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Gegen Klimawandel und Konsumgesellschaft: Underconsumption ist im Trend

Underconsumption
Foto: CC0 / Pixabay / Kranich17

In einer Welt, die auf ständigen Konsum ausgelegt ist, gewinnt der bewusste Verzicht auf Produkte und Services zunehmend an Bedeutung. Wir erklären dir im Detail, was es mit "Underconsumption" auf sich hat.

Underconsumption bedeutet übersetzt so viel wie „Unterkonsum“ oder „Minderverbrauch“ und ist für Anhänger:innen des Trends weit mehr als eine kurzfristige Sparmaßnahme. Dieser Lebensstil ist eine Antwort auf aktuelle gesellschaftliche und ökonomische Herausforderungen: Gefährdung der Umwelt, Klimawandel und soziale Ungleichheit – all das sind Bereiche, die durch maßlosen Konsum unterstützt und genährt werden. Zudem können ständiger Konsum und häufige Neuanschaffungen vieler Produkte auch für deinen Geldbeutel ein Problem sein.

Underconsumption: Was ist das?

Weniger ist mehr: Bei Underconsumption geht es darum, bereits vorhandene Dinge wertzuschätzen, statt sinnlos etwas neu anzuschaffen.
Weniger ist mehr: Bei Underconsumption geht es darum, bereits vorhandene Dinge wertzuschätzen, statt sinnlos etwas neu anzuschaffen.
(Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap)

„Underconsumption Core“ trendet auf TikTok und anderen sozialen Netzwerken und bedeutet in etwa: So wenig wie möglich neu anschaffen und das, was man hat, so lange nutzen, wie es geht. Die Dinge schätzen zu wissen, die man bereits besitzt und vorher überlegen, ob man neue Produkte wirklich braucht – für viele Menschen ist das ganz normales und alltägliches Konsumverhalten.

In Zeiten, wo Konsum im Übermaß beworben und vorgelebt wird, werden jedoch besonders junge Menschen oft dazu angeregt, weit mehr zu kaufen, als sie eigentlich wollen und benötigen. Das kann unglücklich machen, denn zu viel zu besitzen wirkt sich nicht nur negativ auf deine Finanzen aus, sondern auch auf die Psyche. Nicht zuletzt schadet übermäßiger Konsum der Umwelt.

Underconsumption ist für viele Menschen eine Antwort auf diese Frustrationen, die mit maßlosem Konsum einhergehen und zugleich eine Möglichkeit, für Werte wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit einzutreten und bewusster mit Besitztümern und Finanzen umzugehen.

Ursprung und Entwicklung des Trends

Trends wie Underconsumption entstehen unter anderem aus einem steigenden Bewusstsein für ökologische und soziale Probleme.
Trends wie Underconsumption entstehen unter anderem aus einem steigenden Bewusstsein für ökologische und soziale Probleme.
(Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Die Konsumgesellschaft zu hinterfragen und nach Alternativen zu suchen, ist an sich nicht neu. Die Hippie-Bewegung in den 60er und 70er Jahren beispielsweise hat sich auch in großen Teilen darüber definiert. Besonders durch Social Media und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen hat dieser Ansatz jedoch in den letzten Jahren eine komplett neue Dynamik bekommen und ist zunehmend populärer und zum regelrechten Trend geworden.

In den letzten Jahren haben Umweltbewegungen und Trends wie Minimalismus weiter an Bedeutung und Reichweite gewonnen. Besonders in westlichen Industrienationen, die den Großteil der weltweiten Konsumgüter nachfragen, wächst das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen des Überkonsums und das Verlangen nach Alternativen.

Einer der ersten Beiträge, der im Juli 2024 auf TikTok mit dem Hashtag „Underconsumption“ viral ging, stammt von der Deutschen Maya Feldman. Stand November 2024 hat der Post über 400.000 Likes. In dem betreffenden Video zeigt Maya Feldmann Produkte und Kleidung, die sie schon seit Jahren besitzt und noch immer benutzt. In den Kommentaren schreiben User:innen zum Beispiel, dass Mayas Beitrag sie motiviert habe, bewusster mit ihrem eigenen Besitz umzugehen und weniger unnötige Dinge zu kaufen. 

Ökologische Vorteile von Underconsumption

Underconsumption fördert einen nachhaltigen Umgang mit deinen Besitztümern und Käufen. Dazu kann zum Beispiel zählen, Kleidung aus zweiter Hand zu kaufen.
Underconsumption fördert einen nachhaltigen Umgang mit deinen Besitztümern und Käufen. Dazu kann zum Beispiel zählen, Kleidung aus zweiter Hand zu kaufen.
(Foto: CC0 / Pixabay / PurPura)

Beim Underconsumption-Trend geht es besonders darum, natürliche Ressourcen zu schonen und so die Umwelt zu schützen. Wer weniger Produkte kauft, reduziert den eigenen ökologischen Fußabdruck und trägt dazu bei, den Ressourcenverbrauch zu senken.

Folgende Aspekte von Underconsumption können zum Umweltschutz beitragen:

  • Bewusster Kauf von langlebigen Artikeln (Wegwerfartikel vermeiden)
  • Längere Nutzung bereits vorhandener Artikel und dadurch weniger Neukauf
  • Wenn möglich, Dinge aus zweiter Hand kaufen (zum Beispiel Kleidungsstücke, Möbel und andere Gebrauchsgegenstände)

Solch nachhaltiges Konsumverhalten erinnert an Konzepte wie den Zero-Waste-Lifestyle oder die Kreislaufwirtschaft, die ebenfalls zum Ziel haben, eine umweltfreundlichere Alternative zur Konsumkultur zu etablieren.

