Die Verbraucherorganisation foodwatch hat 143 Frühstücksflocken unter die Lupe genommen, die in Aufmachung und Werbung gezielt Kinder ansprechen. Ergebnis: Die konventionellen „Müslis“ sind fast ausnahmslos überzuckert, nur wenige Bio-Alternativen erfüllen die Ansprüche an ein kindgerechtes Frühstück.
„Frühstücksflocken für Kinder sind in der Regel schlicht Süßigkeiten mit Müsli-Anstrich“, so resümiert Oliver Huizinga von foodwatch den Marktcheck der Verbraucherorganisation. „Aus einem eigentlich ausgewogenen Produkt – Getreideflocken – hat die Industrie ein billiges Gemisch aus Mehlpampe und Zucker gemacht, mit dem Kinder schon am Frühstückstisch auf den süßen Geschmack geprägt werden.“ Die sogenannten „Cerealien“ für Kinder sind häufig sogar zuckriger als Kuchen oder Schokokekse.
Zucker zum Frühstück: ein gutes Geschäft auf Kosten kranker Kinder
Laut dem Ergebnis des foodwatch Marktchecks (.pdf) stecken in jeder zweiten Packung Kindermüsli mindestens 30 Prozent Zucker. 4 von 5 Produkten haben einen Zuckergehalt von mehr als 20 Prozent. Die beliebten Smacks von Kellogg’s zum Beispiel enthalten 43 Gramm Zucker (pro 100 Gramm). Lebensmittel-Multi Nestlé hat kein einziges Produkt für Kinder mit unter 30 Gramm Zucker im Flocken-Sortiment.
Für die Industrie sind die Flocken mit der billigen Zutat Zucker ein einträgliches Geschäft – für die Gesundheit der Kinder jedoch fatal. In Deutschland gelten bereits 15 Prozent der Kinder als zu dick, 6 Prozent sogar als fettleibig (adipös). foodwatch fordert deshalb klare gesetzliche Mindestanforderungen für Kinder-Frühstücksflocken: Nur noch solche Produkte, die maximal 10 Prozent Zucker enthalten, sollten an Kinder vermarktet werden.
Spielzeug für die Kleinen, Vitamine für die Großen
„Eine Zuckergrenze muss gesetzlich festgelegt werden – denn von sich aus werden die Hersteller nicht aufhören, Kinder mit Zuckerbomben zu ködern“, so Oliver Huizinga. „Im Gegenteil: Nestlé-Chef Gerhard Berssenbrügge zum Beispiel behauptet auch noch dreist, die Frühstücksflocken seien „keine Süßigkeiten, sondern ein vollwertiger Start in den Tag“. Neben der ‚Droge Zucker‘ setzen die Hersteller auf Comicfiguren, Gewinnspiele und Spielzeugbeigaben, um die Kinder zu locken – und auf zugesetzte Vitamine und Vollkorngetreide, um den Eltern ein gutes Gefühl zu geben.
Was Kellogg’s vormacht, machen Lidl und Aldi nach
Auch die großen Supermarkt-Ketten bieten mit ihren Eigenmarken wahre Zuckerbomben an. Norma, Aldi, Lidl, Edeka und Co. liegen auf den vordersten Plätzen im ‚Zucker-Ranking‘ – imitieren mit ihren Flocken jedoch die Produkte der Markenhersteller wie Kellogg’s und Nestlé. „Die großen Marken setzen den Standard und der Handel zieht nach“, erklärt Oliver Huizinga. „Was Kellogg’s mit den Smacks vormacht, macht Aldi mit den Honey Balls nach – und legt noch eine Schippe Zucker oben drauf.“
Auch nur wenig zuckerarme Bio-Frühstücks-Flocken
Auch im Bio-Bereich haben fast 60 Prozent der Flocken einen Zuckergehalt von mehr als 20 Prozent. Der Hersteller dennree beispielsweise gibt die Menge an Zucker nicht einmal auf der Packung an. Gleichzeitig zeigen aber einige wenige Bio-Produzenten: Es ist möglich, ausgewogene Frühstücksflocken für Kinder mit weniger als 10 Prozent Zucker anzubieten.
Frühstück-Empfehlung: Bio-Kindermüslis mit weniger als 10 Prozent Zucker
Wenn Sie Ihrem Kind oder – oder sich selbst – ein gesundes Frühstück bereiten und trotzdem nicht auf den Flair der bunten Kindermüslis verzichten wollen, empfehlen wir Ihnen die Bio-Varianten mit weniger als 10 Prozent Zucker. Das enthaltene Getreide stammt aus biologischem Anbau, in dem der Einsatz von Pestiziden eingeschränkt ist. Zudem sind in Bio-Kindermüslis viel weniger Zusatzstoffe erlaubt, vor allem jene, die unter dem Verdacht stehen, gesundheitsgefährdend zu wirken.
Jetzt informieren: 6 Bio-Kindermüslis mit weniger als 10 Prozent Zucker (Bilderstrecke)
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