Die Pilzsaison treibt viele in die Natur. Knollenblätterpilze sollten aber auf keinen Fall im Körbchen landen: Es droht Lebensgefahr, wie bei drei Kindern in Essen. Der giftige Pilz ist leicht zu verwechseln. Was du über den Giftpilz wissen musst.
Champignons, Steinpilze, Pfifferlinge: Die Herbstmonate laden zum Sammeln von Pilzen ein. Aber auch dieses Jahr ist Vorsicht geboten: Denn Sorten wie der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) sind giftig und leicht mit Speisepilzen zu verwechseln.
Nach der Pilzmahlzeit droht Lebensgefahr: So auch bei drei Kindern, die nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen am Uniklinikum Essen behandelt werden. Nach knapp einer Woche intensivmedizinischer Behandlung hat ein weiteres Kind eine Spenderleber erhalten. Damit sei nun bei vier Patienten in drei Fällen eine Transplantation erfolgt – bei zwei Kindern und einem Erwachsenen, schilderte das Klinikum am Montag. „Der Zustand aller Patienten ist stabil, sie werden weiterhin engmaschig und intensiv betreut“, so die Klinik.
Der Pilz hat es in sich: Der Deutschen Leberstiftung zufolge ist der Grüne Knollenblätterpilz für rund 90 Prozent der Todesfälle durch Pilzvergiftungen verantwortlich. Somit gilt er als einer der giftigsten Pilze, die in Europa zu finden sind.
Der Knollenblätterpilz ist einer der giftigsten Pilze in Europa
Essbare und giftige Pilze zu unterscheiden, ist nicht einfach. Der hochgiftige Knollenblätterpilz sehe dem Champignon sehr ähnlich, sagte Experte Markus Cornberg der Deutschen Presse-Agentur. Der Medizinische Geschäftsführer der Deutschen Leberstiftung warnte vor dem Verzehr selbst gesammelter Pilze aus dem Wald, das Risiko einer Vergiftung sei zu hoch.
Cornberg mahnte: „Finger weg von Pilzen aus dem Wald.“ Auch auf Apps solle man sich als Laie nicht verlassen. „Pilze sollte man im Supermarkt kaufen.“ Wer unbedingt sammeln wolle, solle das nur zusammen mit ganz erfahrenen Pilzexperten tun. „Der Knollenblätterpilz lauert überall.“ Wie stark die Vergiftung ausfalle, hänge vor allem davon ab, wie viel man von dem Knollenblätterpilz gegessen habe.
Wie du den Knollenblätterpilz erkennst und was im Notfall zu tun ist:
Wie erkennt man den Grünen Knollenblätterpilz?
Laut der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) ist der Pilz grünlich gefärbt, wobei die Farbe zum Rand hin ausbleichen kann. Der Hut des Pilzes ist anfangs halbkugelig, wird aber mit der Zeit flach und kann einen Durchmesser von bis zu 12 cm erreichen. Der Stiel ist bis zu 10 cm lang und etwa 2 cm dick. Ein weiteres auffälliges Merkmal ist der Geruch: Er erinnert an Kunsthonig oder eine süße Invertzuckercreme.
Vorsicht: Der Knollenblätterpilz wird oft mit essbaren Pilzen wie Champignons oder grünen Täublingen verwechselt. Eine Verwechslung kann dabei fatale Folgen haben.
Oben im Foto ist rechts und links jeweils der Grüne Knollenblätterpilz zu sehen. Rechts im Bild die pigmentlose Varietät des Giftpilzes, die essbaren weißen Champignons noch ähnlicher ist. (Foto-Copyright: Deutsche Gesellschaft für Mykologie)
Auch bei anderen Pilzen besteht Verwechslungsgefahr:
- Steinpilze sammeln: Vorsicht vor diesen Doppelgängern!
- Wiesenchampignons erkennen: Achtung, Verwechslung!
- Parasolpilz sammeln: Hier besteht Verwechslungsgefahr!
- Schopftintlinge: Verwechslungsgefahr mit anderen Tintlingen
Welche Symptome zeigen sich, wenn man den Pilz versehentlich gegessen hat?
Wenn man Knollenblätterpilze gegessen hat, zeigen sich laut der Deutschen Leberstiftung erst nach mehreren Stunden Vergiftungserscheinungen. Tückisch: Bis dahin hat sich das Gift, die Amatoxine, bereits im ganzen Körper verteilt. Besonders gefährlich sind diese Gifte für Kinder und ältere Menschen.
Die häufigsten Beschwerden einer Vergiftung ähneln einer Magen-Darm-Infektion: Man fühlt sich unwohl, hat Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Innerhalb von 24 Stunden beginnen die Gifte, die Leber zu schädigen, was zu Blutgerinnungs- und Nierenfunktionsstörungen führen kann. Im schlimmsten Fall versagen lebenswichtige Funktionen der Leber, nur eine Lebertransplantation kann dann noch Leben retten.
Verdacht auf Pilzvergiftung: Was tun im Notfall?
Schon bei den ersten Anzeichen einer Vergiftung ist schnelle medizinische Hilfe gefragt: Dann sollte man sofort den Notarzt rufen oder ein Giftinformationszentrum kontaktieren. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit stellt auf seiner Webseite eine Liste mit den entsprechenden Giftnotrufen bereit.
Wichtig ist, keine eigenen Behandlungsversuche oder Hausmittel anzuwenden. Pilzreste und gegebenenfalls Erbrochenes sollte man aufbewahren und dem Arzt oder der Ärztin übergeben. Dies erleichtert die Diagnose und eine Behandlung.
Wie schützt man sich am besten?
Um sich vor einer Pilzvergiftung zu schützen, sollte man sich im Voraus gründlich über Pilzarten informieren – und sich bei ihrer Bestimmung nicht allein auf Apps oder Bücher verlassen, warnt die Deutsche Leberstiftung. Auch wenn Pilze von Maden oder Schnecken befallen sind, bedeutet das nicht, dass sie ungiftig sind.
Im Zweifel gilt: Lieber Experten zurate ziehen. So gibt es sogenannte Pilzsachverständige, die die Funde begutachten und grünes Licht für den Verzehr geben. Auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Mykologie kann man danach suchen. Der sicherste Weg, Pilze zu genießen, ist jedoch, sie im Handel zu kaufen.
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