Tatsächlich gibt es bei diesen Bewegungen oft Überschneidungen. In einigen Punkten unterscheiden sie sich aber auch vom Trend der Underconsumption. Zum Beispiel werden im Rahmen des Minimalismus-Trends auch bestimmte Produkte beworben, die für eine minimalistische Einrichtung angeblich besonders ästhetisch ansprechend sein und daher „unbedingt gekauft werden“ sollen. So stecken Interessent:innen am Ende doch wieder Geld in die Konsumkette, um einen Lifestyle zu leben, der eigentlich den Ausstieg aus dem Massenkonsum bedeuten soll.

Bei Underconsumption steht jedoch im Vordergrund, das, was du bereits besitzt, wertzuschätzen, statt „optimale“ neue Dinge anzuschaffen.

Psychologische Vorteile von Underconsumption

Weniger zu besitzen kann zufriedener machen.
Weniger zu besitzen kann zufriedener machen.
(Foto: CC0 / Pixabay / natik_1123)

Der Verzicht auf unnötige Konsumgüter kann unter Umständen dafür sorgen, dass du dich zufriedener fühlst und eine große Verbesserung deiner Lebensqualität bedeuten. Mögliche psychologische Vorteile von Underconsumption sind folgende Punkte:

  • Vereinfachung des Alltags durch weniger Besitztümer 
  • Gefühl von mehr Freiheit, da man sich weniger vom Besitz abhängig macht
  • Mehr finanzieller Freiraum durch Verzicht auf unnötige Käufe 

Die Psychologie dahinter ist, dass die Reduktion auf das Wesentliche es leichter macht, die Dinge zu schätzen, die du besitzt. Anstatt immer nach dem nächsten neuen und besseren Produkt zu suchen, lernst du dich an deinen bereits vorhandenen Besitztümern zu freuen. Das kann die innere Zufriedenheit fördern.

Herausforderungen bei Underconsumption

Wirtschaftliche Herausforderungen

Überkonsum ist in den Industrieländern bereits Teil des Alltags und natürlich auch ein wichtiger Pfeiler der Wirtschaft westlicher Länder. Konsumverzicht bringt daher entsprechend auch Herausforderungen mit sich, besonders auf makroökonomischer Ebene.

Wenn sehr viele Menschen weniger konsumieren, kann das eventuell zu wirtschaftlichen Unsicherheiten führen, da viele Firmen und Arbeitsplätze vom ständigen Konsum der Gesellschaft abhängig sind. Daher wird extremes Kaufverhalten in der Regel nicht nur als normal angesehen, sondern auch extrem stark beworben. Dementsprechend schwierig kann es auch für Einzelpersonen sein, aus diesem Kreislauf auszusteigen, wenn sie ständig und überall mit dem normalisierten Überkonsum konfrontiert sind. 

Daher stellt sich die Frage, wie die Wirtschaft mit einer potenziellen Ausweitung des Trends zum Konsumverzicht umgehen wird. Im Idealfall würde dadurch eine Förderung von nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen begünstigt, die auf Langlebigkeit statt auf eine Mentalität des Wegwerfens setzen. 

Persönliche Herausforderungen für Einzelpersonen

Auf private Konsument:innen bezogen kann es oft schwieriger sein als gedacht, möglichst wenig und nur das Nötigste zu kaufen. Wie eine Utopistin berichtet, kann es eine echte Herausforderung sein, auf so viel wie möglich zu verzichten. Zum einen müssen Einkäufe besser geplant werden, zum anderen sei am Ende des Monats gar nicht so viel mehr Geld übrig, obwohl sie eigentlich viel weniger gekauft habe, so Jane in ihrem Bericht.

Kritik am Trend Underconsumption

"Underconsumption-Core": ein guter Hashtag für mehr Follower?
"Underconsumption-Core": ein guter Hashtag für mehr Follower?
(Foto: CC0 / Pixabay / antonbe)

Zwar ist der Kern des Underconsumption-Trends eine gute Sache, jedoch gibt es auch kritische Ansichten dazu: So romantisiere der Trend finanzielle Mittellosigkeit oder sei eine „Schauspielerei von Armut“ zum Zweck, einem Social-Media-Trend zu folgen, heißt es im Beitrag des Online-Magazins VML.

Manche Menschen, die diesen Trend in sozialen Netzwerken promoten, tun dies vielleicht aus weniger altruistischen Gründen als vorgegeben wird. Qualitäten wie Bescheidenheit und Genügsamkeit werden nämlich im Rahmen solcher Trends im Netz gelobt und wertgeschätzt. Es könnte daher durchaus sein, dass einige Nutzer:innen dem Trend nur nacheifern, um schnell mehr Follower zu gewinnen.

Bewusster Konsumverzicht: Darum lohnt es sich

Underconsumption auszuprobieren kann sich lohnen.
Underconsumption auszuprobieren kann sich lohnen.
(Foto: CC0 / Pixabay / PrompterMalaya)

Underconsumption wirklich durchzuziehen, kann herausfordernd sein. Es lohnt sich aber, dem Trend zu folgen und das Ganze einmal auszuprobieren. Denn beim Lifestyle der Underconsumption hast du wortwörtlich nichts zu verlieren, da du weder teure Produkte noch kostenpflichtige Serviceleistungen kaufen musst, um im Sinne von „Underconsumption Core“ zu leben.

Im besten Falle lernst du einen ganz neuen Umgang mit deinen Besitztümern kennen und entdeckst so in vielerlei Hinsicht ein neues Lebensgefühl, während du ganz nebenbei auch noch der Umwelt etwas Gutes tust. Einen Versuch ist also allemal wert.

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