Wärmepumpen sind effizient, klimaschonend und damit zu heizen ist vergleichsweise günstig. Allerdings hängen die Heizkosten unter anderem vom Strompreis ab. Mit dynamischen Stromtarifen kann man diesen senken – aber nur unter den richtigen Voraussetzungen.
Wärmepumpen nutzen zum Heizen Umweltwärme plus Strom. Das macht die Geräte effizient und gleichzeitig den Strompreis zum wichtigen Kostenfaktor. Es lohnt sich also, Anbieter zu vergleichen und einen günstigen Stromtarif für die Wärmepumpe zu wählen. Der Gedanke an einen dynamischen Stromtarif liegt da nahe, das Angebot wächst ständig. Utopia.de hat recherchiert und bei einer Expertin nachgefragt, wann sich die Kombination aus dynamischem Stromtarif und Wärmepumpe lohnt.
Was sind dynamische Stromtarife?
An der Strombörse schwanken die Großhandelspreise im Tagesverlauf oft stark – im 15-Minuten-Takt. Bei hoher Stromnachfrage und geringem Angebot an günstigem erneuerbarem Strom – vor allem morgens und abends – gehen die Preise nach oben. Bei geringer Nachfrage und/oder hohem Angebot – meist mittags und nachts – gehen sie nach unten.
👉 Echte dynamische Stromtarife geben diese schwankenden Strompreise nahezu eins zu eins an Haushalts-Kund:innen weiter. Man zahlt also statt einen fixen Arbeitspreis pro Kilowattstunde (kWh) den jeweiligen Börsenstrompreis. Der kann nahezu null sein – oder aber sehr hoch.
Meist rechnet der Anbieter den tatsächlichen Verbrauchspreis genau ab. In manchen Fällen wird auch eine Preisspanne festgelegt oder ein monatlicher Mittelwert abgerechnet. Daneben gibt es auch zeitvariable Tarife, in denen zu festen Zeiträumen unterschiedliche Preisstufen gelten.
Das theoretische Versprechen: Indem man Strom vor allem dann nutzt, wenn er günstig ist, kann man teure Zeiten und damit hohe Stromkosten meiden. In der Praxis gelten dynamische Stromtarife aktuell nur dann als lohnend, wenn man größere Verbräuche auch wirklich in günstige Zeiten verschieben kann –also vor allem die Nutzung von Geräten wie E-Auto-Ladestationen, Batteriespeichern oder eben Wärmepumpen.
Unter welchen Voraussetzungen kann man dynamische Stromtarife für Wärmepumpen nutzen?
Um dynamische Stromtarife nutzen zu können, braucht man ein Smart Meter. Diese intelligenten Stromzähler sollen bis 2032 nach und nach alle Haushalte bekommen. Verpflichtend sind Smart Meter aber momentan nur für solche, die mehr als 6.000 Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr verbrauchen oder seit Anfang 2025 eine PV-Anlage mit über 7kWp, eine Wärmepumpe oder Wallbox installieren. Je nach Voraussetzungen kostet ein Smart Meter in etwa zwischen 25 und 110 Euro im Jahr. Der freiwillige Einbau kann allerdings im Einzelfall mehrere hundert bis über 1.000 Euro kosten.

Nicht zwingend notwendig, aber dringend empfohlen ist ein Energiemanagementsystem (HEMS) oder zumindest eine intelligente Steuerung für die Wärmepumpe oder eine entsprechende App des Stromanbieters. Diese Systeme können die optimale Steuerung der Geräte anhand der jeweils aktuell übermittelten Strompreise automatisiert übernehmen. Allerdings kosten sie oft einmalig einige hundert bis über 1.000 Euro plus einen zweistelligen monatlichen Betrag für die Software. 15 Prozent Förderung sind dabei möglich.
Eignet sich ein dynamischer Stromtarif überhaupt für die Wärmepumpe?
