Jeden Tag Elterntaxi: Das sind die Folgen für dein Kind und dich

Elterntaxis
Foto: Colourbox.de / #821

Elterntaxis scheinen auf den ersten Blick eine sichere und praktische Möglichkeit zu sein, das eigene Kind zur Schule zu bringen. Tatsächlich hat diese Gewohnheit jedoch für Kinder und Eltern viele negative Folgen. Welche das sind, erfährst du hier.

In Deutschland gelangt etwa jedes vierte Grundschulkind für den größten Teil der Woche per Elterntaxi zur Schule. Zu diesem Schluss kommt eine ADAC-Umfrage aus dem Jahr 2024. Eltern nennen dafür oft praktische Gründe: Zeitersparnis, Anschluss an Arbeitstermine, schlechtes Wetter. Doch die scheinbar praktischen und bequemen Elterntaxis können für andere Autos und besonders für Kinder, die zu Fuß, per Rad oder Roller zur Schule fahren, ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko werden.

Neben einer erhöhten Unfallgefahr führen Elterntaxis jedoch auch für die Kinder, die selbst im Auto sitzen, zu negativen psychologischen Effekten.

Sicherheitsrisiko: Verkehrschaos durch Elterntaxis

Viele Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, wollen nicht extra auf einem Parkplatz halten, sondern lassen ihre Kinder häufig direkt vor dem Schultor aussteigen. Die meisten Schulen bieten dafür jedoch nicht ausreichend Platz, sondern liegen an einer gewöhnlichen Straße. Als Folge halten viele Elterntaxis mitten auf der Straße, parken vorübergehend in der zweiten Reihe oder stehen auf dem Bürgersteig.

Der BR berichtet etwa, dass derartig unübersichtliche Verkehrssituationen, die durch Elterntaxis ausgelöst werden, in ganz Bayern ein Problem darstellen. Laut den Polizeipräsidien seien aufgrund der Sichtblockaden vor allem Kinder, die zu Fuß oder auf dem Fahrrad unterwegs sind, bedroht.

Weniger Wohlbefinden und Selbstständigkeit durch Elterntaxis

Eine Studie belegt, dass Kinder, die ohne Elterntaxis zur Schule kommen, zufriedener und selbstständiger sind.
Eine Studie belegt, dass Kinder, die ohne Elterntaxis zur Schule kommen, zufriedener und selbstständiger sind. (Foto: CC0 / Pixabay / Tho-Ge)

Dass Elterntaxis auch für die Kinder, die im Taxi sitzen, ein Problem darstellen, bestätigt eine schwedische Studie aus dem Jahr 2018. Die Untersuchung belegt, dass die Kinder, die ihren Schulweg eigenständig und ohne erwachsene Begleitung bewältigen, selbstständiger und zufriedener sind.

Das liegt vermutlich daran, dass sie jeden Tag mehrere Gelegenheiten bekommen, um eigenständig ihre Umgebung zu entdecken und auf dem Schulweg Kontakte zu Gleichaltrigen zu pflegen. Kinder, die nur passiv neben ihren Eltern im Auto sitzen, fehlt diese Lernmöglichkeit.

Schulweg: Einfluss auf Konzentration und Fitness

Die schwedische Studie kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass Schüler:innen, die eigenständig zur Schule kommen und sich dabei körperlich bewegt haben, beim Betreten der Schule aufmerksamer und wacher sind. Das führe auch zu besseren schulischen Leistungen.

Auch der ADAC erläutert, dass sich die Konzentrationsfähigkeit von Kindern verbessert, wenn sie den Schulweg gemeinsam mit anderen Kindern zurückgelegt haben. Dies habe zudem positive Auswirkungen auf die körperliche Fitness und das Sozialverhalten.

Bewegungsmangel durch Elterntaxis

Den ganzen Tag sitzen und dann auch noch mit dem Elterntaxi zur Schule: Jugendliche bekommen kaum Gelegenheit, sich zu bewegen.
Den ganzen Tag sitzen und dann auch noch mit dem Elterntaxi zur Schule: Jugendliche bekommen kaum Gelegenheit, sich zu bewegen. (Foto: CC0 / Pixabay / nhicnttcantho)

Elterntaxis können zudem Bewegungsmangel fördern. Laut der WHO sollten sich Kinder und Jugendlich täglich mindestens 60 Minuten mäßig bis intensiv bewegen. Weltweit erfüllen nicht einmal 20 Prozent aller elf- bis 17-Jährigen diese Vorgabe, so das Bundesministerium für Gesundheit. Ausreichend Bewegung sei jedoch essenziell für die körperliche und geistige Entwicklung und ein gesundes Herz-Kreislauf-System. Zudem zeigen Schüler:innen bessere schulische Leistungen, wenn sie sich täglich ausreichend bewegen.

Ermutigen Eltern ihre Kinder den täglichen Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen, helfen sie ihrem Kind also auch dabei das tägliche Bewegungsziel zu erreichen und können somit zahlreichen Erkrankungen vorbeugen.

Nicht zuletzt verzichten nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern selbst auf Bewegung, wenn sie jeden Tag mit dem Auto zur Schule und danach zur Arbeit fahren. Damit sinkt auch für die Eltern das Gesamtniveau der körperlichen Aktivität, was auf Dauer ebenfalls negative gesundheitliche Effekte haben kann.

Sicherer Schulweg: Das kannst du für dein Kind tun

Um zu garantieren, dass dein Kind zu Fuß oder auf dem Fahrrad den Schulweg möglichst sicher bestreiten kann, kannst du Folgendes tun:

  • Eine sichere Route finden: Die sicherste Route zur Schule ist nicht immer die schnellste. Achte stattdessen darauf, dass dein Kind durch möglichst viele Parks und ruhige Nebenstraßen fährt und stark befahrene Straßen meidet. Es ist sinnvoll, die Route so zu wählen, dass sie möglichst durch Parks oder ruhige Seitenstraßen führt.
  • Route gemeinsam abfahren: Vor dem ersten Schultag kannst du den Schulweg einmal gemeinsam mit deinem Kind abfahren oder ablaufen. Identifiziert gemeinsam potenziell gefährliche Stellen und wie man Gefahren vermeiden kann.
  • Fahrradhelm und verkehrssicheres Fahrrad: Achte darauf, dass dein Kind nur mit Fahrradhelm Fahrrad fährt und der Helm auch gut sitzt. Prüft zudem regelmäßig, ob das Fahrrad noch verkehrssicher ist.
  • Sichtbare Kleidung: Reflektierende Kleidung oder anderes reflektierendes Zubehör erhöht die Sichtbarkeit deines Kindes und schützt somit besonders in der dunklen Jahreszeit vor Gefahren im Verkehr.
  • Bicibus gründen: Mit anderen Schulkindern und Erwachsenen zusammen kannst du einen sogenannten Bicibus gründen. Das bedeutet, Kinder und Erwachsene fahren in einer Fahrradkolonne morgens gemeinsam zur Schule und zur Arbeit.
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