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Hält das Kleidungsstück ewig oder geht es schnell kaputt? Worauf du achten kannst

Hält das Kleidungsstück ewig oder geht es schnell kaputt? Worauf du achten kannst
Foto: CC0 Public Domain - Pexels/ Sam Lion

Wenn du neue Kleidung kaufst, wünschst du dir sicher, dass sie nicht schon nach ein paar Wäschen ausbleicht, pillt oder Löcher bekommt. Doch das ist gar nicht so einfach. Hier sind einige Punkte, an denen du dich orientieren kannst, um gute Qualität zu erkennen.

Die Menschen in der Europäischen Union verbrauchen so viel Kleidung, Schuhe und andere Textilien wie niemals zuvor. Das schreibt die Europäische Umweltagentur EEA in einem neuen Bericht, den sie offiziell am Mittwoch vorstellen will. Demnach kauften die EU-Bürger:innen im jüngsten Vergleichsjahr 2022 durchschnittlich schätzungsweise 19 Kilogramm an Textilien, darunter 8 Kilogramm an Kleidungsstücken, 4 Kilogramm an Schuhen sowie 7 Kilogramm an Haushaltstextilien. Das sei genug, um einen großen Koffer mit neuen Textilien zu füllen.

Dieser Textilkonsum bringt diverse Probleme mit sich. Viel neu gekaufte Kleidung landet etwa schon nach kurzer Zeit im Müll oder im Altkleidercontainer – zum Beispiel, weil sie kaputtgeht, ausbleicht oder ihre Form verliert. Doch muss das so sein?

Auf den ersten Blick lässt sich oft schwer erkennen, ob ein Kleidungsstück lange halten wird. Trotzdem gibt es ein paar Hinweise, auf die du achten kannst – und ein paar Dinge, die du wissen solltest.  

1. Schau dir die Nähte genau an

Lose Fäden, schiefe Nähte oder unsaubere Verarbeitung? Dann lieber Finger weg. „Lose Fäden oder unsaubere Nähte sind immer ein Anzeichen für eine nicht gute Verarbeitung, die die Langlebigkeit beeinflussen kann“, warnt Florian Metzelder vom Deutschen Textilforschungszentrum Nord-West (DTNW). Solche Stellen seien oft Schwachpunkte, an denen das Kleidungsstück schnell kaputtgeht. Wenn die Verarbeitung schon beim ersten Hinsehen nicht sauber aussieht, wurde wahrscheinlich an Sorgfalt gespart.

2. Kleidung mit guter Qualität: leider schwer zu erkennen

Baumwolle hält länger als Polyester? So leicht ist es dem Experten zufolge nicht. Sowohl Baumwolle als auch Kunstfasern können lange halten oder schnell kaputtgehen. Entscheidend ist die Qualität des verwendeten Materials. Das kannst du aber nicht gut erkennen, wenn du die Kleidung im Laden betrachtest.

Auch wie der Stoff gewebt oder gestrickt wurde, spielt eine Rolle. Aber auch hier gilt: Ohne spezielle Tests ist das kaum sichtbar. Je hochwertiger die Fasern und die Verarbeitung, desto besser – aber das steht leider nicht auf dem Etikett.

3. Achtung bei bunten Stoffen: Ausbleichen ist möglich

Ob bunte T-Shirts, farbige Blusen oder Jeans: Bei schlechter Färbung können Stoffe schnell ausbleichen. Bei Möbelstoffen ist in der Regel angegeben, wie lichtecht der Stoff ist, also wie schnell er in der Sonne ausbleicht, so Metzelder. Bei Mode ist das weniger verbreitet.

Worauf du achten kannst: Bei manchen Kleidungsstücken stehen Hinweise wie „Separat waschen“ oder „Mit ähnlichen Stoffen waschen“ auf dem Etikett. Das deutet darauf hin, dass die Färbemittel nicht ausreichend mit der Faser verbunden sind und „ausbluten“ können, warnt die Verbraucherzentrale (VZ) Hessen. Im Zweifel kann so ein Kleidungsstück deine helle Wäsche ruinieren und Farbstoffe auch beim Tragen auf die Haut gelangen und Allergien auslösen. Vermeide solche Klamotten besser und greife lieber zu farbechten Stoffen.

