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Hitze und Psyche: Das passiert mit deinem Gehirn, wenn es sehr heiß ist

Hitze Psyche
Foto: unsplash.com / Hans Reniers

Hitze wirkt sich negativ auf die Psyche aus. So führen hohe Temperaturen etwa zu schlechteren kognitiven Leistungen, begünstigen jedoch auch unterschiedliche psychische Erkrankungen.

Hast du auch an besonders heißen Tagen häufig das Gefühl, dass du dich schwerer konzentrieren kannst und dir generell alles etwas schwerer fällt? Damit bist du nicht allein!

Unterschiedliche Studien belegen, dass Hitze unsere Psyche stark beeinflussen kann. Bei Hitzewellen sinkt etwa unsere geistige Leistungsfähigkeit. Zudem kann die Stressbelastung, die als Folge der hohen Temperaturen auftritt, Depressionen und Angststörungen verursachen beziehungsweise bereits bestehende Symptome verschlimmern. 

Hitze und Psyche: Sinkende kognitive Fähigkeiten

Mittlerweile gibt es vielfältige wissenschaftliche Belege für den Zusammenhang zwischen Hitze und Psyche. Laut Psychology Today kommen sie alle zu demselben Ergebnis: Hohe Temperaturen wirken sich negativ auf kognitive Fähigkeiten aus.

Eine Studie aus China aus dem Jahr 2024 untersuchte etwa, wie sich Hitze auf die Fähigkeit von Proband:innen auswirkte, mathematische Aufgaben zu lösen. Die Forschenden fanden heraus, dass die Testergebnisse bei Temperaturen über 32 Grad Celsius deutlich schlechter ausfielen als bei Temperaturen von 22 bis 24 Grad.

Zudem traten die stärksten Effekte bei Personen auf, die nicht an die Hitze gewöhnt waren. Bei Menschen, die bereits in wärmeren Gebieten lebten, wirkte sich die Hitze hingegen weniger stark auf die Testergebnisse aus. Sie waren bereits besser an die hohen Temperaturen angepasst.

Eine Review aus 2019 kommt zu dem Schluss, dass Soldat:innen bei Hitzestress vor allem komplexe kognitive Aufgaben schlechter bewältigen konnten. Dieser Effekt verschärfte sich, wenn sich die Teilnehmenden bei Hitze körperlich betätigen mussten.

Dass wir bei Hitze kognitiv weniger leistungsfähig sind, liegt laut der AOK vermutlich daran, dass der Körper bei hohen Temperaturen grundsätzlich mehr Energie verbraucht. Dementsprechend bleibt weniger Energie für das Gehirn übrig. Dies tritt besonders dann auf, wenn wir auch während der Nacht Hitze ausgesetzt sind und uns auch im Schlaf nicht richtig abkühlen können.

Hitze und Psyche: Depressionen und Angststörungen

Hitze kann sich negativ auf die Psyche auswirken und etwa Depressionen und Angststörungen begünstigen.
Hitze kann sich negativ auf die Psyche auswirken und etwa Depressionen und Angststörungen begünstigen.
(Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap)

Anhaltende Hitzeperioden können laut der Medizinischen Universität Wien Depressionen und Angststörungen, sowie Alkohol- und Substanzkonsum begünstigen. Personen, die bereits unter einer psychischen Erkrankung leiden, erleben bei Hitze häufig einer Verschlimmerung der Symptome. Zudem geht mit einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur auch eine höhere Suizidrate einher.

Der Umweltmedizinier Hans-Peter Hutter der MedUni Wien mahnt dementsprechend dazu, auch die psychischen Folgen der Klimakrise genauer in den Blick zu nehmen. So ist zu befürchten, dass sich mit einer steigenden Anzahl von Hitzetagen im Jahr auch psychische Erkrankungen und Suizide vermehren.

Zudem steigt bei Hitze auch das Aggressionspotenzial, sodass bei Hitzewellen etwa mehr Gewaltverbrechen auftreten. Gleichzeitig kann Hitze auf die Psyche auch eine dämpfende Wirkung haben, was sich in einer gedrückten Stimmung oder Teilnahmslosigkeit äußern kann.

Depression im Sommer: Cortisol und Melatonin

Der Zusammenhang zwischen Hitze und Psyche könnte auf das Stresshormon Cortisol zurückzuführen sein.
Der Zusammenhang zwischen Hitze und Psyche könnte auf das Stresshormon Cortisol zurückzuführen sein.
(Foto: CC0 / Pixabay / Fritz_the_Cat)

Ein möglicher Grund für den Zusammenhang zwischen Hitze und Psyche könnte ein Gefühl von Klimaangst sein. Mit zunehmender Hitze könnten Personen etwa ein Gefühl von Hilflosigkeit bekommen, was laut Hutter wiederum dazu führt, dass der Körper höhere Mengen des Stresshormons Cortisol ausschüttet. Dieses Stresshormon begünstigt über einen längeren Zeitraum unterschiedliche körperliche und psychische Beschwerden, wie etwa Depressionen.

Laut der AOK könnte es sich jedoch auch um eine sogenannte Sommerdepression handeln. Diese hängt nicht direkt mit der Hitze zusammen, sondern mit dem Schlafhormon Melatonin. Melatonin ist für den Schlaf-Wach-Rhythmus verantwortlich und wird vor allem bei Dunkelheit ausgeschüttet. Im Sommer produziert der Körper entsprechend weniger Melatonin. Dies könnte die saisonal abhängige Depression begünstigen. Allerdings sind in diesem Bereich noch weitere wissenschaftliche Untersuchungen notwendig, um die Zusammenhänge besser verstehen zu können.

Hitze und Psyche: So kannst du dich schützen

Bei anhaltender Hitze ist es also auch wichtig, verstärkt auf das eigene psychische Wohlbefinden zu achten. Um dich vor psychischen Problemen bei einer Hitzewelle zu schützen, können dir folgende Tipps helfen:

  • Achte darauf, ausreichend zu trinken. Greife dafür am besten auf Wasser zurück.
  • Vermeide es, dich zu lange in der prallen Sonne aufzuhalten. Verbringe die Mittagshitze also am besten in einem kühleren Raum oder mindestens im Schatten.
  • Achte auf dein körperliches Wohlbefinden und vermeide anstrengende körperliche Tätigkeiten.
  • Trage weite, atmungsaktive und leichte Kleidung.
  • Nimm eine kalte Dusche oder ein kaltes Bad, um dich tagsüber herunterzukühlen.
  • Verwende Ofen und Herd möglichst sparsam, um die Temperatur in der Wohnung nicht unnötig zu erhöhen.

Auch für die Psyche ist es bei Hitze also in erster Linie wichtig, Überhitzung zu meiden. Trotzdem sind diese Tipps natürlich kein Allheilmittel bei psychischen Erkrankungen. Scheue dich deshalb nicht, professionelle Hilfe, wie zum Beispiel eine Psychotherapie aufzusuchen, wenn du verstärkt mit psychischen Problemen zu tun hast.

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