. FSC oder PEFC.
Für Kartonreste kannst du Reste von der letzten Paketlieferung oder dergleichen verwenden.
Kleber: Verwende möglichst lösungsmittelfreien Kleber und lass dich beraten, welche Leimarten sich auch fürs Buchbinden eignen und umweltfreundlich sind.
Ein Buch mit einfacher Heftbindung
Eine Heftbindung geht einfach und schnell und du brauchst dafür nicht viele Materialien. Allerdings kannst du mit einer Heftbindung auch kein dickes Buch herstellen.
Du brauchst:
- mehrere BögenDIN A4 Papier (ein Blatt ergibt 4 Seiten)
- einen farbigen Bogen, ggf. dicker, als Umschlag
- einen Hefter – Achtung, der Hefter muss groß genug sein, um bis zur Falz = Faltkante zu reichen.
So gehst du vor:
- Falte jedes Papier in der Mitte. Achte darauf, dass die Kanten sauber gefaltet sind und nutze ggf. ein Lineal, um nochmal über Faltkante, Falz genannt, zu fahren, damit sie gut zusammenhalten.
- Lege die Blätter ordentlich ineinander. Als äußerstes legst du dein Umschlagpapier.
- Falte die Blätter auf, sodass die Falzkante nach oben zeigt und achte nochmal drauf, dass alle Seiten ordentlich aneinander liegen.
- Hefte die Blätter an der Falzkante zusammen. Je nach Papiergröße kannst du die Blätter zweimal (oben und unten), dreimal oder mehrfach heften.
Extra-Tipps:
- Den Umschlag kannst du mit Stoffresten oder Papierresten verzieren.
- Experimentiere mit den Größen deiner Hefte
- Für kleine Hefte kannst du eventuell Papierreste noch nutzen.
- Bei schon gedruckten Seiten brauchst du bei der Heftbindung normalerweise keinen Rand freilassen.
Buch mit Klebebindung selbst binden
Die Klebebindung ist schon etwas kniffliger, aber auch für Anfänger noch gut zu machen. Mit der Klebebindung kannst du auch dickere Bücher herstellen:
Du brauchst:
- DIN A4 Papier
- Sehr gut klebendes Klebeband: Auch Klebeband aus Baumwolle oder Leinen eignet sich und Kleber
- ODER: Statt dem Klebeband kannst du auch Buchbinderleim und Heftgaze nehmen. Das ist ein gitterartiges Gewebe, das zum Verkleben genutzt wird.
- Karton, sehr festes Papier oder dünne Holzplatten für Buchrücken und die Buchdeckel vorne und hinten. Biegsam = „Softcover“ – harter Karton / Holzplatten = „Hardcover“
- Einen Einband: Stoff, Leinen oder ggf. Leder
So gehst du vor:
- Falte alle Blätter und streiche die Falzen glatt, z.B. mithilfe eines Lineals oder Falzbeins.
- Lege alle gefalzten Blätter mit der Falz auf derselben Seite aufeinander und achte darauf, dass sie einen ordentlichen Block formen. Eventuell kannst du dir mit einer Federzwinge behelfen, die den Block sauber zusammenhält.
- Als oberstes und unterstes kannst du ein besonders schönes Papier verwenden, z.B. farbiges oder gemustertes – das wird dein Vorsatzpapier, also das Papier, was später mit den Buchdeckeln verbunden wird.
- Jetzt zum Kleben: Wenn du Klebeband verwendest, dann klebe das Klebeband über die aufeinanderliegenden, gefalzten Seiten und auf die Buchvorder- und Rückseite. Am besten fängst du oben an, legst einen Streifen Klebeband über die aufeinanderliegenden Seiten und ein Stück bis auf das farbige Papier, das zu oberst und zu unterst liegt. Dann klebst du einen Streifen am unteren Rand. So arbeitest du dich bis in die Mitte vor. Achte darauf, das Klebeband wirklich gut festzustreichen, damit später keine Seiten rausfallen. Dann verstärkst du den Rücken mit ein paar weiteren Streifen Klebeband.Wenn du mit Leim arbeitest, dann bestreiche den zusammengedrückten Buchblock an den Falzkanten und lege das Heftgaze darauf und drücke es fest. Achtung, der Leim muss ein paar Stunden trocknen. Fertig ist dein Buchblock.
- In der Zwischenzeit kannst du den Einband vorbereiten: Schneide deine Buchdeckel aus dem Karton, Papier oder den Holzplatten so zurecht, dass an oben, unten und an einer Seite jeweils ein Stück übersteht.
- Schneide den Buchrücken so zurecht, dass er so dick wie der Buchblock ist und so hoch wie die Buchdeckel.
- Alles drei legst du auf den Einband aus Stoff, Leinen oder was du verwenden möchtest. Achte darauf, dass zwischen dem Buchrücken, der in der Mitte liegt und den Buchdeckeln jeweils ca. 8-10 Millimeter Platz sind.
- Dann kannst du Buchdeckel und Buchrücken festkleben.
- Die Ränder des Einbandes kannst du einschneiden und auf der Innenseite von Buchdeckel und Buchrücken festkleben.
- Wenn alles getrocknet ist ist, klebst du die oberste Seite des Buchblocks auf die Innenseite des Buchdeckels, die Unterseite auf die Innenseite des unteren Buchdeckels. Achtung, der Buchrücken darf nicht festgeklebt werden.
- … und fertig ist dein eigenes Buch mit Klebebindung!
Extra-Tipps:
- Auch hier sind dir keine Grenzen gesetzt bei den Ideen für den Einband – nur der Haltbarkeit wegen brauchst du ihn an einem Stück, aber du kannst z.B. auch Stoffreste zu einem Einband zusammennähen.
