Valentinstag und Muttertag sind Tage der Blumen. Doch die haben es in sich: unfaire Produktion, Pestizide, langer Transport. Umweltexpertin Silke Peters hat sich jahrelang damit beschäftigt und ein Buch dazu geschrieben. Sie findet, dass wir Blumen kaufen dürfen – aber uns mehr Gedanken über ihre Produktion machen sollten.
Silke Peters war jahrelang Geschäftsführerin des Flower-Label-Programms, einer Schnittstelle zwischen Blumenanbau und -handel, Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften. Ihre Tätigkeit führte sie auf Plantagen in Afrika, Europa und Lateinamerika. In ihrem Buch „Blühende Geschäfte: Der weltweite Handel mit der Blume“ wirft sie einen kritischen Blick auf den Handel mit Blumen – will uns die Freude an der bunten Pracht aber nicht verderben. Wir haben uns mit ihr unterhalten.
Utopia: Kann man guten Gewissens Blumen verschenken?
Silke Peters: Es ist mit Problemen verbunden. Bei der äquatornahen Produktion, vor allem in Kenia und zunehmend auch in Äthiopien, zahlt man äußerst geringe Löhne. Zugleich ist es risikoreiche Arbeit, wegen des massiven Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. Das und die Monokulturen sind zugleich Umweltprobleme. Hinzu kommt der Transport: Langstielige Rosen kommen zum Beispiel oft aus Lateinamerika. Schwarz und Weiß lassen sich hier nicht leicht trennen. Einige Studien belegen, dass zum Beispiel im Winter die Zucht von Blumen in Deutschland weniger nachhaltig wäre als die Produktion am Äquator samt Flug zu uns.
Also keine Blumen?
Ich will ja nicht vor Blumen warnen. Ich will vielmehr Verständnis wecken: Wie entstehen Blumen? Auf welche Weise produziert man sie? Wie gelangen sie zu uns? Durch wie viele Hände sind sie dabei gegangen? Und wie viel müssen sie eigentlich vernünftigerweise kosten? Ich halte es für wichtig, dass wir nicht bequem sind und diese Fragen beim Blumenkauf stellen.
Kaufen**: Du bekommst das Buch „Blühende Geschäfte“ am besten direkt beim Oekom Verlag, bei Buch7 oder buecher.de.
Der Valentinstag naht – was kann ich tun?
Sie können zum Beispiel den Floristen fragen: Wo kommt diese Blume her, ist sie gespritzt worden und so weiter. Damit signalisieren Sie, dass Sie das wirklich interessiert. Diese Message kommt an, weil die Floristen glauben, Kunden interessiere nur der Preis – und daher meinen, sie müssten mit Supermarktblumen preislich konkurrieren.
Gibt es Siegel, denen man vertrauen kann?
Viele arbeiten an der Verbesserung von Produktionsbedingungen. So gibt es Fairtrade-Blumen oder die Initiative Fair Flower Fair Plants (FFP). Blumen und Zierpflanzen gibt es auch mit Bioland-Siegel. In meinem Buch gehe ich genauer auf solche Siegel (und die Probleme damit) ein.
Also: Blumen einfach nicht von der Tanke und im Supermarkt kaufen?
Mir geht es ja vor allem darum, wieder zu einer Wertschätzung der Blumenprodukte zu gelangen. Da lautet die Antwort also eher nein. Das hat aber mehr mit Macht und Einkaufsstrukturen von Supermärkten zu tun. Discounter-Preise geben einfach nicht den realen Aufwand der Produktion wieder. Daher breche ich hier wirklich eine Lanze für den Fachhandel; nicht weil das alles gute Menschen sind, sondern weil Fachhändler bei ihrem Einkauf ganz anders differenzieren können als Supermärkte.
Gibt es eine Lösung für das Problem?
Jedenfalls keine einfache und schnelle. Generell sollte unser Handeln sich nicht nach dem Preis richten, sondern stets auch ein Signal aussenden: Wir, die Konsumenten, haben auch andere Werte; die sind uns wichtig, und wir wissen Qualität und Produktionsaufwand zu schätzen.
Ich bin außerdem der Überzeugung, dass es heute unsere Aufgabe als Konsumenten ist, auch die Hintergründe in den Produktionsketten zu verstehen. Also nicht einfach nur zu sagen: Ich achte jetzt auf dies, und jenes ist falsch oder richtig. Stattdessen müssen wir uns stärker damit beschäftigen, wie Produkte entstehen. Das gilt nicht nur für Blumen, sondern natürlich auch für Milch, Fleisch, Textilien und vieles mehr.
Kaufen**: Du bekommst das Buch „Blühende Geschäfte“ am besten direkt beim Oekom Verlag, bei Buch7 oder buecher.de.
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