Millionen männliche Küken werden bereits am Tag ihres Schlüpfens aussortiert. Sie werden deshalb auch "Eintagsküken" genannt. Wir erklären dir, was es mit dem Begriff auf sich hat und welche Alternativen es gibt.
„Eintagsküken“ ist die Bezeichnung für Küken, die bereits am Tag ihres Schlüpfens getötet werden. Dabei handelt es sich üblicherweise um männliche Küken, denn diese bringen in der industriellen Eiproduktion keinen Ertrag ein. Zudem sind sie auch für die Fleischproduktion meist weniger rentabel und galten daher lange Zeit als „Abfallprodukt“ der Fleisch- und Eierindustrie.
Diese Praxis wirft ethische Bedenken auf und steht seit Jahren stark in der Kritik. Es gibt von vielen Seiten des Tierschutzes und der Öffentlichkeit Forderungen, der Praktik ein Ende zu setzen. In diesem Artikel erfährst du mehr über die Problematik der Eintagsküken und die möglichen Alternativen, die bereits im Einsatz sind oder erforscht werden.
Warum werden Eintagsküken getötet?
Eintagsküken sind immer männliche Küken. Für die industrielle Eiproduktion sind nämlich besonders weibliche Hühner gefragt. Die sogenannten Legehennen oder Masthühner werden speziell für diese Industrie so gezüchtet, dass sie besonders viele Eier legen und schnell wachsen.
Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sind männliche Küken in diesem Geschäft überflüssig, da sie keine Eier legen können und weniger gut Fleisch ansetzen als Masthühner. Daher werden die männlichen Küken oft bereits am Tag ihrer Geburt getötet. Diese Praxis des Kükentötens der Eintagsküken ist in der Eierindustrie weit verbreitet.
Verständlicherweise stößt sie bereits seit Jahren zunehmend auf Kritik und Proteste der Öffentlichkeit, sodass immer öfter Alternativen gesucht und angeboten werden.
Gesetzliches Verbot von Eintagsküken
Das Kükentöten steht schon länger scharf in der Kritik. Infolge breiter ethischer Debatten trat in Deutschland deshalb 2022 ein Gesetz zum Verbot dieser Praktik in Kraft. Ein bedeutender Schritt für die Tierschutzgesetzgebung, der den Wunsch der Gesellschaft widerspiegelt, Tierleben auch in der Nutztierhaltung zu respektieren.
Das Verbot des Kükentötens zwingt die Eierindustrie, alternative Lösungen zu finden und das Leben der Junghühner nachhaltiger zu gestalten, sodass sie kein Schicksal als Eintagsküken ereilt. Jedoch werden in Deutschland trotzdem noch immer Küken getötet oder nur unter sehr schlechten Haltungsbedingungen am Leben gelassen.
Mehr zu der Problematik kannst du in diesem Artikel nachlesen: Eier ohne Kükentöten – bedeutet das weniger Tierleid?
Eintagsküken: Alternativen und Herausforderungen
Aufgrund des Gesetzes von 2022 werden inzwischen viele Alternativen zum Eintagsküken untersucht und auch bereits umgesetzt. Die beiden wichtigsten sind hier aufgelistet, wobei jede Möglichkeit auch ihre wirtschaftlichen Herausforderungen mit sich bringt:
1. Geschlechterbestimmung im Ei
- Das Geschlecht des Embryos wird im Ei erfasst.
- Eier mit männlichen Küken werden aussortiert, bevor das Küken schlüpft; seit 2023 ist der Brütungsstopp bis zum 13. Tag der Brut erlaubt.
- Herausforderung: Technisch anspruchsvoll und teuer
2. Zucht von Zweinutzungshühnern und Bruderhähnen
- Betriebe werden darauf ausgerichtet, Küken beider Geschlechter aufzuziehen und mit beiden Ei- und Fleischproduktion parallel zu betreiben.
- Die Aufzucht männlicher Küken wird in diesem Fall wirtschaftlicher.
- Herausforderung: Männliche Küken sind auch hier weniger ertragreich für die Fleischproduktion und die Aufzucht erfolgt deshalb oft unter sehr schlechten Bedingungen, informiert die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten„.
Details zu dieser Praktik: Zweinutzungshuhn und Bruderhahn: Diese Initiativen wollen das Kükentöten stoppen
Eintagsküken und die Zukunft der Eierproduktion
Die gute Nachricht ist: Es gibt immer weniger Eintagsküken, zumindest in Deutschland. Das Gesetz zum Verbot des Kükentötens und die zunehmenden Bestrebungen, ethisch vertretbare Alternativen zu finden, sind in dieser Hinsicht wichtige Schritte im Bereich des Tierschutzes. Obwohl solche Alternativen oft mit höheren Kosten verbunden sind und nicht immer umgesetzt werden, sind landwirtschaftliche Betriebe in vielen Fällen bemüht, ethische Lösungen in ihre Industrien zu integrieren. Das zeigt, dass ethische Standards auch in der Landwirtschaft an Bedeutung gewinnen und eine nachhaltige Zukunft der Eierproduktion immer mehr in den Vordergrund rückt.
Jedoch wird das Verbot auch vielerorts umgangen. Zum Beispiel durch die Entsorgung der Küken im Ausland oder durch extrem schlechte Aufzuchtbedingungen bei der Junghahn-Aufzucht.
Fazit: Auch wenn sich schon viel getan hat, es braucht noch viel mehr Schritte, damit Eintagsküken der Vergangenheit angehören können. Bis 2025 ist eine Überarbeitung in der EU-Rechtsvorschriften zum Tierschutz in der Landwirtschaft in Arbeit. Idealerweise könnte damit das Kükentöten EU-weit verboten werden.
So kannst du helfen
Grundsätzlich empfiehlt die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“, dass du beim Eierkauf Acht geben solltest. Denn nicht alle Eier, die im Handel als „ohne Kükentöten“ vertrieben werden, garantieren auch eine artgerechte Aufzucht der Junghähne. Vier Pfoten nennt diese Sorten als gute Wahl:
- Demeter
- Hähnlein
- Rosenthaler Hahnenglück
- Alnatura Bruderhahn Initiative
- Initiative Bruder Ei
- Bruderhahninitiative Deutschland
- Eier mit ÖTZ Siegel
Wenn du wissen möchtest, worauf du beim Eierkauf achten kannst, um deinen Beitrag zu einer nachhaltigeren Eierwirtschaft zu leisten, dann lies dazu in folgendem Beitrag: Bio-Eier, Freilandeier, Eier aus Bodenhaltung – welche Eier soll ich kaufen?
Alternativ empfiehlt es sich zudem deinen Eierkonsum zu reduzieren und bei Bedarf auf Ei-Ersatz zu setzen.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Nachhaltige Landwirtschaft: Das kennzeichnet sie
- Großes Leid für kleine Eier: 6 Gründe, warum du auf Wachteleier verzichten solltest
- Artgerechte Tierhaltung: Definition und Situation in Deutschland
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