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Chinesische Werbepartner bei der Fußball-EM: Darum ist Shopping bei AliExpress keine gute Idee

AliExpress ist Sponsor der Fußball-EM – warum Shopping bei dem China-Shop keine gute Idee ist
Foto: Screenshots AliExpress

Bei der Bandenwerbung der Fußball-EM 2024 ist AliExpress derzeit sehr präsent. Der chinesische Onlinehändler ist Sponsor der Fußball-Europameisterschaft – und will so seinen Konkurrenten Temu herausfordern. Hier erfährst du, warum Shopping bei AliExpress keine gute Idee ist.

Ein Fußball-Großevent ohne Sponsoren und Bandenwerbung ist undenkbar. Beim Blick auf die Bandenwerbung fallen bei den Fußballspielen derzeit nicht nur Unternehmen wie die Telekom, Bitburger oder die Deutsche Bahn ins Auge, sondern auch diverse chinesische Unternehmen. Ihr Ziel ist klar: Sie wollen von der weltweiten Aufmerksamkeit profitieren und sich den europäischen Markt erschließen. Zu den chinesischen Geldgebern des Fußballspektakels gehören beispielsweise Alipay (ein chinesischer Anbieter von Bezahlsystemen), das Technologieunternehmen Vivo und der Online-Händler AliExpress.

AliExpress will vom Fußballfieber profitieren

Bei AliExpress handelt es sich um eine riesige Onlinehandelsplattform, die zur Alibaba Group gehört. Ähnlich wie bei Amazon werden hier Waren von vielen verschiedenen Verkäufern angeboten. Mit der Präsenz bei der UEFA EM 2024 will AliExpress seinen Hauptkonkurrenten auf dem europäischen Markt, die chinesische Billig-App Temu, herausfordern. „Durch die Partnerschaft mit der UEFA EM 2024 zielt AliExpress darauf ab, die breite Werbewirkung und die positiven Assoziationen des Fußballs zu nutzen. Hierfür wurde sogar Super-Star David Beckham als Markenbotschafter verpflichtet, der im Rahmen der Europameisterschaft für AliExpress werben wird“, erklärt das Branchenblatt RetailNews. Während der EM 2024 werden auf AliExpress Gewinnspiele mit Preisen in Millionenhöhe veranstaltet, darunter auch Tickets für Spiele der Europameisterschaft.

AliExpress: Schnäppchen ohne Ende – warum der Shop trotzdem keine gute Idee ist
AliExpress: Schnäppchen ohne Ende – der Shop ist trotzdem keine gute Idee. (Screenshot AliExpress Juni 2024)

Absurd günstig – aber ein No-Go

Ein Blick auf die Website zeigt absurd günstige Schnäppchen: Eine goldfarbene Kette mit einem süßen Herz – 47 Cent. Ein Nagelscheren-Set: ebenfalls 47 Cent. Fake-Airpods für 6,87 Euro. Ein tragbarer Entsafter für gut 7 Euro. Magnetbausteine für Kinder zum gleichen Preis. Viele Willkommensangebote, die angeblich 94 Prozent günstiger sind als sonst. Der chinesische Online-Shop lockt mit Preisen, die so unverschämt günstig sind, dass es schwerfällt, ihnen zu widerstehen. Dennoch sollte der Einkauf beim Schnäppchenriesen aus China aus vielen Gründen ein absolutes No-Go sein.

Was ist AliExpress?

AliExpress wurde 2010 gegründet und hat seinen Sitz in China. Das Unternehmen ist Teil der Alibaba Group und gilt als „chinesisches Ebay“. Das Angebot des Shops umfasst eine riesige Auswahl an Produkten: Man findet hier technische Geräte, Haushaltswaren, Spielzeug und Kleidung, darunter immer wieder originelle und kuriose Hingucker-Produkte.

Ähnlich wie bei Ebay verkaufen bei AliExpress zum einen Händler:innen, zum anderen Privatpersonen ihre Produkte. Das Unternehmen stellt nur die Plattform zur Verfügung. Im Gegensatz zu Amazon ist AliExpress damit also nur ein Marktplatz und hat selbst nichts mit der Produktion oder dem Versand der Waren zu tun.

