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Entsiegelung: Das kannst du selbst tun

entsiegelung
Foto: CC0 / Unsplash / Fons Heijnsbroek

Entsiegelung ist sozusagen das hilfreiche Gegenstück zur Versiegelung, von der du bestimmt schon einmal gehört hast. Wir erklären, was du dazu wissen solltest und was du selber aktiv tun kannst.

Von Versiegelung hast du bestimmt schon einmal gehört: Grünflächen werden zugepflastert, um darauf Parkplätze, Gebäude oder Straßen zu bauen. Doch das Ganze kann zu einem gewissen Grad auch wieder rückgängig gemacht werden: Man entsiegelt die Flächen. Wir erklären, welche Vorteile das hat, und was du als Privatperson dazu beitragen kannst.

Was ist Entsiegelung?

Entsiegelung bedeutet, undurchlässige Materialien wie Beton oder Asphalt zu entfernen, die den Boden abdecken. Dabei wird also Flächenversiegelung so weit wie möglich rückgängig gemacht.

Beispielsweise werden Gebäude abgerissen, um Beton, Pflasterungen und auch Kies oder Schotter darunter zu entfernen. Auf den vorher versiegelten Flächen anschließend wieder Grünzeug zu pflanzen gehört ebenfalls zur Entsiegelung.

Mehr freie Böden: Warum ist das notwendig?

Durch die zunehmende Bodenversiegelung städtischer Flächen kommt es immer häufiger zu negativen Klimaeffekten. Laut Umweltbundesamt verstärken versiegelte Flächen Hitze in den Städten und beeinträchtigen die Neubildung von Grundwasser, weil Regenwasser oft abgeleitet werden muss, statt vom Boden aufgenommen zu werden. Auch Überschwemmungen werden dadurch begünstigt.

Durch Versiegelung entstehen „Hitzeinseln“ in urbanen Gebieten, was die Gesundheit der Bewohner:innen belastet und mitunter sogar gefährlich sein kann.

Was kann Entsiegelung bewirken?

Entsiegelung ist gut für Böden, Pflanzen, Tiere und Mensch.
Entsiegelung ist gut für Böden, Pflanzen, Tiere und Mensch.
(Foto: CC0 / Unsplash / Fons Heijnsbroek)

Entsiegelung hat einige Vorteile für Mensch und Natur. Hier fassen wir die wichtigsten zusammen.

  • Hochwasserrisiko wird reduziert: Entsiegelte Böden können Regenwasser aufnehmen und speichern, was das Risiko von Überschwemmungen bei Starkregenereignissen deutlich senkt, da das Wasser in den Boden sickern kann, anstatt über versiegelte Oberflächen abzufließen​.

  • Stadtklima wird verbessert: Durch Entsiegelung entstehen weniger „Hitzeinseln“ in Städten, da Pflanzen Verdunstungskühle erzeugen, was die Umgebungstemperatur senkt. Pflanzen auf entsiegelten Flächen absorbieren Sonnenlicht und kühlen durch Pflanzenverdunstung.

  • Bessere Luftqualität: Pflanzen und unversiegelte Flächen filtern Staub und Schadstoffe aus der Luft, was die Luftqualität in Städten verbessert. Grünflächen können CO₂ binden und Sauerstoff freisetzen. Übrigens: Dass Zimmerpflanzen auch die Luftqualität im Raum verbessern, ist ein Mythos.

  • Förderung der Biodiversität: Entsiegelte Flächen bieten Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten und fördern die Biodiversität. Insekten, Vögel und Kleintiere finden auf entsiegelten Flächen Nahrung und Unterschlupf, was das ökologische Gleichgewicht in urbanen Regionen stabilisiert​.

  • Grundwasserbildung und Wasserqualität: Regenwasser kann bei entsiegelten Böden versickern und das Grundwasser anreichern, was langfristig die Trinkwasserreserven stärkt. Auch die Filterung durch verschiedene Bodenschichten verbessert die Wasserqualität, da Schadstoffe herausgefiltert werden.

  • Kanalisation weniger belastet: Weniger Oberflächenabfluss bedeutet, dass das Abwassersystem weniger stark belastet wird, insbesondere bei Starkregen, wodurch Wartungskosten gesenkt und Überflutungen reduziert werden können.