Wärmepumpen brauchen vergleichsweise viel Strom. Wenn man sie in Verbindung mit einem dynamischen Stromtarif gezielt in Zeiten nutzt, in denen der Strom aus dem Netz günstig ist, kann man theoretisch Stromkosten sparen.
👉 Im einfachsten Szenario schaltet man selbst oder ein Energiemanagementsystem (s. o.) die Wärmepumpe an, wenn der Strom günstig ist und aus, wenn er teuer ist. Das Gebäude selbst dient dann als Wärmespeicher – wenn es ausreichend gedämmt ist und die Wärmepumpe einen ausreichend großen Pufferspeicher hat.
Allerdings gibt Laura Vorbeck, Wärmepumpen-Expertin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, zu bedenken: „Eine Wärmepumpe ist nur begrenzt flexibel, denn sie muss ja das Haus wärmen.“
Anders als etwa eine Wallbox, an die man das Auto gezielt über Nacht hängen kann, braucht man eine Wärmepumpe dann, wenn es kalt ist. Will man es im Winter durchgehend warm haben, kann man die Wärmepumpe zwischendurch nicht einfach längere Zeit abschalten und beispielsweise nur nachts nutzen, wenn der Strom billig ist.
Die Expertin meint: Für Haushalte mit Wärmepumpe können dynamische Tarife vor allem in Kombination mit Photovoltaik-Anlage, Batteriespeicher und E-Auto wirklich interessant sein. Denn hier lassen sich größere Stromverbräuche leichter verschieben. Bei der Nutzung eines dynamischen Tarifs mit einer Wärmepumpe allein ist das Sparpotenzial begrenzt. Das liegt auch daran, dass die variable Steuerung der Wärmepumpe deren Effizienz verschlechtern kann.
Wie ein dynamischer Stromtarif die Effizienz der Wärmepumpe beeinflusst
Wenn man eine Wärmepumpe mit einem dynamischen Stromtarif nutzt und sie gezielt anhand dessen Preissignalen steuern will, kann das unerwünschte Auswirkungen auf die Effizienz haben:
Problem 1: Die Wärmepumpe heizt das Gebäude mit billigem Strom gezielt auf eine höhere Temperatur als eigentlich nötig, um anschließend abzuschalten und das Haus als Wärmespeicher zu nutzen. „Diese Übertemperaturen in Phasen von günstigem Strom führen aber auch zu Effizienzverlusten beim Betrieb der Wärmepumpe“, so Vorbeck. Denn höhere Vorlauftemperaturen brauchen mehr Energie – und kosten damit mehr. Diese Mehrkosten muss ein dynamischer Tarif erst einmal kompensieren können.
Problem 2: Wenn die Wärmepumpe längere Zeit ausgeschaltet war, um teure Netzstromzeiten zu vermeiden, braucht sie kurzzeitig mehr Energie als sonst, um das Haus wieder aufzuheizen.

Auch ein größerer Pufferspeicher löst diese Probleme übrigens nicht: Diese Heizwasserspeicher haben nicht zu vernachlässigende thermische Verluste. Die Expertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz rät: „Wenn sowieso schon ein Batteriespeicher vorhanden ist, kann auch dieser mit günstigem Netzstrom geladen werden.“ Den Strom kann man dann – ohne Verluste – für die Wärmepumpe nutzen. In Zukunft könnten auch E-Autos, die für bidirektionales Laden ausgelegt sind, diese Funktion erfüllen.
Wie viel kann man sparen?
Das Sparpotenzial hängt davon ab, wie viel der bisherige Stromtarif kostet und wie sich die Börsenstrompreise entwickeln, ebenso wie hoch der Stromverbrauch der Wärmepumpe ist. Auch der Zustand des Gebäudes, die Leistung der Wärmepumpe und die Größe des Pufferspeichers spielen in den Preis mit ein. Wirklich belastbare Daten zu realistischen Verbrauchsmustern gibt es kaum.