Interessant ist die Tatsache, dass bei AliExpress nur Anbieter:innen aus China verkaufen dürfen, die Kund:innen allerdings überall auf der Welt sitzen. Die Ware kommt aus China und bringt verschiedene Probleme mit sich: Sie hat einen langen Transportweg hinter sich, in der Regel fehlen Sicherheits- oder Umwelt-Zertifizierungen – die Vermutung liegt nahe, dass sie unter nicht nachvollziehbaren Arbeits- und Umweltbedingungen produziert wurde.

Wie sieht es mit der Qualität von AliExpress aus?

Auf dem unabhängigen Bewertungsportal Trustpilot erhält AliExpress die Bewertung „mangelhaft“ (mit 2,7 von 5 möglichen Sternen, Stand 19. Juni 2024). Die Zahl der unzufriedenen User:innen ist groß: Die Kritik reicht von langen Lieferzeiten über die Lieferung von beschädigter und falscher Ware bis hin zu fehlenden Kontaktmöglichkeiten mit den Verkäufer:innen. Hauptkritikpunkt ist die schlechte Qualität der gelieferten Ware: „Das Billigste vom Billigen“, „absoluter Schrott“ und „minderwertig“ – Meinungen, die häufig zu finden sind. Oft ist die Rede von Produktfälschungen.

AliExpress: Viel Kritik für den riesigen Online-Marktplatz aus China (Stand Juni 2024)
AliExpress: Viel Kritik für den riesigen Online-Marktplatz aus China (Stand Juni 2024) (Screenshot AliExpress Juni 2024)

Problem der Onlineshops aus China

Onlineshops aus China haben den deutschen Markt inzwischen erobert. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand:

  • Die Preise sind verführerisch günstig – dadurch ist die Kaufschwelle niedrig und die Gefahr von Impulskäufen groß.
  • Das Marketing ist professionell (siehe unsere Berichte über Shein, Temu und Cider).
  • Und: Das Gefühl, ein Schnäppchen ergattert zu haben, löst Glücksgefühle in uns aus.

AliExpress: Das solltest du vor dem Einkauf wissen

Es gibt viele gute Gründen, die gegen den Einkauf in chinesischen Billigshops wie AliExpress sprechen:

  • Der weite Transport aus China wirkt sich negativ auf die Umweltbilanz aus.
  • Der Versand kann lange dauern.
  • Ab einem Warenwert von mehr als 150 Euro müssen Zollgebühren bezahlt werden.
  • Retouren sind bei AliExpress zwar möglich, da sie aber nach China zurückgeschickt werden, entstehen hohe Versandkosten und erneut lange Transportwege.
  • Immer wieder taucht gefälschte Ware auf. Das Büro des US-Handelsbeauftragten hat AliExpress 2022 in seine Liste der berüchtigten Märkte für Fälschungen und Piraterie aufgenommen.
  • Informationen zu den Produkten und Arbeitsbedingungen sind absolute Mangelware. „Bei den Produkten fehlen CE-Zertifizierungen“, kritisiert Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz bei Greenpeace, gegenüber Utopia. Hinzu kommt laut der Expertin: „Es gibt bei diesen Unternehmen keinerlei Regeln, wie vor Ort gearbeitet wird.“ Und weiter: „Die Arbeitsweise und Produktionsweise ist bei Unternehmen wie AliExpress aus Umwelt- und Menschenrechtssicht sehr problematisch.“

Eine der größten Schwachstellen beim Einkauf von chinesischer Waren ist der Versand nach Europa, erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes, gegenüber dem Standard: „Die Produkte kommen oft verspätet oder erst gar nicht an. Ihre Qualität ist schlecht, manchmal entsprechen sie nicht der eigentlichen Beschreibung. Auch können unerwartete Mehrkosten für Kundinnen und Kunden auftreten“, so Will. 

Fazit: Massenhaft billig produzierte Ware ist genau das Gegenteil von Nachhaltigkeit – und sollte ein No-Go sein, egal wie günstig die Preise sind.

Hinweis: Wenn es um AliExpress geht, wird immer wieder auch der Shop AliBaba genannt. Auch AliBaba wird von der Alibaba Group betrieben, ist allerdings eine Plattform für Business-to-Business-Geschäfte, also für Geschäftskund:innen. AliExpress ist für Privatkund:innen konzipiert.

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