Oft schenken wir dem, was unter unseren Füßen ist, kaum Beachtung. Dabei ist unser Boden von essenzieller Bedeutung für uns – und mit ihm der Humus, der einen wesentlichen Bestandteil davon bildet.
Bei Humus handelt es sich um einen Überbegriff für die Gesamtheit aller abgestorbenen, organischen Substanzen im Boden – also das Gemisch aus tierischen, pflanzlichen und mikrobiologischen Stoffen, das du zum Beispiel beim Spazieren am Waldboden oder unter deiner Gartenhecke finden kannst.
Dabei ist jeder Humus nicht nur höchst individuell aufgebaut, Humus spielt eine wichtige Rolle für unsere Böden, die Umwelt und somit für uns Menschen.
Was genau ist Humus?
Um genau zu verstehen, was Humus ist, lohnt es sich, einen Blick auf die verschiedenen Bodenschichten zu werfen. Unser Boden besteht im Wesentlichen aus folgenden Schichten:
- Die mineralische Schicht: Diese Schicht liegt meistens unten und außer Sichtweite. Sie besteht teilweise aus Gestein, Sand, Ton, Lehm oder anderen mineralischen Elementen.
- Die Humusschicht: Sie besteht aus abgestorbenen Tier- und Pflanzenteilen und bildet meistens die oberste Schicht des Bodens.
Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft befindet sich die Humusschicht in einem ständigen Wandel und unterliegt einem permanenten Ab-, Um- und Aufbauprozessen. Dementsprechend ist Humus, unter dem Mikroskop betrachtet, ein höchst komplexes Gemisch verschiedener Stoffe, welches in jeder Region – oder sogar auf jedem Quadratmeter Waldboden – sehr individuell aufgebaut ist.
Aufgrund dieser Eigenschaften wird Humus auch oft als die organische Schicht des Bodens bezeichnet. Humus hat tendenziell eine schwarze Färbung, die du auch von Kompost kennst.
Was ist der Unterschied zwischen Humus und Kompost?
Da er die Gesamtheit aller verrotteten, organischen Substanzen bezeichnet, ist Humus auch immer Bestandteil deines Kompostes. Im Grunde teilen sich sowohl Kompost als auch Humus den gleichen Kreislauf – der Definitionsunterschied liegt im Prozess. Denn während sich Humus ganz automatisch in jedem Gebiet mit organischen Ablagerungen bildet, handelt es sich beim Anlegen vom Kompost um einen absichtlichen Prozess. Kompost ist also, einfach gesagt, die bewusste Herstellung von Humus durch Menschen.
Welche unterschiedlichen Formen von Humus gibt es?
Die verschiedenen Formen von Humus werden anhand ihrer unterschiedlichen Stabilität und Lebensdauer festgelegt. Zu den typischen Formen von Humus gehören:
- Rohhumus ist wenig zersetzter Humus, sozusagen die erste Phase des Humus. Die abgestorbenen Pflanzenteile sind erst in Ansätzen zerkleinert, teilweise sind zum Beispiel noch Blattstrukturen im Rohhumus erkennbar. Er kommt dort vor, wo die Böden nährstoffarm sind und sich die Streu der Pflanzen nur langsam und schwer abbauen lassen – wie z.B. in Heidelandschaften und in Nadelwäldern.
- Moder ist weiter zersetzt als Rohhumus und vermischt sich in Ansätzen schon mit dem mineralischen Unterboden.
- Mull ist die am stärksten zersetzte Form des Humus und durchmischt sich meist sehr stark mit dem Mineralboden.
Wie entsteht Humus?
Für die Entstehung von Humus spielen folgende Faktoren eine bedeutende Rolle:
- Bodenlebewesen: An der Humusentstehung wirken Regenwürmer, Bakterien und viele andere Kleinst-Lebewesen mit.
- Temperatur: Je wärmer, desto schneller bildet sich Humus.
- pH-Wert: Je saurer der Boden ist, desto schlechter verläuft die Humusbildung. Deswegen ist zum Beispiel auch die Bodenversauerung vieler Gebiete ein Problem für die Humusbildung.
- Pflanzenarten: Nadelbäume z.B. versauern den Boden eher und lassen sich dadurch indirekt schlechter abbauen.
- Der Sauerstoff- und Nährstoffgehalt im Boden hat ebenfalls Einfluss auf die Abbaugeschwindigkeit – je mehr Sauerstoff und je mehr Nährstoffe, desto schneller der Abbau.
Wie genau läuft die Humusbildung ab?
Das lässt sich am besten am Beispiel eines Blatts beschreiben:
Im Herbst zieht der Baum die Nährstoffe aus seinen Blättern, sie werden erst bunt, dann braun und fallen schließlich auf den Boden. Die Blätter, die noch weitestgehend unzersetzt auf dem Boden liegen, bezeichnen wir als Streu. Bereits vor dem Absterben, oder spätestens danach, laufen in einem Blatt Reaktionen ab, die Teile seiner Struktur zersetzen.
