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Handy laden mit Urin: Spezialtoilette macht es möglich

strom aus urin
Foto: Colourbox.de/#221861

Strom aus Urin gewinnen zu wollen, mag auf den ersten Blick äußerst ungewöhnlich klingen. Dass es funktionieren kann, haben Forschende bereits mithilfe einer speziell konzipierten Toilette bewiesen.

Strom nicht länger aus fossilen Brennstoffen, sondern aus erneuerbaren Energien herstellen zu können, ist ein wichtiger Schritt, um die Klimakrise und Umweltverschmutzungen zukünftig einzudämmen. Dass dabei nicht nur Sonne und Wind eine Rolle spielen könnten, sondern sogar menschliche Ausscheidungen, fanden Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der Universität Hamburg heraus. Ihnen gelang es, Strom aus Urin zu produzieren.

Strom aus Urin: Pee Power macht es möglich

„Pee Power“ nennt sich die innovative Toilette, die die Forschenden 2023 auf der Bundesgartenschau in Mannheim präsentierten. Es handelt sich dabei um eine Toilette, die ohne Wasser funktioniert (ähnlich einer Komposttoilette). Feste Ausscheidungen transportiert eine spezielle Vorrichtung ab. Diese werden mit Sägespänen gemischt und kompostiert, während der Urin aufgefangen und zu einem Reaktor transportiert wird.

Dieser Reaktor betreibt mikrobielle Elektrolyse und wandelt den Urin in Wasserstoff um. Der Wasserstoff wird wiederum mithilfe einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt. Mit „Pee Power“ und dem so gewonnen Strom kannst du zum Beispiel dein Handy aufladen. 

Damit Strom aus dem Urin produziert werden kann, ist es wichtig, dass dieser pur aufgefangen und nicht durch andere Stoff verunreinigt oder verdünnt wird. Für die Stromherstellung eignet sich Urin deshalb so gut, da er eine hohe elektrische Leitfähigkeit besitzt und größtenteils aus biologisch abbaubaren Kohlenstoffverbindungen besteht. Diese nutzen Mikroorganismen als Energiequelle, um Wasserstoff zu produzieren.

Strom aus Urin: Zukunftsfähig?

Wissenschaftler:innen forschten für fünf Jahre an "Pee Power".
Wissenschaftler:innen forschten für fünf Jahre an "Pee Power".
(Foto: Colourbox.de/Diana Eller)

Um Strom aus Urin gewinnen zu können, forschten die Wissenschaftler:innen fünf Jahre lang an „Pee Power“. Insgesamt wurde das Projekt mit 300.000 Euro vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördert. Auf der Bundesgartenschau 2023 testeten die Forschenden die Toilette ein halbes Jahr lang. Ist die Toilette erfolgreich, könnte sie laut den Wissenschaftler:innen auch in Bürogebäuden zum Einsatz kommen. Zur Frage, inwieweit sie sich auf der Bundesgartenschau beweisen konnte, gibt es bislang noch keine Informationen.

Vor allem war es jedoch laut Chemieingenieur Jonas Ullmann das Ziel der Forschenden zu zeigen, „dass mit dieser Art Reaktor organische Abfallströme nutzbar gemacht werden können.“ So könnte diese Innovation ein Anlass sein, die Abwassertechnik neu zu konzipieren und stärker auf die Wiederverwertung und Weiterverarbeitung von organischen Abfällen auszurichten.

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