Die Rotalge Lithothamnium Calcareum kommt vor allem zum Einsatz, um Pflanzendrinks mit Kalzium anzureichern. Wie das genau funktioniert und warum das Verfahren mit der Kalzium-Alge immer wieder in der Kritik steht, erfährst du hier.
Kuhmilch und Milchprodukte gelten als Hauptquellen für den Mineralstoff Kalzium. In veganen Pflanzendrinks ist der Mineralstoff hingegen nur in sehr geringen Mengen enthalten. Deshalb setzen viele Unternehmen den pflanzlichen Drinks Kalzium zu. Dafür nutzen sie die Rotalge Lithothamnium Calcareum.
Lithothamnium Calcareum: Pflanzlicher Kalziumlieferant
Lithothamnium Calcareum ist eine Kalkrotalge, die natürlicherweise viel Kalzium enthält. Stirbt sie ab, sinkt sie auf den Meeresboden und bildet dort besonders kalziumreiche Schichten aus. Diese Schichten der abgestorbenen Algenreste nutzt die Lebensmittelindustrie schon seit längerer Zeit – etwa auch für Nahrungsergänzungsmittel.
Um die Kalzium-Alge in Pflanzendrinks zu verwenden, werden die abgestorbenen Algenreste zu einem Pulver vermahlen. Dieses Pulver mengen Hersteller den Pflanzendrinks bei. Dadurch enthalten die Drinks häufig etwa genauso viel Kalzium wie Kuhmilch.
Dass in Pflanzendrinks zusätzliches Kalzium enthalten ist, empfindet Markus Keller, Mitgründer des Forschungsinstituts für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) als „sehr sinnvoll“, wie er gegenüber Öko-Test erklärt. So wird der Kalzium-Zusatz vom IFPE ausdrücklich empfohlen.
So gehört Kalzium in Deutschland zu den kritischen Nährstoffen, da viele Personen die täglich empfohlene Dosis von 1000 Milligramm nicht erreichen. Milch und Milchprodukte sind hierzulande dabei die Lebensmittel, die den höchsten Kalziumgehalt aufweisen. Bei einer veganen Ernährung solltest du deshalb besonders darauf achten, ausreichende Mengen des Mineralstoffs zu dir zu nehmen. Pflanzendrinks mit zugesetztem Kalzium können dir dies deutlich erleichtern.
Lithothamnium Calcareum in Bio-Produkten: Die Kontroverse
Die Verwendung von Lithothamnium Calcareum in Bio-Pflanzendrinks entfachte in den letzten Jahren einen großen juristischen Streit. Das führte auch dazu, dass es zwischenzeitlich keine Bio-Pflanzendrinks mit Kalziumzusatz mehr zu kaufen gab. Der Grund: Der Europäische Gerichtshof hatte ein Urteil gegen das Bio-Unternehmen Natumi gesprochen, das die Kalzium-Alge in einer Sojamilch verwendete.
Der EuGH entschied dabei in seinem Urteil von 2021, dass die Verwendung der Rotalge nicht zulässig ist, wenn diese selbst nicht aus biologischer Herkunft stammt. Dass daraufhin grundsätzlich alle Bio-Pflanzendrinks mit Kalziumzusatz aus den Regalen verschwanden, lag daran, dass Lithothamnium Calcareum zum damaligen Zeitpunkt noch nicht aus ökologischer Herkunft verfügbar war. Einen anderen Weg, die Milchalternativen mit Kalzium anzureichern, gibt es zudem bislang nicht.
Einige Monate später gab es die Rotalge jedoch auch in Bio-Qualität, sodass Hersteller:innen begannen, wieder mehr und mehr Pflanzendrinks mit Kalziumzusatz ins Sortiment aufzunehmen. Die Kalzium-Alge stammt dabei in der Regel aus biozertifizierter Wildsammlung, so Öko-Test.
Das bedeutet, dass die Gewässer, aus denen die Algen stammen, grundsätzlich in einem guten ökologischen Zustand sein müssen. Schließlich erfüllen die kalziumhaltigen Schichten auch eine wichtige Rolle in maritimen Ökosystemen. Zum Sammeln dürfen nur schonende und umweltfreundliche Praktiken angewendet werden. Natumi sammelt die Kalzium-Alge etwa in überwachten, flachen Küstengewässern in Island, erklärt Öko-Test.
Kalziumalge: Auch als Pulver oder Kapsel
Lithothamnium Calcareum findest du nicht nur in Pflanzendrinks. Du kannst die Alge auch pur als Pulver, Kapsel oder anderes Kalzium-Präparat kaufen. Beim Kauf solltest du möglich auf Bio-Qualität achten, um sicherzugehen, dass die Alge gemäß hohen ökologischen Standards gesammelt wurde.
Das Pulver ist dabei eine gute Möglichkeit, um Pflanzendrinks selbstständig Kalzium zuzusetzen. Das ist zum Beispiel bei selbstgemachter Hafermilch sinnvoll. Achte dabei stets darauf, nicht zu viel Pulver zu verwenden und richte dich nach den Empfehlungen des Herstellers.
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