Vom Energieausweis fürs Haus hast du im Zusammenhang mit Gebäuden und Umweltfreundlichkeit bestimmt schon gehört. Wir erklären dir, welchen Zweck der Ausweis hat, wer ihn braucht und wie du ihn bekommst.
Der Energieausweis für das Haus gibt eine Übersicht darüber, wie viel Energie ein Gebäude verbraucht. Du bekommst ihn als Besitzer:in des Hauses, als Mieter:in musst du dir darüber keine Gedanken machen. Es gibt zwei verschiedene Arten von Energieausweisen.
Die 2 Arten von Energieausweisen
Zum einen kannst du dir einen Verbrauchsausweis ausstellen lassen. Dieser Ausweis basiert auf den tatsächlichen Verbrauchswerten des Hauses in den letzten drei Jahren. Der Sanierungsstand des Gebäudes spielt zwar trotzdem eine Rolle, aber wenn du frühere Nutzungsdaten vorlegen kannst, spart das viel Aufwand bei der Datenaufnahme.
Bei Neubauten oder auch kurz nach größeren Umbauten am Haus gibt es allerdings noch keine verlässlichen Daten. Dann wird ein Bedarfsausweis benötigt. Dieser Energieausweis für das Haus bietet nutzerunabhängige Daten und individuelle Sanierungsvorschläge. Diese genaueren Ergebnisse bringen aber auch einen größeren Aufwand mit sich. Von einer Hausbegehung ist in diesem Fall kaum abzusehen.
Übrigens: Sind dir deine Energierechnungen zu hoch, gibt es schnelle und einfache Wege, Energie einzusparen.
Wann benötige ich einen Energieausweis für mein Haus?
Einen Energieausweis fürs Haus benötigst du immer dann, wenn du eine Immobilie verkaufen, vermieten oder verpachten willst. Außerdem wirst du auch bei großen Sanierungen oft einen Energieausweis für dein Haus benötigen. Dieser ist zum Beispiel relevant, wenn du Förderungen beantragen willst, zum Beispiel für Passivhäuser.
Bei Verkauf, Vermietung oder Verpachtung reicht in den meisten Fällen ein Verbrauchsausweis. Dieser zeigt Interessent:innen, mit welchen Kosten für Heizenergie sie rechnen müssen. Ausnahmen sind lediglich Neubauten, Mehrfamilienhäuser, die die Wärmeschutzverordnung von 1977 nicht einhalten, und Häuser, an denen vor weniger als drei Jahren eine neue Fassadendämmung oder eine Veränderung an einem Außenbauteil vorgenommen wurde. Für diese musst du einen Bedarfsausweis vorlegen.
Ein ausgestellter Energieausweis bleibt zehn Jahre lang gültig, bevor du einen neuen beantragen musst. Geregelt ist all das im Gebäudeenergiegesetz, das Ende 2020 in Kraft trat. Es umfasst die Themen, die zuvor einzeln vom Energieeinspargesetz, der Energieeinsparverordnung und dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz abgedeckt waren.
Wie bekomme ich einen Energieausweis?
Wenn du einen Energieausweis für dein Haus benötigst, kann das je nach individueller Situation mehr oder weniger Aufwand kosten. Das grundsätzliche Vorgehen ist aber immer das gleiche. So kommst du Schritt für Schritt an den Ausweis:
1. Ein geeignetes Angebot finden
Es gibt viele verschiedene Angebote zur Ausstellung eines Energieausweises. Dabei ist es wichtig, eine:n seriöse:n Anbieter:in zu finden. Energieausweise ausstellen dürfen bestimmte Ingenieur:innen, Architekt:innen und Handwerker:innen. Davon findest du viele ganz einfach über eine Suchmaschinensuche. Schau auf ihrer Website nach einer entsprechenden Qualifikation. Bist du dir nicht sicher, frag bei ihnen nach, was sie berechtigt, Energieausweise auszustellen. Willst du Sanierungen vornehmen, wähle am besten jemanden aus der Energieeffizienz-Expert:innenliste. Diese Expert:innen sind auch dazu berechtigt, für dich Förderprogramme – beispielsweise des Bundes – zu beantragen.
Auch der Preis kann ein Indikator für seriöse beziehungsweise fragwürdige Angebote sein. Dazu findest du weiter unten mehr Informationen.
2. Die Daten korrekt angeben
Um dir einen Verbrauchsausweis ausstellen zu lassen, musst du folgende Daten vorlegen:
- Heizkosten- und Stromabrechnungen der letzten drei Jahre
- die Fläche des Gebäudes
- Baujahr von Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlage (sofern vorhanden)
- ein digitales Gebäudefoto
- Baujahr, Adresse und Gebäudetyp des Hauses
3. Der Begehungstermin vor Ort
Die zusätzlichen Daten für einen Bedarfsausweis betreffen vor allem die Dämmung und den Zustand der Anlagentechnik, zum Beispiel der Gas- oder Ölheizung. Diese Daten überprüfen die meisten seriösen Anbieter:innen vor Ort. Dafür ist eine Hausbegehung nötig, die je nach Größe des Hauses 20 bis 60 Minuten in Anspruch nehmen kann. Es ist inzwischen auch möglich, einen Bedarfsausweis komplett online zu beantragen. Lass dich dabei nicht von den detaillierten Fragebögen abschrecken. Diese ermöglichen ein genaues Ergebnis und vermitteln somit Seriosität.
4. Kosten und Dauer
Insgesamt hängen die Kosten für einen Energieausweis stark vom Gebäude und vom Anbieter ab. Insgesamt gilt, dass ein Bedarfsausweis aufgrund des größeren Aufwands bei der Datenaufnahme deutlich teurer ist als ein Verbrauchsausweis. Die Kosten eines Bedarfsausweises liegen bei circa 100 bis 500 Euro. Ein Verbrauchsausweis ist für Einfamilienhäuser schon ab 50 Euro zu haben, kann für größere Gebäude aber auch bis zu 250 Euro kosten.
Die Ausstellung eines Energieausweises fürs Haus kann wenige Tage bis eine Woche dauern, je nach aktueller Auftragslage.
Tipp: Die Verbraucherzentrale rät dazu, Billigangebote zur Erstellung eines Energieausweises genau zu prüfen. Bei besonders günstigen Angeboten wie für 25 Euro kannst du in der Regel davon ausgehen, dass kein:e Ausweisaussteller:in das Gebäude vor Ort in Augenschein nehmen wird und alle Daten lediglich über das Internet erhoben werden. Zwar ist es grundsätzlich zulässig, einen Energieausweis ohne Begehung auszustellen, aber als Lai:in kann es bei der Datenerhebung schnell zu erheblichen Mängeln kommen. Dies kann dazu führen, dass der Ausweis fehlerhaft ist und damit seine Funktion nicht erfüllt.
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