Eine Untersuchung der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geotechnologien IEG hat 2024 ein mittleres Einsparpotenzial durch dynamische Strompreise über alle untersuchten Haushalte hinweg von bis zu 30,4 Prozent berechnet – aber nur, wenn der Haushalt ein Energiemanagementsystem nutzt.
Dem Cleantech-Unternehmen 1Komma5° zufolge könnte man im besten Fall mit der Kombination aus Wärmepumpe, Photovoltaik, Speicher, dynamischem Stromtarif und intelligenter Steuerung die Heizkosten um 74 Prozent im Vergleich zu einer alten Gasheizung senken. Das gilt aber wohlgemerkt für das ganze Paket – nicht für Haushalte, die „nur“ eine Wärmepumpe nutzen.
Wann lohnt sich ein dynamischer Stromtarif für die Wärmepumpe (wahrscheinlich)?
- Die größte Hürde für die Nutzung dynamischer Tarife ist ein fehlendes Smart Meter. Wenn bereits ein Smart Meter eingebaut ist, beispielsweise mit einer 2025 eingebauten Wärmepumpe, fallen dafür keine extra Kosten an. Dann ist das Risiko geringer, durch diese Ausgaben am Ende einen Verlust zu machen.
- Wenn eine moderne Wärmepumpe bereits eine intelligente Steuerung hat, spart das Kosten für eine Nachrüstung.
- Haushalte, die bereits ein Energiemangementsystem nutzen, gehen ebenfalls kein extra Kostenrisiko durch einen dynamischen Tarif ein.
- Unter diesen Voraussetzungen kann ein dynamischer Stromtarif speziell in den Überganszeiten (Herbst und Frühling) Geld sparen. Dann gibt es meist noch ausreichend günstigen erneuerbaren Strom im Netz und man kann die Nutzung der Heizung leichter in günstigere Zeiten verschieben als an wirklich kalten Tagen.
- Je mehr Geräte mit hohem Strombedarf beteiligt sind, desto größer ist das Einsparpotenzial durch einen dynamischen Tarif. Insbesondere E-Autos und Batteriespeicher kann man oft flexibel nutzen und zu günstigen Zeiten laden.
- Allerdings muss das Gebäude ausreichend gedämmt sein und einen Pufferspeicher oder zumindest eine Fußbodenheizung haben, um die Wärme speichern zu können.
- Und dann ist es immer noch wichtig, Tarife zu vergleichen und einen möglichst günstigen zu wählen. Das betrifft Tarifkonditionen wie die Grundgebühr, zusätzliche Gebühren, etwaige Preisdeckel und eine kurze Kündigungsfrist.
- Da die Angebote noch vergleichsweise neu am Markt sind, braucht es noch etwas Zeit für Verbraucher:innen und Software, um die optimale Abstimmung zu lernen. Man sollte also etwas technikaffin und bereit sein, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Wann lohnt sich ein dynamischer Stromtarif (wahrscheinlich) nicht?
- Wenn man „nur“ eine Wärmepumpe hat, ist die mögliche Ersparnis überschaubar. „Wie hoch das Einsparpotential ist, hängt von der individuellen Situation und auch dem dynamischen Stromtarif ab“, sagt Vorbeck. „Es schadet nicht, die Entwicklung noch ein bisschen zu beobachten.“
- In sehr kalten Wintern oder Regionen, in denen der Wärmebedarf hoch ist, ist es nur schwer möglich, größere Lasten zu verschieben – zumindest ohne einen größeren Effizienzverlust bei der Wärmepumpe oder kalte Füße.
- Wenig gedämmte Altbauten, welche die Raumwärme nicht über längere Zeit halten können oder Gebäude mit kleinen Heizkörpern ohne Pufferspeicher eignen sich nicht dafür, die Wärmepumpe während Phasen hoher Preise längere Zeit auszuschalten.
