Wie viel Energie verbrauchen Fernseher im Standby-Modus? Und sollte man die Geräte nachts vom Strom nehmen – oder kann das der Technik schaden? Was Verbraucher:innen beachten sollten.
Fernseher verbrauchen nicht nur während des Betriebs Strom, sondern auch im Standby-Modus. Oft wird deshalb dazu geraten, den Fernseher nachts ganz auszuschalten – indem man den Stecker zieht oder die Stromzufuhr über eine Mehrfachsteckdose kappt. Doch das kann manchen Fernsehern schaden, warnen Expert:innen. Bei anderen dagegen lohnt es sich, die Geräte nachts vom Strom zu nehmen.
Verbrauch drosseln: Fernseher in den Standby oder ausschalten?
Manche Hersteller raten dazu, ihre Geräte im Standby-Modus laufen zu lassen, anstelle sie auszuschalten. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein rät davon ab. „Das Ausschalten schadet den Geräten nicht und verringert den ökologischen Fußabdruck“, schreiben die Verbraucherschützer:innen.
Doch es gibt Ausnahmen. OLED-Geräte müsse man zum Beispiel nach der Benutzung eine Weile im Standby-Modus belassen. Sonst riskiere man Einbrenneffekte, also dauerhafte Schatten auf dem Bildschirm.
„Auch lassen viele Fernseher, die über Internet verbunden sind, Updates im Standby-Modus laufen“, erklärt Sascha Beetz von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein gegenüber Utopia. Dies schraube auch den Verbrauch in die Höhe. Die Stiftung Warentest hat von Herstellern ähnliches gehört und folgert daraus, das Trennen solcher Fernseher vom Stromnetz wäre allenfalls während längerer Abwesenheit sinnvoll, etwa im Jahresurlaub.
Wer einen Smart-TV besitzt, sollte sich im Zweifel also beim Hersteller informieren, ob man die Geräte nachts bedenkenlos vom Strom trennen kann. Beetz betont: Mit einem Smart Home sei man leider dauerhaft vernetzt – das sei weder für den Stromverbrauch noch für die Datensicherheit gut. Laut Verbraucherzentrale würden viele internetfähige Fernseher nämlich auch Nutzerdaten an Hersteller weiterleiten.
Stromverbrauch im Standby-Modus senken
Wer seinen Fernseher lieber nicht vom Strom trennen möchte, kann versuchen, den Verbrauch im Standby-Modus zu reduzieren. Dabei spielt die „Wake on Lan“(WoL)-Funktion vieler Fernsehgeräte eine wichtige Rolle.
Wird die Funktion aktiviert, horchen Geräte im Standby-Modus ständig auf Einschaltsignale. Diese können unter anderem von PCs oder Handys kommen, die zum Beispiel anordnen, ein Video über den Fernseher wiederzugeben. Das Warten auf Einschaltsignale erhöht den Stromverbrauch im Standby teils signifikant – das ergab ein Test der Stiftung Warentest. Beim einem Smart-TV von Sony ermittelten die Tester:innen zum Beispiel einen Mehrverbrauch von fast zehn Kilowattstunden pro Jahr. Dies entspreche zusätzlichen Kosten von etwa 2,80 Euro. Stiftung Warentest empfiehlt, WoL-Funktionen aus Rücksicht auf die Umwelt zu deaktivieren beziehungsweise gar nicht erst zu aktivieren.
Wie viel Strom verbrauchen Fernseher im Standby?
Circa 28 Prozent des Stromverbrauchs in Haushalten entfällt auf Informationstechntik, zu der auch Fernseher zählen. Der konkrete Verbrauch von Fernsehgeräten hängt unter anderem von deren Größe ab. Der Verkauf besonders große Modelle ist seit März 2023 in der EU faktisch verboten, weil bestimmte Geräte Energieeffizienzvorgaben nicht einhalten können.
Der Energieverbrauch moderner Fernseher ist durch die Ökodesign-Richtlinie der Europäischen Union festgelegt. Sie sieht vor, dass Geräte ohne eine Informations- oder Statusanzeige im Standby maximal 0,5 Watt verbrauchen, Geräte mit Informationsanzeige höchstens ein Watt. Geräte mit hoher Netzwerkverfügbarkeit dürfen dann höchstens acht Watt verbrauchen.
Die Ökodesign-Richtlinie trat erst 2010 in Kraft und wurde 2013 verschärft. Fernseher, die davor gekauft wurden, können einen deutlich höheren Standby-Verbrauch haben. Dem Strompreisvergleich-Portal Verivox zufolge können LCD-Fernseher in einem Jahr um die 103 kWh Strom im Standby-Modus verbrauchen. Zum Vergleich: Ein sparsamer Kühlschrank (ohne Gefrierfach) verbraucht zwischen 50 und 70 Kilowattstunden Strom im Jahr. Der aktuelle Strompreis für Neukund:innen liegt im Schnitt bei circa 25 Cent pro Kilowattstunde (Stand: 9.7.24, Quelle: Verivox). Wer solche Fernseher regelmäßig ausschaltet, spart also um die 26 Euro im Jahr.
Bei modernen Geräten ist die Ersparnis deutlich geringer. Ein Fernseher mit 0,5 Watt Standby-Verbrauch kommt im Jahr nur auf etwa 3,65 Kilowattstunden. Das entspräche Zusatzkosten von gerade mal 0,91 Euro. Trotzdem unterstützt man durch den möglichst sparsamen Betrieb eigener Elektrogeräte den Kampf gegen die Klimakrise.
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