Muskulöse Männer, schlanke Frauen – dieses in den Medien weit verbreitete Schönheitsideal kann Schaden anrichten. Auch Frauen sind auf Proteine und Muskeln angewiesen. Dafür gibt es zahlreiche Gründe.
„Es gibt dieses Narrativ, das sich ums Reduzieren dreht: weniger Körperfett, weniger essen, weniger sein. Aber das ist nicht unbedingt das, was am besten für unsere Gesundheit ist. Wir sollten deshalb auch bei Frauen mehr über Muskeln reden“, sagte Sportphysiologin Katie Hirsch jüngst im Gespräch mit dem Spiegel. Es sei positiver und gesünder, die Konversation auf Wachstum und Aufbau zu lenken, statt immer über Fett und Abbau zu sprechen.
Muskeln sind für jeden Körper unverzichtbar
„Protein (Eiweiß) versorgt den Körper mit Aminosäuren und Stickstoff für die Bildung unter anderem von Zellen, Gewebe, Enzymen, Hormonen und Antikörpern und liefert Energie“, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf ihrer Internetseite. Proteine sind also für Muskeln, Haut, Haar und im Allgemeinen für jeden Körper unverzichtbar – und somit auch der Aufbau von Muskeln.
Denn: Muskeln bestehen aus Proteinen. Bei einer hohen Proteinzufuhr können beschädigte Proteine im Körper durch neue ersetzt werden, erklärt Sportphysiologin Hirsch im Gespräch mit dem Spiegel. Dadurch werde die Qualität des Muskels verbessert, der Körper werde gesünder. „Und was den Muskeln hilft, hilft auch den Knochen und der Gesundheit im Allgemeinen.“ Das Narrativ, dass Frauen abnehmen und Männer Muskeln aufbauen sollten, begünstigt also die Gesundheit von Männern – und schadet der von Frauen.
Muskeltraining ist nachhaltiger als Abnehmen, sagt Ingo Froböse
Ingo Froböse ist Professor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln und Leiter eines Instituts für Bewegungstherapie. Er betonte im Gespräch mit dem Süddeutsche Zeitung Magazin: Langfristiges Muskeltraining reduziere das sogenannte viszerale Fett, das die Organe im Bauchraum umgebe – laut Froböse das ungesündeste Fett. Auch die Ausschüttung der entzündlichen Botenstoffe werde verringert, unabhängig von der Gewichtsreduktion. „Muskeltraining ist daher die bessere und nachhaltigere Strategie, um die Gesundheit dauerhaft zu fördern.“
Sportmedizinerin Prof. Christine Graf, die Leiterin der Bewegungs- und Gesundheitsförderung der Deutschen Sporthochschule Köln, erklärte im Gespräch mit der Krankenkasse AOK außerdem: „Muskeln schütten hormonähnliche Heil-Botenstoffe aus, wenn sie arbeiten, sich zusammenziehen. Dieser Prozess ist es, der nicht nur das Immunsystem stärkt und schädliches Fettgewebe abbaut. Er wirkt sich auch positiv auf das Herz-Kreislauf-System und das Gehirn aus.“
Angst vor vermeintlich „unweiblichem“ Aussehen
Dennoch scheuen sich viele Frauen davor, ihre Muskeln zu trainieren und damit die vermeintlich typisch weibliche Form ihres Körpers zu verändern. Das Schönheitsideal von muskulösen Männern und schlanken Frauen scheint sich jedoch langsam zu verändern, wie Sportwissenschaftler Tilo Petersdorf vom Fitnessstudio MTMT in München gegenüber der Tagesschau sagte: „Mittlerweile ist so, dass man als Frau durchaus auch ein bisschen mehr haben darf, also mehr Muskulatur. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Waage deswegen als wichtigstes Messinstrument der Schönheit ausgedient hat. Das ist ein bisschen schade, denn Muskeln wiegen halt einfach ein bisschen mehr.“
Laut Ingo Froböse gibt es allerdings durchaus Wege die Muskulatur zu trainieren, ohne sich dabei optisch zu stark zu verändern. Trainiere man nicht mit dem Ziel, Masse aufzubauen, werde das Volumen auch kaum zulegen, betonte der Experte im Gespräch mit dem Magazin der Süddeutschen Zeitung.
Verwendete Quellen: DGE, Spiegel, Süddeutsche Zeitung Magazin, AOK, Tagesschau
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