Sind Sie auch schon ganz kirre, weil alle Welt jetzt wieder Atomkraft dufte findet? So supergünstig und so klimafreundlich? Lassen Sie sich bloß nicht einlullen – wir präsentieren Ihnen hier die fünf wichtigsten Anti-Atomkraft-Argumente.
Es gibt keine Alternative zum Atomausstieg, weil:
… die Erzeugung von Energie durch Atomkraft mit erheblichen Sicherheitsrisiken verbunden ist. Auch das modernste Atomkraftwerk kann keine hundertprozentige Sicherheit gewährleisten: Bei den allermeisten Störfällen und den großen Unfällen (Kyschtym 1957 und Tschernobyl 1986) war menschliches Versagen ursächlich. Aktuellster Fall: Bauarbeiter haben in einem schwedischen Meiler versehentlich das Dach in Brand gesetzt. In den kommenden Jahrzehnten wird sich das Gesamtrisiko durch den Betrieb von Kernkraftwerken aufgrund des zunehmenden Alters der Anlagen noch erhöhen.
Daran werden auch neue Reaktorkonzepte der so genannten „Generation III“ oder „Generation IV“ nichts ändern. Einerseits werden diese höchstens einen geringen Prozentsatz des gesamten Anlagenparks ausmachen. Anderseits kann für diese Reaktortypen das Unfallrisiko zwar reduziert werden, ein schwerer Störfall ist aber physikalisch ebenfalls nicht auszuschließen. Die Folgen einer Kernschmelze könnten zu einer weltweiten Krise führen; eine besonders große Gefahr geht von Atomkraftwerken in politisch instabilen Ländern oder erdbebengefährdeten Regionen aus.
Quelle: Öko-Institut; www.klima-allianz.com
… uns die Kerntechnik vor unlösbare Probleme stellt. Nach über 40 Jahren Kernenergienutzung in Deutschland haben sich bereits 100.000 Kubikmeter radioaktive Abfälle angesammelt. Sie beinhalten auch hochradioaktive Abfälle mit langlebigen Nukliden, die Halbwertszeiten von einigen 100.000 Jahren haben, insbesondere die abgebrannten Brennelemente – eine Hinterlassenschaft für Tausende nachfolgender Generationen. Für diese Abfälle gibt es keine Alternative zur unterirdischen Endlagerung in einer geologischen Formation in mehreren Hundert Metern Tiefe. Bislang sind zwar Konzepte hierzu weit entwickelt, in Deutschland ist aber noch kein Standort für ein solches Endlager festgelegt worden.
Quelle: Öko-Institut
… weil der Betrieb der Atomkraftwerke eine Belastung für die Umwelt darstellt und trotz entgegenlautender Kampagnen eben nicht CO2-neutral ist. Ganz im Gegenteil: Atomkraft hat sogar eine viel schlechtere CO2-Bilanz als regenerative Energieerzeuger wie die Windenergie. Besonders CO2-intensiv ist die Aufbereitung der Brennstäbe, Atomkraftverfechter vergessen gerne auch den Abbau von Uran, der im kausalen Zusammenhang mit dem Betrieb des Kernkraftwerkes steht. Für die Kühltechnik muss übrigens sehr viel Wasser aufgewandt werden, was besonders in trockenen Regionen problematisch ist.
Quelle: Öko-Institut
… weil Atomkraft sehr teuer ist. Dass aus Atomkraft gewonnener Strom für die Haushalte erschwinglich ist, liegt an den immensen staatlichen Subventionsleistungen. Neben der Steuerbefreiung für atomare Brennstoffe erhielten Atomkraftwerksbauer Vorzugskredite und Investitionsbeihilfen in unbekannter Höhe. Für Forschung und Entwicklung der Atomenergie gaben die OECD-Regierungen zwischen den 50er Jahren und 1973 über 150 Milliarden US-Dollar (gerechnet nach heutigen Preisen) aus – für erneuerbare Energien dagegen praktisch nichts. Allein in der Bundesrepublik wurde die Atomenergie seit den 50er Jahren mit nahezu 100 Milliarden Euro subventioniert, wenn man die beliebig verwendbaren steuerfreien Rückstellungen und die Steuerfreiheit der Atombrennstoffe mit berücksichtigt.
Quelle: Hermann Scheer; AKW-Renaissance, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Ausgabe 09/2005, S. 1034 – 1035; http://www.blaetter-online.de/artikel.php?pr=2127
… weil das Uran sehr bald alle ist. Aufgrund des wachsenden öffentlichen Widerstandes, aber insbesondere angesichts massiver Kostensteigerungen wurde die Atomenergie seit Mitte der 70er Jahre weitgehend ausgebremst. Die natürlichen Ausbaugrenzen sind seitdem noch enger geworden: Schätzungen, dass die Uranvorkommen in maximal 60 Jahren erschöpft sind, beziehen sich auf den Verbrauch der laufenden Anlagen; bei verdoppelter Zahl von Anlagen würde sich der Verfügbarkeitszeitraum also sogar halbieren.
Ohne unverzüglichen Übergang zu Schnellen Brütern, die das Spaltmaterial um den Faktor 60 strecken könnten, wäre demnach nicht einmal der von der IAEA errechnete Zuwachs realisierbar. Ohne die Brutreaktoren wäre folglich gar kein umfassender Atomenergieausbau möglich; hierauf verwies schon 1980 die Enquete-Kommission des Bundestages. Doch die Geschichte der Brutreaktoren ist ein Fiasko: Die hohen Kosten und die Störanfälligkeit machten sie bisher untauglich für den kommerziellen Betrieb.
Quelle: Hermann Scheer; AKW-Renaissance, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Ausgabe 09/2005, S. 1034 – 1035; http://www.blaetter-online.de/artikel.php?pr=2127
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