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Carbon Farming: Das solltest du über die Speicherung von Kohlenstoff wissen

Carbon Framing
Foto: CC0 / Pixabay / wobogre

Carbon Farming ist ein Mittel, um aktiven Klimaschutz zu leisten. Wir erklären dir in diesem Artikel, was Carbon Farming ist und welchen Stellenwert es im Kampf gegen den Klimawandel einnimmt.

Carbon Farming beschreibt eine bestimmte Art der Landwirtschaft: Beim Carbon Farming werden Maßnahmen eingesetzt, die Kohlenstoff im Boden durch den Aufbau von Humus langfristig binden. Die Landwirtschaft entzieht so der Atmosphäre langfristig Kohlenstoffdioxid, ein wichtiger Antreiber des Klimawandels. Damit leistet Carbon Farming einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Zusätzlich fördert der Schutz und Aufbau von Humus die Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität.

Was passiert beim Carbon Farming?

Das Ziel von Carbon Farming ist, Kohlenstoff in Form von Humus im Boden zu erhalten und anzureichern. Wie viel Kohlenstoff in Böden längerfristig gehalten werden kann ist sehr unterschiedlich: Das hängt unter anderem vom Klima und den Bodeneigenschaften ab. Humusanreicherung in landwirtschaftlichen Böden ist aktiver Klimaschutz: In Deutschland können bis zu fünf Millionen Tonnen CO2 durch humusbildende Maßnahmen zusätzlich im Acker gebunden werden, das entspricht dem CO2-Fußabdruck von 460.000 in Deutschland lebenden Menschen.

Wie kommt der Kohlenstoff in den Boden?

Bodenwühler arbeiten den im Humus gebundenen Kohlenstoff in den Boden ein.
Bodenwühler arbeiten den im Humus gebundenen Kohlenstoff in den Boden ein.
(Foto: CC0 / Pixabay / PortalJardin)

Kohlenstoff wird über Pflanzen in den Boden gebracht, sie nehmen ihn in Form von CO2 aus der Atmosphäre auf. Die Pflanzen brauchen Kohlenstoff für ihr Wachstum und bauen ihn in Blätter und Wurzeln ein. Stirbt die Pflanze ab, wird sie von Pilzen und Bakterien zersetzt: Es bildet sich kohlenstoffhaltiger Humus. Durch Bodentiere gelangt der Humus und damit auch der Kohlenstoff in den Boden und wird dort langfristig gespeichert.

Carbon Farming reichert Kohlenstoff im Boden an

Der Anbau von Zwischenfrüchten ist nur ein Beispiel für Maßnahmen, die Kohlenstoff im Boden langfristig binden.
Der Anbau von Zwischenfrüchten ist nur ein Beispiel für Maßnahmen, die Kohlenstoff im Boden langfristig binden.
(Foto: CC0 / Pixabay / NickyPe)

Um Kohlenstoff im Boden zu binden, gibt es verschiedene Methoden, die beim Carbon Farming verwendet werden:

  • Anbau von Zwischenfrüchten: Ein ständiger Pflanzenbewuchs bedeutet eine ständige Bindung von Kohlenstoff. Dabei werden viele verschiedene Zwischenfrüchte, wie zum Beispiel Leguminosen, Gräser und tiefwurzelnde Früchte angebaut. Eine dichte und vielfältige Pflanzendecke nimmt besonders viel Kohlenstoff auf.
  • Bodenbearbeitung vermindern: Durch häufige Bodenbearbeitung wird Kohlenstoff schneller abgebaut. Die abgestorbenen Wurzeln, Blätter und Stängel der angebauten Früchte sollten auf dem Feld verbleiben. So verbleibt auch besonders viel gespeicherter Kohlenstoff auf dem Feld und wird im Boden gespeichert.
  • Acker in artenreiches Grünland umwandeln: Gras kann besonders viel Kohlenstoff aufnehmen, denn es speichert ihn in den Wurzeln. Eine Mischung aus Grasarten mit besonders vielen Wurzeln fördert dabei den Humusaufbau und bildet eine üppige Grünlandnarbe.
  • Grünland bewirtschaften: Auf beweidetem Grünland wird besonders viel Kohlenstoff gebunden. Wenn die Tiere auf dem Grünland weiden, verbleibt mehr Pflanzensubstanz an Ort und Stelle, als wenn Heu abgefahren wird.
  • Kompost und Festmist: Beides enthält organisches Material und damit Kohlenstoff. Im besten Fall wird Kompost und Festmist von Standorten mit Humusüberschuss an Standorte gebracht, an denen Humusaufbau möglich und sinnvoll ist. Weil dabei auch andere Nährstoffe eingetragen werden, müssen die rechtlichen Rahmenbedingung für die Düngung eingehalten werden.
  • Agroforstsysteme: Werden Land- und Forstwirtschaft kombiniert, kann ebenfalls Kohlenstoff angereichert werden: Der Baum selbst nimmt Kohlenstoff auf und lagert es in seinem Holz und Wurzeln ein. Der in den Nadeln und Blättern gespeicherte Kohlenstoff fällt auf den (Acker-)Boden und wird so im Boden gespeichert.

