Lippenpflege bei Öko-Test: Nur ein einziges Produkt ist „sehr gut“

Lippenpflege-Test: Teils mit Mineralöl
Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Ron Lach

Die Lippen zum Glänzen bringen und sie gleichzeitig pflegen – Lippenpflegestifte mit Schimmer sind dank dieser Kombination beliebt. Doch der aktuelle Öko-Test zeigt: Viele Produkte enthalten zahlreiche Schadstoffe. Insgesamt kann nur eine Marke wirklich überzeugen.

Öko-Test hat in einer aktuellen Untersuchung 18 Lippenpflegestifte mit Glow genau unter die Lupe genommen. Die Produkte stammen aus Drogerien, Parfümerien, Supermärkten und Online-Shops. Bei acht Lippenbalsamen handelt es sich um zertifizierte Naturkosmetik. Im Labor wurden alle Produkte auf Inhaltsstoffe wie Titandioxid, Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH), Paraffine, Talkum und Azofarbstoffe untersucht. Zudem sah sich Öko-Test genauer an, wie umweltfreundlich die Verpackungen der Produkte sind und mit welchen Versprechungen Hersteller:innen ihre Lippenpflegestifte vermarkten.

Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur ein einziger Lippenpflegestift bekommt die Bestnote „sehr gut“, die Note „gut“ ist gar nicht vertreten und fünf Produkte fallen mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ durch.

Lippenpflegestifte mit Glow: Nur ein Testsieger

Lippenbalsam von Rossmann bei Öko-Test
Der Alterra-Lippenbalsam von Rossmann ist Testsieger. (Foto: Öko-Test)

Einziger Testsieger ist der „Alterra Lippenbalsam Bio-Kakao“ von Rossmann. Der Stift kommt ohne problematische Substanzen aus, verzichtet auf Titandioxid und andere bedenkliche Farbpigmente. Zudem besteht seine Verpackung zu über 30 Prozent aus Recyclingkunststoff. Ein solides Naturkosmetik-Produkt, das zeigt: Pflege und Nachhaltigkeit gehen auch günstig – der Stift kostet nur 2,99 Euro.

Öko-Test findet Formaldehyd und Mineralöl in Lippenbalsam

In zwei Produkten wies das Labor Formaldehyd oder Formaldehydabspalter nach. Schon geringe Mengen dieses Schadstoffes können Schleimhäute reizen und Allergien auslösen. Besonders kritisch: Zwei Lippenpflegestifte enthielten zudem sogenannte aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH), darunter der „Artdeco Color Booster Lip Balm, Boosting Pink“. Unter diesen MOAH-Verbindungen gibt es einige Substanzen, die als krebserregend gelten. Die Mineralölrückstände stammen wahrscheinlich aus den verwendeten Paraffinen, also mineralölbasierten Fetten und Wachsen.

Doch der schimmernde Lippenpflegestift von Artdeco fällt nicht nur aufgrund des enthaltenen Mineralöls negativ auf: Das Produkt enthält auch Talkum, das von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) inzwischen als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft wird. Hinzu kommt ein Farbstoff, der Hautirritationen auslösen kann. Aufgrund der zahlreichen schädlichen Substanzen erhält der Lippenpflegestift die Bewertung „ungenügend“ und ist damit einer von drei Testverlierern – und das, während er mit einem Preis von 12,95 Euro zu den teureren Produkten im Test zählt.

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Labello und Bebe: Titandioxid und umweltschädliche Verpackung

Auch Produkte der bekannten Marken Labello und Bebe waren Teil der Öko-Test-Untersuchung. Der größte Kritikpunkt beim „Labello Pearly Shine Lippenpflegestift“ und beim „Bebe Perlglanz Lippenpflege“ ist das enthaltene Titandioxid. Dieses ist seit 2022 als Lebensmittelzusatz verboten, weil es möglicherweise das Erbgut schädigt. Eine solche erbgutschädigende Wirkung ist auch bei Kosmetika für die Lippen denkbar. Schließlich gelangen kleine Mengen des Lippenbalsams über den Speichel leicht in den Mund und werden somit verschluckt. Besonders besorgniserregend: Titandioxid ist bis auf den Testsieger in allen getesteten Lippenpflegestiften enthalten.

Die weiteren Kritikpunkte bei Labello und Bebe beziehen sich größtenteils auf die Verpackung: So stammt die Verpackung des Labello-Produkts nicht aus recycelten Stoffen, bei Bebe äußert sich der Hersteller nicht zur Herkunft der Verpackung. Insgesamt erreicht der Lippenpflegestift von Labello somit die Bewertung „befriedigend„, bei Bebe reicht es nur für „ausreichend„.

Alle Details sowie die Testergebnisse kannst du in der Öko-Test-Ausgabe 11/25 sowie online auf ökotest.de nachlesen.

Schadstoffe im Lippenbalsam: Schon in früheren Tests ein Thema

Ein Blick auf frühere Tests zeigt, dass problematische Inhaltsstoffe in Lippenpflege ein altbekanntes Thema sind. Schon 2021 und 2022 fand Öko-Test in zahlreichen Produkten Mineralölrückstände und hormonell wirksame Substanzen, wie den UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat und der Stoff Butylhydroxytoluol. Auch Mikroplastik-ähnliche Stoffe in Form synthetischer Polymere tauchten in mehreren Pflegestiften auf.

Während die meisten konventionellen Marken wie Labello, Bebe oder Blistex durch solche Stoffe abgewertet wurden, überzeugten zertifizierte Naturkosmetikprodukte deutlich häufiger: Mehr als die Hälfte der Lippenpflegestifte erhielt im Test von 2021 eine „sehr gute“ Gesamtnote. Produkte von Alterra, Lavera oder Sante kamen ohne Mineralöl und künstliche Zusätze aus – und zeigen, dass Lippenpflege auch ohne bedenkliche Chemie funktioniert. Ähnlich sahen die Ergebnisse aus, als Öko-Test 2022 Lippenpflege mit UV-Schutz untersuchte.

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