  • Soziale Vorteile: Entsiegelte und begrünte Flächen steigern die Lebensqualität in städtischen Gebieten. Sie bieten Erholungsmöglichkeiten und fördern das Wohlbefinden.

Kann ich auch selbst entsiegeln?

Indem du für deine Einfahrt Schotter statt Pflastersteinen nutzt, hast du schon zur Entsiegelung beigetragen.
Indem du für deine Einfahrt Schotter statt Pflastersteinen nutzt, hast du schon zur Entsiegelung beigetragen.
(Foto: CC0 / Unsplash / Nathan Dumlao)

Wenn du über ein eigenes Grundstück verfügst, kannst du mit kleinen Schritten zur Entsiegelung beitragen. Zum Beispiel:

  • Entferne Beton oder Pflastersteine aus Einfahrten und nutze stattdessen wasserdurchlässige Beläge wie Kies oder Rasengittersteine, die auch für Autos geeignet sind.
  • Anstelle eines Steingartens bieten ein Insektengarten oder sogar ein Vielfaltsgarten viel umweltfreundlichere Alternativen, die gleichzeitig Tieren Nahrung und Lebensraum bieten.
  • Begrüne Dächer oder Fassaden, um die Artenvielfalt zu fördern und Hitze zu reduzieren. Übrigens: In einem Solargründach vereinen sich die Vorteile von Solarstrom und Dachbegrünung.

Für Kosten, die dabei anfallen, bieten Kommunen in NRW spezielle Förderungsmöglichkeiten an, so die Verbraucherzentrale. Eigentümer:innen sollten sich dazu bei ihrer Kommune erkundigen.

Doch insgesamt hast du als Privatperson nur sehr begrenzte Möglichkeiten, zur Entsiegelung beizutragen. Eine große Verantwortung trägt hierbei auch die Politik.

Was sollten Städte und die Politik tun?

Die Stadt- und Raumplanung ist gefordert, angesichts des Klimawandels durchgreifende Maßnahmen zu treffen. Städte wie Hamburg und Freiburg setzen bereits auf neue Programme zur Bodenentsiegelung, die öffentlichen Flächen zugutekommen und künftige Bauprojekte nachhaltiger machen.

In Bayern gibt es seit 2018 das Förderprogramm „Flächenentsiegelung“. Dabei können Gemeinden Flächen als Zwischennutzer ankaufen, um Gebäude darauf abzureißen, so der BR. Wird die Fläche erneut verkauft, ist im Vertrag festgelegt, dass nicht wieder versiegelt werden darf.

Förderprogramme und finanzielle Anreize können Bürger:innen und Gemeinden also dabei unterstützen, versiegelte Flächen umweltfreundlich umzugestalten. Auch eine striktere Baupolitik, die weniger Flächen versiegelt und vermehrt auf wasserdurchlässige Materialien setzt, könnte helfen, um die Städte an die Klimaveränderungen anzupassen und somit zur Mitigation in der Klimakrise beizutragen. 

Die Grenzen der Entsiegelung

Die Entsieglung hat auch ihre Grenzen, so können Böden sich ft nicht in kürzester Zeit erholen und regenerieren.
Die Entsieglung hat auch ihre Grenzen, so können Böden sich ft nicht in kürzester Zeit erholen und regenerieren.
(Foto: CC0 / Pixabay / rihaij)

Die Natur ist zwar sehr fähig zur Regeneration – jedoch nicht unbegrenzt. So hat auch die Entsiegelung ihre Grenzen. Geoökologin Ingrid Kögel-Knabner von der Technischen Universität München erklärt gegenüber dem BR: „Den fruchtbaren, landwirtschaftlich nutzbaren Boden bekommen wir nicht so einfach wieder.“ Denn der habe ich seit der letzten Eiszeit über viele Jahre hin gebildet. Was davon zur Versiegelung abgetragen wurde, kommt nicht so schnell wieder, selbst mit Maßnahmen zur Bodenverbesserung

Deshalb müsse man ihr zufolge neue Bauvorhaben stärker hinterfragen. Denn vorhandene Grünflächen zu bewahren, ist immer einfacher, als Boden zu entsiegeln und neu zu bepflanzen.

Dennoch sieht die Expertin vor allem zur Wasserspeicherung eine große Chance in der Entsiegelung. Auch für Privatpersonen gilt: Nachhaltig mit Wasser umgehen: 3 Tipps

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