Carbon Farming: Nicht nur fürs Klima gut

Carbon Farming soll unter anderem die Versteppung und das Austrocknen von Feldern verhindern.
Carbon Farming soll unter anderem die Versteppung und das Austrocknen von Feldern verhindern.
(Foto: CC0 / Pixabay / erwin66as)

Carbon Farming hat viele Vorteile. Neben den bereits erwähnten sind das die wichtigsten:

  • Humus liefert den Ackerkulturen wertvolle Nährstoffe.
  • Durch Humusaufbau verbessert sich der Luft- und Wasserhaushalt des Bodens: Das verbessert die Wasserversorgung der Pflanzen und sorgt dafür, dass sie besser wachsen.
  • Die so verbesserte Fruchtbarkeit der Böden ermöglicht ertragreichere Ernten. Sichere Ernten sind essentiell für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung.

Carbon Farming mit CO2-Zertifikaten honorieren: Eine gute Idee?

Landwirt:innen können ihren Humusaufbau mit CO2-Zertifikaten honorieren lassen - doch das bringt nicht zwingend en beabsichtigten klimaschützenden Effekt.
Landwirt:innen können ihren Humusaufbau mit CO2-Zertifikaten honorieren lassen – doch das bringt nicht zwingend en beabsichtigten klimaschützenden Effekt.
(Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Mit CO2-Zertifikaten kann die Kohlenstoffspeicherung durch Humusaufbau honoriert werden. Landwirt:innen schließen dabei einen Vertrag mit Zertifizierungsunternehmen für fünf bis 20 Jahre ab, in dem sie sich verpflichten, den Humusgehalt der Böden zu erhöhen. Nach Ablauf der Vertragslaufzeit ermitteln die Unternehmen dann die Menge des zusätzlich gebundenen Kohlenstoffs und zahlen den Landwirt:innen dann eine Prämie dafür aus. Die Zertifikate über die jeweilige CO2-Bindung verkaufen diese Unternehmen dann weiter an Unternehmen, die ihre eigenen Treibhausgas-Emissionen reduzieren wollen.

In einer Studie von 2023 kommen renommierte Forschungsinstitute zu dem Schluss, dass diese Zertifikate als Instrument für den Klimaschutz ungeeignet sind. Die Gründe dafür sind:

  • Humusaufbau ist reversibel – das bedeutet: Stoppen die Landwirt:innen die kohlenstoffbindenden Maßnahmen, wird CO2 wieder freigesetzt.
  • Es ist nicht gewährleistet, dass der in der Vertragslaufzeit gespeicherte Kohlenstoff auch danach noch im Boden gebunden bleibt.
  • Wenn Pflanzenmasse zum Humusaufbau von einer Fläche auf eine andere Fläche gebracht wird, um dort den Humusaufbau zu fördern, wird auf der Ausgangsfläche weniger Humus aufgebaut. Unterm Strich hat das Klima davon nichts.
  • Landwirt:innen, die bereits seit Langem Humusaufbau betreiben, können den Humusgehalt im Boden kaum mehr erhöhen und können so vom Zertifikatehandel nicht profitieren.

Möglich und fairer wäre die Schaffung von Anreizen zum Humusaufbau, bspw. durch Förderprogramme, die humusaufbauende Maßnahmen im Allgemeinen fördern. Unter anderem die EU diskutiert, wie solch ein Anreizsystem praktisch umsetzbar wäre.

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Überarbeitet von Kilian Loesch

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