- Falls man noch kein Smart Meter und kein Energiemanagemensystem hat, sollte man sich die Kosten vorab genau durchrechnen. Mehrere hundert oder gar 1.000 Euro Anschaffungskosten fressen eine mögliche Ersparnis durch dynamische Tarife schnell auf.
- Wer bereits eine Photovoltaik-Anlage hat, kann von günstigen Tarifzeiten am Mittag oft kaum profitieren, da dann sowieso der eigene Solarstrom genutzt oder gespeichert wird. Hier kommt es auf die Dimensionierung der PV-Anlage, des Speichers und der Wärmepumpe an, ob ein dynamischer Stromtarif günstiger ist.
- Gut durchrechnen sollte man sich auch die einzelnen Tarife: Welche Grundgebühren oder sonstigen monatlichen Kosten kommen zum Verbrauchspreis hinzu? Wie hoch waren die Preisspitzen in der Vergangenheit, wie hoch der Durchschnittspreis? Wenn beispielsweise zu einem variablen Arbeitspreis von durchschnittlich 15 Cent/kWh noch 15 Cent/kWh Netzentgelte und Abgaben kommen und darauf eine monatliche Grundgebühr von zehn Euro, zahlt man in einem herkömmlichen Tarif ähnlich viel.
Wie kann man die Stromkosten für die Wärmepumpe sonst noch reduzieren?
Wenn die eigenen Voraussetzungen, um die Wärmepumpe mit einem dynamischen Stromtarif zu betreiben, nicht optimal sind: Wie kann man stattdessen sparen?
1. Spezielle Wärmepumpentarife sind meist günstiger als der klassische Haushaltstrom. „Damit hat man auch mehr Sicherheit, denn beim dynamischen Tarif tragen ja die Verbraucher und Verbraucherinnen auch das Risiko sehr hoher Preise“, so Heizungsexpertin Vorbeck.
Finanztip hat kürzlich errechnet, dass man mit günstigen Heizstromtarifen bis zu 400 Euro im Jahr sparen kann. Allerdings lohnen sie sich meist erst ab einem Heizstromverbrauch von über 3.000 kWh im Jahr, so die Fachleute.
2. In keinem Fall entgehen lassen sollte man sich die Rabatte beim Netzentgelt, die es für Wärmepumpen und Wallboxen gibt (§14a EnWG). Je nachdem, welches Modul man für die Reduzierung wählt, kann man etwa 110 bis über 400 Euro im Jahr sparen. Das gilt unabhängig davon, ob man einen fixen oder einen dynamischen Stromtarif nutzt.
3. Lohnend ist grundsätzlich die Kombination einer Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage plus Batteriespeicher: So kann man einerseits günstigen Solarstrom nutzen, um die Wärmepumpe zu betreiben – dank Speicher auch am Abend und in der Nacht, wenn die Sonne nicht scheint. Andererseits erhöht die Wärmepumpe den Eigenverbrauch des PV-Stroms, was die Wirtschaftlichkeit der PV-Anlage verbessert. Ein Batteriespeicher macht auch einen dynamischen Stromtarif lohnender.
5. Eine Untersuchung der ETH Zürich stellte anhand von Echtzeitdaten fest: Bei vielen Wärmepumpen könnte man im Betrieb die Effizienz steigern und damit Kosten senken, indem man die Heizkurve optimal einstellt, die Vorlauftemperatur absenkt und die Geräte möglichst konstant durchlaufen lässt. Die Forschenden sehen außerdem noch viel Potenzial in intelligenten Steuerungstools.
6. Wer noch gar keine Wärmepumpe installiert hat, sondern noch in der Planungsphase ist, sollte unbedingt darauf achten, dass die Heizung richtig dimensioniert wird. Überdimensionierte Wärmepumpen senken die Effizienz drastisch und steigern damit die Heizkosten, so die ETH-Studie.




