- Kombiniere Heft- und Klebebindung: Stelle erst aus jeweils vier Blättern ein Heft her und die Hefte verklebst du dann wie beschrieben.
- Achtung, bei der Klebebindung solltest du innen ein Stück Abstand zum Rand lassen, damit alles gut lesbar ist.
Das Buch mit Fadenheftung
Bei der Fadenbindungwird das Buch sozusagen genäht. Das dauert in der Herstellung etwas länger als die anderen Bindungsarten
Du brauchst:
- DIN A4 Papier
- Nadel: Eine ganz normale Nähnadel reicht dafür
- Faden: Ein stabiles, normales Nähgarn tut seinen Zweck.
- Lineal
- ggf. ein Teelicht
- ggf. einen Vorstecher (nicht notwendig, macht es aber einfacher)
Und so gehst du vor:
- Falte und falze alle Blätter, sodass du saubere Kanten hast.
- Dann misst die Faltkante des Papiers und markierst im gleichmäßigen Abstand vier Einstichslöcher. Oben und unten sollte das Loch einen Abstand von ca. 1-2 cm haben.
- Diese Markierungen stichst du mit dem Vorstecher oder einer Nadel in der Faltkante durch. Das werden dann deine Löcher zum nähen. Am besten nimmst du immer mehre Blätter und durchstichst sie zusammen.
- Das musst du mit allen Blättern machen.
- Miss den Faden ab: Nimm die dafür die Anzahl der Blätter mal die Länge der gefalteten Kante und verdopple die Zahl. So lang sollte dein Faden sein. Wenn du mehrere Blätter ineinander legst und auf einmal nähst, brauchst du dafür nur einmal den Faden berechnen.
- Den Faden kannst du mithilfe des Teelichts wachsen, damit er nicht auffranst, wenn du möchtest.
- Dann nimmst du das erste gelochte Papier oder den Papierstapel und führst die Nadel mit Faden von außen nach innen durch das oberste Loch.
- Achte darauf, dass ca. eine handbreit Faden am Ende hängen bleibt.
- Durch das nächste Loch führst du den Faden wieder von innen nach außen.
- Durch das 3. Loch nähst du wieder außen nach innen.
- Und zuletzt am 4. Loch wieder von innen nach außen.
- Jetzt legst du das gefaltete Papier an und fängst mit dem Nähen von unten an, wo der Faden gerade hängt. Das erste Loch geht wieder von außen nach innen, das zweite von innen nach außen.
- Jetzt wird´s kniffelig: Vom zweiten Loch des zweiten Blatts nähst du in das darunterliegende Loch des ersten Blatts, und von dort zum darüberliegenden Loch.
- Dann erst nähst du das dritte Loch des zweiten Blatts, als das, wo der Faden aus dem ersten Blatt rauskommt. Und von außen nach innen nähst du dann das vierte Loch.
- Dann verknotest du den Faden mit dem Fadenrest, den du über hängengelassen hast.
- Auf die Art und Weise kannst du jetzt alle weiteren Blätter annähen, bis auf das Verknoten natürlich. Stattdessen schiebst du jetzt, immer wenn du am Ende eines Blatts bist, den Faden zwischen den beiden vorherigen Blättern durch und ziehst ihn fest.
- Am Schluss musst du den Faden nochmal verknoten. Am besten ziehst du ihn dazu zur Hälfte zwischen zwei Buchseiten unter dem Faden durch und verknotest die entstehende Schlaufe mit deinem Fadenende.
- Den Bucheinband kannst du genauso machen wie für die Klebebindung unter Punkt 5 beschrieben.
Extratipps:
- In diesem Youtube-Video siehst du, wie das mit der Naht funktioniert.
- Statt bei den beiden mittleren Löchern nochmal zum Blatt davor zu wechseln, kannst du auch einen Streifen Stoffrest zwischen die beiden Löcher legen und diesen einfach festnähen, so wie das in diesem Video gemacht wird. Dann musst du dein Buch allerdings auch noch ein bisschen leimen.
- Je mehr Blätter du auf einmal nähst, desto schneller – je weniger Blätter, desto stabiler und feiner schaut das ganze aus, aber es reißt natürlich auch schneller beim Nähen.
Notizbuch mit Schlüsselringen
Eine einfache und flexible Buchvariante ist die mit Schlüsselringen – schnell hergestellt und das praktischste: Du kannst nach Belieben Blätter auffüllen oder raus nehmen.
Du brauchst:
- DIN A5 oder kleiner
- zwei bis vier Schlüsselringe, die sich aufklappen lassen, solche zum Beispiel.
- Pappe oder Holzplatten
- ggf. einen Bohrer
- einen Locher
- ggf. Stoffreste
So gehst du vor:
- Loche deine Blätter alle in gleichmäßigem Abstand auf einer Seite
- Je nach Belieben kannst du zwei oder vier Löcher machen.
- Stecke die Blätter auf die Schlüsselringe.
- Oben und unten kommt jeweils der Karton oder die Pappe als Buchdeckel drauf.
- … und schon fertig.
Extra-Tipps:
- Das praktischste am Schlüsselring-Notizbuch ist, dass du es immer wieder neu an deine Bedürfnisse anpassen kannst.
- Verwende z.B. bunte Blätter als Trenner zwischen verschiedenen Kategorien
- Gestalte ein Bulletjournal mit deinem Schlüsselring-Notizbuch
- Für die Gestaltung deiner Buchdeckel sind dir keine Grenzen gesetzt. Bemalte Holzplatten, mit Stoff bezogener Karton, …
- Füge an deine Buchdeckel noch Bänder an, damit du dein Buch zubinden kannst.
Viel Spaß beim Ausprobieren und Selbermachen!
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