Das kapitalismuskritische Buch „Radikale Alternativen“ zeigt Gegenentwürfe zum Gegenwartskapitalismus. Eine Welt ohne Kapitalismus ist zweifelsfrei eine bessere Welt – aber ist sie auch möglich? Die Autoren wagen das Gedanken-Experiment.
Radikale Alternativen: Gibt es Alternativen zum Kapitalismus?
„Der Kapitalismus der Gegenwart basiert auf der Ausbeutung der Natur“ – so lautet die These im Vorwort des Buches „Radikale Alternativen“. Die Lösung der Autoren ist, den Kapitalismus zu überwinden. Er sei vielmehr als nur ein Wirtschaftssystem: Längst habe er sich zu einem sozialen Herrschaftssystem gemacht, dem alles untergeordnet wird. Getreu dem Motto „Hauptsache die Wirtschaft brummt“ müssen sich Natur und Menschen unterordnen.
Die Autoren reißen viele Lebensbereiche an, die unter dem Kapitalismus leiden:
- Die Kluft zwischen Arm und Reich ist längst so groß, dass selbst die einstige Mittelschicht nun Abstiegsängste hat.
- Gigantische Müllberge entstehen aufgrund von Überproduktion und mangelndem Umweltbewusstsein.
- Begrenzte Ressourcen werden der Erde entnommen, ohne Rücksicht auf nachfolgende Generationen.
- Ressourcenverschwendung auf der einen Seite stehen Hungersnöten und Mangelernährung auf der anderen Seite gegenüber.
Zusammengefasst: Gesundheit, Bildung, Natur, Ernährung – wir sollten unser Leben nicht dem Profitinteresse unterordnen. Denn das Recht auf ein gutes Leben kann einem niemand nehmen und lässt sich auch nicht in Geld bemessen.
Fazit: Keine plumpe Kapitalismus-Kritik
Die Lösung ist radikal: Weg vom Kapitalismus, hin zu Degrowth oder Post-Extraktivismus. Dieses seien die beiden einzige denkbaren Ansätze für zukünftige Gesellschaften.
- Bei Degrowth steht das Gemeinwohl und der Einklang des Handelns mit der Natur im Vordergrund.
- Der Post-Extraktivismus lehnt nicht nur die Zerstörung der Natur ab, sondern auch ihre Beherrschung. Der Glaube an unendlichen Fortschritt wird infrage gestellt. Oberstes Ziel ist ein gutes Leben, statt einer Orientierung am Kapitalismus und an der Konjunktur.
Wer nach einer Alternative zum Kapitalismus sucht, wird oft belächelt. Denn wenn es etwas Besseres gäbe, dann hätte es sich doch schon durchgesetzt, oder? Die Autoren machen deutlich, dass wir die herrschende Wirtschafts- und Politikform nicht als alternativlos hinnehmen sollten. Denn der Kapitalismus verteilt die Macht an einige wenige und macht es umso schwerer, Alternativen durchzusetzen. Mit den beiden Kapitalismus-Alternativen liefern die Autoren konkrete Beispiele für eine Wirtschafts- und Politikreform.
Fazit: Radikale Alternativen zählt zu den besten Büchern über das Degrowth-Konzept und Post-Extraktivismus. Es liefert eine Analyse zu wirtschaftlichen und politischen Problemen auf hohem Niveau und verlangt seinen Lesern einiges ab. Nicht zuletzt auch eine radikal neue Denkweise und Auseinandersetzung mit der Frage „Wie wollen wir eigentlich leben?“.
Über die Autoren: Ulrich Brand ist Professor für Internationale Politik an der Universität Wien. Alberto Acosta war Präsident der verfassunggebenden Versammlung von Ecuador und Minister für Energie und Bergbau. Heute ist er Professor für Ökonomie.
Das Buch: „Radikale Alternativen“ ist im oekom Verlag erschienen, ISBN: 978-3-96238-014-4, eine Leseprobe gibt es beim oekom Verlag.
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