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Kann ich meinen Hund vegan ernähren?

Kann ich meinen Hund vegan ernähren?
Foto: Javier brosch / stock.adobe.com

Immer mehr Menschen ernähren sich vegan. Da liegt die Frage nahe: Kann ich auch meinen Hund komplett pflanzlich, also vegan, ernähren? Ein heikles Thema – und eine eindeutige Antwort.

Hunde fressen in der Regel Fleisch. Viel Fleisch. Und das ist bekanntlich schlecht fürs Klima und häufig mit Massentierhaltung verbunden. Ein Grund für viele Zweibeiner, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Wer einen Hund besitzt, steht vor dem Dilemma: Kann ich es vertreten, meinen Hund mit Fleisch zu ernähren, wenn ich selbst wegen der Massentierhaltung, der Klimakrise oder aus anderen Gründen auf Fleisch verzichte? Oder kann ich meinen Hund vegetarisch, ja vielleicht sogar vegan ernähren? Die Kurzantwort lautet:

Ja, eine vegetarische Fütterung von Hunden ist möglich (hier findest du Informationen zur vegetarischen Ernährung von Hunden). Und nein, eine vegane Ernährung ist keine gute Idee, da sind sich die meisten Tiermediziner:innen, Züchter:innen und Hundehalter:innen einig. So meint zum Beispiel Ellen Kienzle, Professorin für Tierernährung an der Ludwig-Maximilians-Universität München: „Kein Mensch weiß, wie sich die Verfügbarkeit der Nährstoffe durch die vegane Ernährung ändert – und wir wissen, dass sie sich ändert.“ Bisher habe es dazu nur wenige Studien gegeben. 

Eine Studie, die häufig zitiert wird, hat allerdings gezeigt: Hunde, die ausgewogen vegan ernährt werden, müssen seltener zum Tierarzt als Artgenossen, die Fleisch fressen. Allerdings bietet die Studie in vielen Punkten Anlass für Kritik: So wurde sie nicht unter Laborbedingungen durchgeführt (die Besitzer:innen dokumentierten lediglich die Fütterung), zudem war der Untersuchungszeitraum mit einem Jahr sehr kurz und mitfinanziert wurde die Studie von einer Organisation, die sich für tierfreie Ernährung einsetzt.

Wie gesund ist es, seinen Hund vegan zu ernähren?

Um es gleich vorwegzunehmen: Rein theoretisch ist eine vegane Ernährung von Hunden möglich. In der Praxis bedeutet das aber eins: viel Arbeit und viel Fachwissen! Die Tiermedizinerin Lucia Rettenbeck von Interquell Petfood meint: „Während eine vegane Ernährung der Katze keine Option ist, ist eine vegane Ernährung beim ausgewachsenen und gesunden Hund – bei entsprechender Supplementierung – möglich.“ Das bedeutet: Der Hund muss mit allen lebenswichtigen Aminosäuren sowie Mineralstoffen, essenziellen Fettsäuren etc. versorgt sein. „Die einzig verlässliche Möglichkeit, einem Mangel oder einer Überversorgung vorzubeugen, ist die Rationsberechnung“, erläutert Lucia Rettenbeck. Für solch eine Berechnung der notwendigen Zusatzstoffe ist ein auf Ernährung spezialisierter Fachtierarzt zwingend notwendig.

Wer kann bei der Futterzusammenstellung helfen?

Egal, ob mit oder ohne Fleisch oder sogar vegan: Wenn du die Nahrung für deinen Hund selbst zusammenstellen möchtest, ist eine professionelle Beratung durch einen Tierarzt zwingend notwendig. Die Bezeichnung „Ernährungsberater:in für Hunde“ ist nicht geschützt – und damit oft nicht seriös. Auf keinen Fall solltest du auf eigene Faust experimentieren.

„Eine Beratung sollte von einem Tierarzt, der sich auf die Fachrichtung ‚Tierernährung und Diätetik‘ spezialisiert hat, durchgeführt werden. Auch die Institute für Tierernährung der tiermedizinischen Fakultäten (zum Beispiel an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)) bieten solche Rationsberechnungen an“, so Lucia Rettenbeck.

Eine Blutuntersuchung vorab ist sinnvoll, um zu sehen, ob der Hund organisch gesund ist – und ob eine vegane Ernährung überhaupt infrage kommt. „Eine Blutuntersuchung zur Überprüfung der Nährstoffversorgung funktioniert allerdings nicht“, erklärt Ellen Kienle, Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik der LMU. Mehr über die Grenzen solcher Blutuntersuchungen findest du hier.

Warum ist es sinnvoll, über alternative Futtermittel nachzudenken?

Über alternative Futterprodukte nachzudenken, ist angesichts des Klimawandels wichtig. Denn auch wenn es Herrchen oder Frauchen nicht so gerne hören oder lesen: Unsere Haustiere hinterlassen einen gar nicht mal so kleinen CO₂-Pfotenabdruck:

  • Ein 15 kg schwerer Hund ist im Laufe seines Lebens für 8,2 Tonnen CO₂ verantwortlich – vom Hundefutter bis zu den vielen Hundehäufchen. Das entspricht 13 Hin- und Rückflügen von Berlin nach Barcelona.
  • Das Hundefutter macht mit etwa 90 Prozent einen Großteil der Belastung aus. Diese Zahlen stammen aus einer aktuellen Studie zur Ökobilanz von Haustieren. 

Mehr über den CO₂-Pfotenabdruck deines Hundes und die Studie erfährst du hier:

Da eine vegane Hundeernährung nur schwer umzusetzen ist und Risiken birgt, lohnt es sich, über eine vegetarische Hundeernährung nachzudenken. Die ist deutlicher einfacher umsetzbar. Schon ein Veggie Day in der Woche verbessert die Klimabilanz.

Utopia.de meint: Noch ist die vegane Ernährung für Hunde ein Nischenthema. Da das Interesse von Hundehalter:innen steigt, ist die Wissenschaft gefragt, mit Langzeitstudien für mehr Sicherheit zu sorgen. Bis dahin gilt: Jede Mahlzeit, die nicht auf Fleisch basiert, ist ein Plus für die Umwelt. Auch bei Tierfutter ist es sinnvoll, auf Bio-Produkte zu achten. Und für Hunde-Kekse gibt es diverse fleischlose Rezepte, die bei den Vierbeinern gut ankommen.

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