Rund um Solarkraft kursieren noch immer viele Gerüchte und Halbwahrheiten. Wer eine Anlage plant oder betreibt, sollte sich davon nicht irritieren lassen. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen klärt über einige verbreitete Mythen auf.
Mit dem Balkonkraftwerk die Stromrechnung verringern oder mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach noch mehr günstigen Strom selbst erzeugen: Das Interesse an PV-Strom ist in Deutschland groß. Wichtig ist aber immer, vor der Installation für sich zu klären, wie die Technik konkret genutzt werden soll und welche Vorteile man sich von ihr erhofft. “So können Enttäuschungen vermieden und der Sonnenstrom wirklich effizient genutzt werden”, sagt Thomas Zwingmann, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale NRW.
Unter Verbraucher:innen gibt es allerdings noch immer gängige Fehlannahmen zum PV-Strom. Die Verbraucherzentrale NRW räumt mit vier von ihnen auf:
Mythos 1: Mit PV-Anlage und Speicher bin ich autark
Falsch. Selbst mit Batteriespeicher kann eine PV-Anlage nur einen gewissen Anteil der jährlichen Haushaltsstromversorgung übernehmen. Der sogenannte Autarkiegrad kann je nach Einzelfall zwischen 25 und 90 Prozent betragen. Der übrige Stromanteil muss aber immer aus dem Netz zugekauft werden.
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Gerade in den Wintermonaten, wenn PV-Anlagen weniger Strom produzieren, reicht der PV-Strom nicht aus, um den ganzen Haushalt zu versorgen. Für eine 100-prozentige Autarkie wäre den Verbraucherschützer:innen zufolge ein zusätzlicher Saisonspeicher – etwa mit Wasserstoff – nötig, der technisch aufwendig und wirtschaftlich kaum sinnvoll ist.
Mythos 2: Photovoltaik lohnt sich nur mit Batteriespeicher
Auch das stimmt nicht. Eine PV-Anlage kann sich auch ohne Speicher schon finanziell lohnen. Ob sich zusätzlich der Speicher bezahlt macht, hängt unter anderem vom eigenen Strombedarf und den Stromkosten ab. Kann auch ohne Speicher schon ein großer Anteil des PV-Stroms selbst verbraucht werden, braucht es den Batteriespeicher nicht zwingend. Dieser rentiert sich dann aufgrund seiner hohen Anschaffungskosten kaum.
Mythos 3: Ein Süddach ist immer am besten
Wenn es darum geht, möglichst viel Strom mit der PV-Anlage zu erzeugen, ist die Ausrichtung nach Süden optimal. Eine PV-Anlage auf einem Ost-West-Dach kann nur etwa 80 Prozent des vergleichbaren Solarertrags erwirtschaften.
Dafür bekommt diese Anlage aber bereits früher am Morgen und länger am Abend Sonne auf die Solarzellen. Damit kann besonders in diesen Zeiten, in denen häufiger Personen zu Hause sind, viel Strom selbst verbraucht werden. Auch das kann die Stromrechnung entscheidend kürzen.
Utopia-Tipp: Eine Energieberatung kann helfen, eine Photovoltaik-Anlage möglichst effizient und auf den eigenen Bedarf abgestimmt zu planen, auch in Kombination mit Speicher oder Wärmepumpe. Qualifiziert für die staatlichen Förderprogramme sind nur Energieberater:innen auf der offiziellen Liste für Energieeffizienz-Experten.
Um die Suche nach einem passenden Angebot abzukürzen, kannst du deine Adresse und Telefonnummer bei Portalen wie Aroundhome oder Enter hinterlassen. Die Plattformen vermitteln dir dann unverbindliche Angebote für zertifizierte Energieberater:innen.
Mythos 4: Ein Balkonkraftwerk reicht für Kaffeemaschine & Co.
Falsch. Steckersolargeräte bieten zwar eine gute Möglichkeit, um ohne größeren Aufwand eigenen Strom zu produzieren. Allerdings ist deren Nennleistung mit maximal 800 Watt eher niedrig. Sie eignen sich daher eher dafür, Teile der Grundlast im Haushalt abzudecken, also Kühlschrank, Router oder Radiowecker in der Wohnung zu versorgen.
Eine Kaffeemaschine braucht im Betrieb hingegen häufig höhere Leistungen im Bereich von 2000 Watt, um das Wasser aufzuheizen. Dafür reicht der Strom aus dem Balkonkraftwerk längst nicht aus, es muss aus dem Netz zugespeist werden.
Utopia-Tipp: Balkonkraftwerke können sich trotzdem für viele Haushalte lohnen. Sie können die Stromkosten reduzieren und amortisieren sich meist schon nach wenigen Jahren. Hier findest du die Balkonkraftwerk-Testsieger der Stiftung Warentest.
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