Dann folgt die Zerkleinerung durch Bodenlebewesen, die die Blätter zerbeißen oder fressen und in veränderter Form ausscheiden. Das machen vor allem Spinnentiere oder Tausendfüßer sowie andere Insekten. Regenwürmer durchmischen das ganze dann und tragen die zerkleinerten Teile von der Oberfläche in tiefere Erdschichten. Wieder andere Bodenlebewesen, darunter viele Mikroorganismen, wandeln die zerkleinerten Blattbestandteile um. Dafür ist es wichtig, dass Sauerstoff und Nährstoffe im Boden vorhanden sind.
Dieser Schritt ist eine chemische Umwandlung, bei der dann verschiedene Arten von „Huminstoffen“ entstehen. Das sind die Endprodukte im Humus, die ihm seine typische dunkle Farbe geben. Gleichzeitig werden bei diesen Umbauprozessen Nährstoffe und CO₂ freigesetzt.
Warum ist Humus wichtig?
Humus erfüllt einige sehr wichtige Funktionen für die Böden:
- Im Humus sind viele wichtige Nährstoffe gespeichert, die von Pflanzen wieder aufgenommen werden können.
- Auch als Wasserspeicher dient die Humusschicht: Das Wasser lagert sich in den Poren im Boden ein, steht dort Pflanzen zur Verfügung und ist bis zu einem gewissen Grad vor Verdunstung geschützt.
- Der Humus ist außerdem ein sehr guter Puffer: Er kann bis zu einem gewissen Grad Schadstoffe aufnehmen und auch die Bodenversauerung aufhalten.
- Deshalb wirkt Humus auch wie ein Filter: Er kann verhindern, dass Schadstoffe ins Grundwasser gelangen.
- Die Humusschicht bietet zudem unzähligen Lebewesen einen Lebensraum: In einer Handvoll Humus leben mehr Organismen als es Menschen auf der Erde.
- Und nicht zuletzt sind im Humus auch riesige Mengen an Kohlenstoff gebunden, die dann nicht als CO₂ zum Treibhauseffekt beitragen können.
Welche Rolle spielt Humus für das Klima?
Dementsprechend kann eine wichtige Rolle dabei spielen, die Auswirkungen des Klimawandels auszugleichen und zu bekämpfen. So schreibt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen über den Humus, dass dieser unter anderem zu einem besseren Luft- und Wasserhaushalt sowie zu einem verbesserten Nährstoffspeichervermögen des Bodens beiträgt. Der daraus entstehende Boden kann unter anderem zu einem besseren Wasserhaushalt führen, was wiederum vor allem in Zeiten des Klimawandels praktisch ist, da „Starkniederschläge sowie Trockenperioden (…) zukünftig voraussichtlich häufiger auftreten werden“.
Wodurch ist die Humusschicht gefährdet?
Die verschiedenen Funktionen des Humus machen deutlich, warum er so wichtig für unsere Böden ist. Aber die Humusschicht wird auch durch eine Reihe von menschlichen Aktivitäten gefährdet:
- Schwere Landwirtschaftsmaschinen verdichten den Boden. Dadurch gehen die Poren, in denen Wasser und Sauerstoff gespeichert werden, verloren.
- Das wiederum hat zur Folge, dass es weniger Bodenlebewesen gibt. Durch weniger Bodenlebewesen kann sich weniger Humus bilden.
- Die Bodenlebewesen sind auch dadurch gefährdet, dass in der konventionellen Landwirtschaft Dünger und chemisch-synthetische Pestizide verwendet werden.
- Bei den angebauten Nutzpflanzen gibt es welche, die Humus eher verzehren und welche, die eher zur Humusbildung beitragen. Eine falsche Fruchtfolge, also zum Beispiel der Anbau nur von humusverzehrenden Pflanzen, verringert die Schicht an fruchtbarem Humus erheblich.
- Die Pflanzung von Nadelbäumen führt zur Bodenversauerung und in der Folge zu weniger Humusbildung.
- Wenn unser Boden durch Straßen, Häuser und Pflaster verbaut wird, kommt es zur Bodenversiegelung. Dadurch geht zwangsläufig auch viel organische Bodensubstanz verloren, weil viele Bodenlebewesen unter dem Pflaster nicht leben können.
Was kannst du tun, um zu einem gesunden Boden beizutragen?
Weil der Boden aber die Grundlage für alles Leben ist und auch wir von ihm ernährt werden, ist es dringend notwendig, dass wir unsere Böden schützen und sie lebendig und fruchtbar erhalten. Dazu kannst auch du beitragen, indem du …
- auf geeignete Fruchtfolgen in deinem Gemüsegarten achtest,
- auf Kunstdünger und synthetische Pestizide verzichtest,
- alternativ biologische Dünger verwendest oder Dünger selber herstellst,
- die Bildung einer Humusschicht unterstützt, indem du deinen Boden mit Kompost anreicherst.
- Außerdem solltest du nach Möglichkeit konventionell angebaute Lebensmittel meiden, die in großen Monokulturen unter hohem Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide angebaut werden.
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Überarbeitet von Freya Petersen
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