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Critical Mass: Was hinter der Bewegung steckt

Stadtradtour zu hunderten
Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap

Critical Mass gibt’s zum Beispiel in Hamburg, Berlin und Stuttgart. Insgesamt treffen sich hunderte Radfahrer in über 100 Städten. Wir erklären, was genau hinter der Bewegung steckt.

Critical Mass – eine weltweite Bewegung

Critical Mass („kritische Masse“) ist eine weltweite Bewegung, die es bereits seit 1992 gibt. Scheinbar zufällig trifft sich eine Gruppe von Radfahrern und fährt gemeinsam durch die Stadt.

Ziel ist es dabei nicht, den Verkehr zu blockieren, sondern lediglich auf die Rechte von Radfahrern und die Fahrradkultur aufmerksam zu machen. Die Massen-Radtour erfolgt unter der Einhaltung der Straßenverkehrsordnung.

Diese besagt laut § 27 STVO auch, dass mehr als fünfzehn Radfahrer zusammen als Verband gelten. Sie haben das Recht, zu zweit nebeneinander zu fahren und eine Fahrbahn zu benutzen. Ein Radfahrerverband darf während der ganzen Fahrt zusammenbleiben – alle dürfen also gemeinsam über eine Kreuzung mit Ampel fahren und müssen bei Rot nicht stehen bleiben. Außerdem müssen die Radfahrer als Verband auch nicht auf dem Radweg bleiben.

Es gibt keinen offiziellen Organisator oder Verantwortlichen der Critical Mass, alle treffen sich scheinbar zufällig. Das bedeutet auch: Angemeldet werden muss die Stadtradtour nicht bei den Behörden nicht.

Entwicklung der Critical Mass

Critical Mass - eine bunte, scheinbar unorganisierte Bewegung
Critical Mass – eine bunte, scheinbar unorganisierte Bewegung (Foto: CC0 / Pixabay / maxmann)

Die erste deutsche Critical Mass fand 1997 in Berlin statt, mit gerade einmal zehn bis 20 Teilnehmern. Ein halbes Jahr später waren es schon 400 bis 500 Teilnehmer.

Heute beteiligen sich fast 120 deutsche Städte an der Bewegung. Meistens treffen sich die Radfahrer jeden letzten Freitag im Monat und schwingen sich dann gegen 18.00 Uhr auf den Sattel. Manche freuen sich einfach auf eine abendliche Stadtradtour, andere fahren eher politisch motiviert mit. In manchen Städten sind es nur eine Handvoll Radfahrer, in anderen mehrere Tausend. Zu den größten Bewegungen in Deutschland zählen Berlin, Hamburg, Stuttgart, Köln und Nürnberg. 

18.267 Teilnehmer verzeichnet die Website für Critical Mass für Mai 2018, allein 8.000 davon in Berlin. Aber auch Hamburg und Stuttgart lockten alleine im Mai 2018 viele Menschen mit ihren Rädern nach draußen: Über 2.500 in Hamburg und fast 2.000 in Stuttgart.

Die größte Bewegung überhaupt fand 2013 in Budapest statt: Hier setzten sich bei der letzten Critical Mass sogar rund 100.000 Radfahrer auf ihre Fahrräder.

Hintergründe der Critical Mass

„Wir blockieren den Verkehr nicht, wir sind der Verkehr“, ist das Motto der Bewegung. Das herausragendste Merkmal ist das „regelmäßige, zufällige Treffen“ ohne Veranstalter oder offiziellen Koordinatoren. Es gibt keine hierarchischen Strukturen und keine organisierende Vereine. Critical Mass ist außerdem eine vollständig friedliche Bewegung, bei der jeder Teilnehmer angehalten ist, sich an die allgemeinen Verkehrsregeln zu halten.

Einzelne Bewegungen hatten einen konkreten politischen Hintergrund, wie die Critical-Mass-Bewegung 2004 in New York: Tausende Teilnehmer protestierten gegen den Parteitag der Republikaner. Durch eine fehlende Veranstaltungsleitung sind aber grundsätzlich keine einheitlichen politischen Forderungen ableitbar. Vielmehr geht es um eine allgemeine Sensibilisierung für Politik. Und gut für die Umwelt ist es allemal.

Wer mehr über diese Hintergründe wissen möchte, kann das in der Arbeit eines Frankfurter Studenten nachlesen, der das Thema Critical Mass in seiner Bachelor-Arbeit behandelt hat.

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