4. Pilling: Wenn sich kleine Knötchen bilden

Hattest schon mal einen Pullover, der nach kurzer Zeit überall Knötchen hatte? Das nennt man Pilling. Besonders anfällig sind natürliche Materialien wie Wolle oder Baumwolle, aber auch manche Kunstfasern wie Polyester oder Polyacryl. Grund: Die kurzen Fasern reiben sich schneller heraus. Strickware ist ebenfalls etwas anfälliger als gewebte Stoffe.

5. “Fair Fashion” ist nicht automatisch haltbarer – aber oft besser gemacht

Manche Unternehmen setzen sich glaubhaft für bessere Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette ein. Sie sind etwa in Initiativen wie der Fair Wear Foundation organisiert und berichten transparent von ihren Maßnahmen und Fortschritten. Bessere Arbeitsbedingungen können mit besserer Qualität der Kleidung einhergehen. Das muss aber nicht so sein.

Ob die Teile länger halten, lässt sich also pauschal nicht sagen. Metzelder geht jedoch davon aus, dass solche Hersteller tendenziell eher auch Langlebigkeit in der Produktentwicklung mitdenken, „da mehr Wert auf die Produkte gelegt wird und eine andere Herangehensweise als bei Fast Fashion Marken praktiziert wird.“

6. Nicht nur haltbar, sondern auch gesund

Textilien können Schadstoffe enthalten. Diese können auf der Haut jucken, Ausschläge und Rötungen auslösen und langfristig ungesund sein. Solche Kleidungsstücke landen oft ungetragen in der hintersten Ecke des Kleiderschranks. Achte deshalb schon beim Einkaufen darauf, Textilien ohne Schadstoffe zu wählen.

Das geht so:

  • Der Nase vertrauen: Bevor du ein Textil kaufst, solltest du kurz daran riechen. Riecht der Stoff komisch oder stark, dann lass lieber die Finger davon. „Der Geruch kann auf Biozide, Formaldehyd oder Chloratrückstände hinweisen“, warnt die VZ Hessen.
  • Siegel-Check: Produkte, die mit den Siegeln „Blauer Engel“ und „OEKO-TEX® STANDARD 100“  ausgezeichnet sind, dürfen laut VZ Hessen keine bedenklichen Chemikalien enthalten, auch “Bluesign” schließt viele Chemikalien aus.
  • Secondhand bevorzugen: Vor allem mit den ersten Wäschen können sich Schadstoffe aus der Kleidung lösen. Deshalb enthält Gebrauchtes meist weniger unerwünschte Stoffe. Außerdem spart Secondhand-Mode Ressourcen. Doch Vorsicht: Nichts ist für die Ewigkeit. Achte genau auf den Zustand des Kleidungsstücks.

7. Unabhängig von Qualität: Überlege dir gut, ob du Kleidung kaufst

Ein letzter Tipp von Textil-Experte Metzelder: Kaufe Kleidung nur, wenn du sie wirklich brauchst und tragen wirst. Vermeide Impulskäufe. Das spart nicht nur Geld, sondern auch Ressourcen.

Wenn du aber einkaufst, kann es sich lohnen, etwas tiefer in die Tasche zu greifen. „Tendenziell ist ein höherer Preis auch mit einer höheren Qualität verbunden“, so der Experte. Die Ausnahme: Wenn allein der Markenname den Preis für die Kleidung in die Höhe treibt, etwa bei Luxusmarken.

Bonus-Tipp: Pflege macht einen großen Unterschied

Mit dem Kauf allein ist es nicht getan: Wenn du Kleidung falsch behandelst, hält sie nicht lange. Falsches Waschmittel oder zu heißes Waschen können Stoffe beschädigen oder ausbleichen lassen. Lies deshalb immer die Pflegehinweise auf dem Etikett und halte dich daran. Bewahre die Kleidungsstücke außerdem richtig auf. Tipps findest du hier: 9 Tipps, mit denen deine Kleidung ewig hält

Und sollte doch mal etwas kaputt gehen, hast du oft die Möglichkeit, das Kleidungsstück zu reparieren. Bring es zu Schneider:innen oder greif selbst zu Nadel und Faden. Hier einige Anleitungen:

Mit Material der dpa

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