Die Pilzsaison läuft – und mit ihr wächst die Gefahr gefährlicher Verwechslungen. In mehreren Regionen Deutschlands kam es zuletzt zu schweren Vergiftungen durch den Grünen Knollenblätterpilz. Ärzt:innen und Pilzexpert:innen warnen eindringlich: Schon kleinste Mengen können lebensbedrohlich sein.
Mit dem feuchten Herbstwetter und milden Temperaturen beginnt in Deutschland die Hochsaison für Pilze – und mit ihr die Zeit größter Vorsicht. Denn der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) sieht harmlosen Speisepilzen zum Verwechseln ähnlich, ist aber einer der giftigsten Pilze Europas. Bereits der Verzehr kleinster Mengen kann zu akutem Leberversagen führen.
Erst kürzlich mussten in Essen mehrere Menschen nach einer Pilzvergiftung intensivmedizinisch behandelt werden, bei einigen kam es zu schwerem Leberversagen. Auch in Münster wurde ein Kind ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem es auf einem Spielplatz einen Giftpilz in den Mund genommen hatte. Städte reagierten mit Absperrungen und Aufklärungskampagnen – doch die Gefahr betrifft längst nicht nur NRW.
„Der Grüne Knollenblätterpilz kommt in ganz Deutschland vor – und kann praktisch überall auftauchen“, warnen Expert:innen. Aufklärung und Respekt vor unbekannten Pilzen seien der beste Schutz, erklärt Pilzforscher Gerhard Schuster von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM).
Der Pilz hat es in sich: Der Deutschen Leberstiftung zufolge ist der Grüne Knollenblätterpilz für rund 90 Prozent der Todesfälle durch Pilzvergiftungen verantwortlich. Somit gilt er als einer der giftigsten Pilze, die in Europa zu finden sind.
Grüner Knollenblätterpilz erkennen: So sieht der Giftpilz aus
- Laut der DGfM ist der Grüne Knollenblätterpilz grünlich gefärbt, wobei die Farbe zum Rand hin ausbleichen kann.
- Der Hut ist zunächst halbkugelig, später flach und bis zu 12 cm breit.
- Der Stiel wird bis zu 10 cm lang, ist weißlich und besitzt eine knollige Basis mit sackartiger Hülle (Volva).
- Die Lamellen sind immer weiß, nicht bräunlich wie beim Champignon.
- Der Geruch erinnert an Kunsthonig oder süße Invertzuckercreme.
Besonders tückisch: Der Pilz wird leicht mit Champignons, grünen Täublingen oder Perlpilzen verwechselt.
Oben im Foto ist rechts und links jeweils der Grüne Knollenblätterpilz zu sehen. Rechts im Bild die pigmentlose Varietät des Giftpilzes, die essbaren weißen Champignons noch ähnlicher ist. (Foto-Copyright: Deutsche Gesellschaft für Mykologie)
Auch bei anderen Pilzen besteht Verwechslungsgefahr:
- Steinpilze sammeln: Vorsicht vor diesen Doppelgängern!
- Wiesenchampignons erkennen: Achtung, Verwechslung!
- Parasolpilz sammeln: Hier besteht Verwechslungsgefahr!
- Schopftintlinge: Verwechslungsgefahr mit anderen Tintlingen
Symptome einer Knollenblätterpilz-Vergiftung
Typische Symptome treten acht bis zwölf Stunden nach dem Verzehr auf – oft erst, wenn sich das Gift bereits im Körper verteilt hat. Zu den häufigsten Beschwerden zählen:
- starkes Erbrechen
- wässriger Durchfall
- heftige Bauchschmerzen
- Kreislaufprobleme
Die Gifte, sogenannte Amatoxine, zerstören Leber- und Nierenzellen. Ohne rasche Behandlung drohen Leberversagen und Tod.
„Je schneller die Therapie beginnt, desto besser sind die Chancen, dass die Leber nicht irreparabel geschädigt wird“, erklärt Markus Litt-Lampe, Facharzt für Innere Medizin der Informationszentrale gegen Vergiftungen am Universitätsklinikum Bonn (UKB). Eine frühe Behandlung mit Aktivkohle und dem Gegengift Silibinin könne lebensrettend sein.
Warum der Pilz derzeit so häufig ist
Die aktuelle Häufung von Giftpilzen hängt mit dem feuchten, milden Herbstwetter zusammen. Pilze lieben die Kombination aus Feuchtigkeit und Wärme – dadurch wachsen sie in diesem Jahr besonders stark. Der Grüne Knollenblätterpilz lebt in Symbiose mit Laubbäumen wie Eichen oder Buchen, weshalb er häufig in Parks, an Waldrändern oder sogar auf Spielplätzen auftaucht.
Pilzvergiftung: Was tun im Notfall?
Wer den Verdacht hat, einen Giftpilz gegessen zu haben, sollte sofort medizinische Hilfe rufen – am besten den Notruf 112 oder ein Giftnotrufzentrum kontaktieren.
Wichtig:
- Pilzreste, Erbrochenes oder Essensreste aufbewahren und in die Klinik mitnehmen. Diese helfen bei der Diagnose und können Leben retten.
- Keine Hausmittel anwenden!
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit stellt auf seiner Webseite eine Liste mit den entsprechenden Giftnotrufen bereit.
So schützt du dich vor einer Pilzvergiftung
- Nur Pilze essen, die eindeutig bestimmbar sind – im Zweifel lieber stehen lassen.
- Keine Pilz-Apps oder Bilder aus dem Internet als alleinige Bestimmungsquelle nutzen.
- Pilzsachverständige können gesammelte Pilze kostenlos prüfen (Adressen: Deutsche Gesellschaft für Mykologie).
- Wer Pilze genießen will, ist mit Zuchtpilzen aus dem Handel immer auf der sicheren Seite.
Auch wichtig: Schnecken oder Maden im Pilz sind kein Zeichen für Ungiftigkeit – manche Tiere vertragen Pilzgifte, die für Menschen tödlich sind.
Fazit: Besser Vorsicht als Risiko
Der Grüne Knollenblätterpilz ist wunderschön, aber tödlich. Die Verwechslungsgefahr ist groß, und jedes Jahr landen Menschen deshalb im Krankenhaus. Fachleute raten: Finger weg von unbekannten Pilzen. Wer Pilze sammeln will, sollte sich schulen lassen oder mit erfahrenen Pilzexpert:innen unterwegs sein – und im Zweifel lieber verzichten.
Mit Material der dpa.
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.