Das Szenario einer „Hellbrise“ stellt Netzbetreibende vor neue Herausforderungen. Denn nicht nur Strommangel, sondern auch ein Überangebot an erneuerbarer Energie könnte die Stromnetze aus dem Gleichgewicht bringen. Mehr zu diesem Phänomen erfährst du hier.
Die Energiewende bringt eine neue Realität: Statt nur über Stromknappheit zu sprechen, rückt auch das Gegenteil in den Fokus. Die „Hellbrise“ bezeichnet einen Zustand, bei dem es durch Sonne und Wind mehr Strom gibt, als das Netz oder die Nachfrage aufnehmen können. Diese Überproduktion kann das Stromnetz belasten und erfordert gezielte Maßnahmen zur Stabilisierung, so die Tagesschau.
Der Begriff „Hellbrise“ ist eine Wortschöpfung in Anlehnung an die „Dunkelflaute“ – jenen Zustand, in dem weder Sonne scheint noch Wind weht und damit kaum erneuerbarer Strom produziert wird. In diesem Fall kann die Stromzufuhr durch Energie aus Kohle- und Gaskraftwerken sichergestellt werden. Bei der Hellbrise stellt sich hingegen die Frage: wohin mit dem überschüssigen Strom?
Hellbrise: Deshalb ist zu viel Strom ein Problem
Stromnetze sind auf Ausgleich angewiesen: Angebot und Nachfrage müssen jederzeit exakt übereinstimmen. Kommt es zu einem Überangebot, drohen Netzüberlastungen, Frequenzschwankungen und im Extremfall sogar großflächige Stromausfälle.
Die Netzbetreiber:innen greifen bei einer Hellbrise deshalb teilweise zu teuren Notmaßnahmen: Windräder werden abgeregelt, Solarparks vom Netz genommen – ein Vorgang, der Redispatch genannt wird. Allein im Jahr 2023 kosteten Redispatch-Maßnahmen für erneuerbare Energien insgesamt etwa 600 Millionen Euro.
Im Jahr 2024 gab es bereits mehr Hellbrisen als Dunkelflauten. So wurden in diesem Jahr in Deutschland 514 Stunden registriert, in denen eine Hellbrise vorlag. Das entspricht etwa fünfmal so vielen Stunden wie bei Dunkelflauten im selben Zeitraum. Aufgrund des fortschreitenden Ausbaus von Photovoltaik– und Windkraftanlagen werden Hellbrisen vermutlich auch zukünftig zunehmen.
Um hohe Zusatzkosten zu meiden und die ökologische Energieerzeugung so effizient wie möglich zu gestalten, braucht es deshalb zeitnah flexible und intelligente Lösungen für Hellbrisen.
Lösungen für Hellbrisen: Strom umleiten
Eine Lösung für Hellbrisen wird in Deutschland aktuell bereits vorangetrieben: So sollen Leitungen überschüssige Energie innerhalb Deutschland schlichtweg umverteilen. Denn im Norden Deutschland gibt es häufig zu viel erneuerbare Energie aus Windkraftanlagen, während es in Süddeutschland an Strom aus erneuerbaren Energien mangelt. Deshalb gibt es laut der Tagesschau bereits eine Leitung zwischen der Nordsee und dem Ruhrgebiet. Ende 2026 soll sie in Betrieb genommen werden. Auch zwei weitere Trassen sind in den nächsten Jahren geplant.
Derartige Leitungen reichen jedoch nicht aus, um das Problem der Hellbrise zu lösen.
Hellbrisen nutzen und Strom speichern
Neben der Umleitung von Strom bei einer Hellbrise, braucht es auch Technologien zur Windenergie- und Solarstrom-Speicherung. Geeignet sind dafür vor allem sogenannte Pumpspeicher-Kraftwerke. Das Problem in diesem Fall: Nur wenige Orte sind für diese Anlagen geeignet.
Deshalb hoffen Netzbetreiber:innen auf Akkuspeicher. Diese sollen Strom speichern, wenn gerade zu viel vorhanden ist. Ist zu einem späteren Zeitpunkt zu wenig Strom vorhanden, geben die Speicher den Strom wieder ab. Diese Methode ist deutlich günstiger, als bei einer Dunkelflaute extra ein Gaskraftwerk einzuschalten. Schließlich kaufen die Betreiber:innen der Akkuspeicher den Strom dann ein, wenn er gerade im Überfluss vorhanden und somit sehr günstig ist.
Diese Speichermethode ist demnach eine ökologisch und wirtschaftlich sinnvolle Lösung, um Hellbrisen und Dunkelflauten auszugleichen und somit das Stromnetz zu stabilisieren. Laut der Tagesschau nimmt der Ausbau dieser Anlagen in Deutschland dementsprechend aktuell stark zu. Mehr zu diesem Thema erfährst du auch hier: „Zentrale Rolle in der Stromversorgung“: Warum jetzt überall Batteriespeicher entstehen
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