Die Anzahl an Labels für nachhaltigen Schmuck ist in den vergangenen Jahren scheinbar explodiert. Doch benutzen manche den Begriff zu leichtfertig. Hier erfährst du, was Nachhaltigkeit bei Schmuck bedeutet und worauf du achten musst. Außerdem findest du hier einige empfehlenswerte Produkte.
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Hier gelangst du direkt zu den Kriterien für nachhaltigen Schmuck, hier zu den Produktinspirationen.
Warum es wichtig ist, auf nachhaltigen Schmuck zu achten
Die Förderung der Materialien, aus denen unser Schmuck besteht, kann große Schäden für Mensch und Umwelt verursachen. Das zeigt sich beispielsweise bei Gold.
Das meiste Gold für die Schmuckproduktion stammt aus großen Minen, etwa in China, den USA oder Australien. Der Abbau benötigt viel Energie. Um das Gold zu gewinnen, kommen oft hoch toxische und umweltschädliche Chemikalien wie Cyanide (Salz der Blausäure) und Quecksilber zum Einsatz.
Etwa 20 Prozent des weltweiten Goldes wird im handwerklichen Kleinstbergbau gefördert, schreibt das kanadische International Institute for Sustainable Development. Hier soll durchschnittlich die zehnfache Menge an Quecksilber freigesetzt werden. Außerdem herrschen niedrige Arbeitsschutz-Standards, Arbeiter:innen sind Schadstoffen teils schutzlos ausgesetzt. Auch Kinderarbeit gilt als verbreitet. In Ländern wie Brasilien wird für die Goldförderung Regenwald abgeholzt.
Silber wird häufig als Nebenprodukt bei der Förderung von anderen Metallen gewonnen, kann aber auch aus ähnlich problematischen Silberminen stammen. Auch aus Messing wird gerne Schmuck gefertigt: Das Material hat einen geringeren materiellen Wert und wird aus Kupfer und Zink hergestellt. Aber auch für Kupfer wird Regenwald abgeholzt, kritisiert die Tropenwaldstiftung Oro Verde. Deutschland gehört weltweit zu den Hauptimportländern von mineralischen Rohstoffen wie Kupfer und Zink.
Doch nicht nachhaltig? Recyclinggold in der Kritik
Viele Hersteller bezeichnen ihren Schmuck als nachhaltig, weil sie recyceltes Gold und Silber verwenden. Das leuchtet zunächst ein: Werden bereits vorhandene Edelmetalle neu zu Schmuck aufbereitet, müssen keine neuen aus Goldminen gefördert werden. Auch Emissionen werden so eingespart: Laut Angaben des Pforzheimer Edelmetall-Kolloquiums entstehen beim Abbau von einem Kilo Gold aus Minen circa 10-20 Tonnen CO2, beim Recycling aus hochwertigem Schrott „nur“ 53 Kilogramm. Auch aus Elektroschrott kann das Edelmetall recycelt werden, dabei entstehen circa eine Tonne CO2 pro Kilo Gold.
Allerdings sind recyceltes Gold und Silber nichts Neues: In Schmuck verwertete Edelmetalle werden schon seit langem regelmäßig wiederverwertet. In Deutschland beziehen Schmuckhersteller ihr Grundmaterial in der Regel von deutschen Scheideanstalten, die unter anderem alten Schmuck, Zahngold oder Restbestände der Industrie wieder aufarbeiten. „98 Prozent des in Deutschland produzierten Goldes stammen aus dem Recycling. Und von dem Recyclingmaterial stammen über 50 Prozent aus Deutschland selbst“, erklärt York Tetzlaff von der Fachvereinigung Edelmetalle gegenüber Welt. „Nur ein kleiner Teil des in Deutschland raffinierten Goldes, etwa zwei Prozent, stammt aus Minen.“
Global gesehen wird allerdings nur ein Drittel des gesamten Goldbedarfs durch Altgold gedeckt, bei Silber nur 8 Prozent, schreibt das Recherchemagazin Flip. Wenn Schmuckhersteller in Deutschland Recyclinggold nutzen, führt dies deshalb nicht automatisch dazu, dass in Afrika oder Asien weniger Gold aus Minen gefördert wird. Anders ist das bei der Wiedergewinnung von Gold aus alter Elektronik – diese ist noch nicht stark etabliert und stellt eine zusätzliche mögliche Quelle für Recyclinggold dar. Und nicht alle Schmuckhersteller beziehen ihr Gold aus deutschen Scheideanstalten.
Flip kritisiert zum Beispiel das Schmucklabel Bruna, welches seinen Kund:innen „100% zertifiziert recyceltes Gold und Silber” versprach und die Edelmetalle aus Fabriken in Belgien und Thailand bezog. Durch Nachfragen fand das Recherchemagazin heraus, dass der Lieferant sehr wohl neues Silber verwendet, welches als Nebenprodukt anfällt. Ob dieses in dem vermeintlich nachhaltigen Schmuck von Bruna verwendet wurde, ist unklar, weil die Herkunft anhand der vorliegenden Dokumente gar nicht genau nachverfolgt werden konnte. Eine richtige Zertifizierung für Recyclingquoten oder -prozesse gibt es in der Schmuckbranche bislang nicht. Bruna trug ein Zertifikat des Industriegremiums Responsible Jewellery Council (RJC), welches jedoch unter anderem wegen intransparenten Zertifizierungsprozessen in der Kritik steht.
Neben Flip kritisieren auch andere Stellen, dass sich bei Recyclinggold die Herkunft oft nicht zuverlässig bestimmen lässt. Schlimmstenfalls kann das Gold beispielsweise aus Kinderarbeit stammen oder Raubgold enthalten.
Worauf solltest du beim Kauf von nachhaltigem Schmuck achten?
Am nachhaltigsten ist es, deinen bestehenden Schmuck möglichst lange zu tragen oder sich vielleicht etwas Schmuck von Freund:innen zu leihen. Alternativ kannst du Schmuck auch gebraucht kaufen. Solltest du dich doch für ein neues Stück interessieren: Wähle möglichst Modelle, die du lange tragen kannst und versuche, auf kurzlebigen „Modeschmuck“ zu verzichten.
Nachhaltiger Schmuck aus Gold
- Fairtrade-Gold: Schmuck aus neu gewonnenem Gold wird nie komplett nachhaltig sein. Doch Zertifikate wie Fairtrade-Gold garantieren immerhin, dass die Ausgangsmaterialien zu einem bestimmten Mindestpreis plus Prämie gehandelt werden. Außerdem sollen strengere Kriterien zu Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz vor Ort gelten und Kinderarbeit ist verboten. Allerdings können bisher nur wenige Minen die strengen Auflagen erfüllen, eine entsprechende Umrüstung ist teuer. Spätere Verarbeitungsschritte vom Gold zum Schmuckstück sind außerdem nicht Teil der Zertifizierung. Daher solltest du beim Kauf zusätzlich darauf achten, wo und wie der Schmuck hergestellt wurde. Hier findest du eine Liste mit Juwelieren, die Schmuck aus Fairtrade-zertifiziertem Gold führen.
- Gold aus recyceltem Elektromüll: Alte Geräte stellen eine wichtige und zukunftsweisende Quelle für Edelmetalle dar. Allerdings sind die Recycling-Prozesse in diesem Bereich noch nicht stark etabliert, weshalb nur einige wenige Hersteller mit dieser Edelmetallquelle arbeiten.
- Goldschmuck umarbeiten lassen: Man kann bereits bestehenden Schmuck aus Silber oder Gold bei vielen Juwelieren umarbeiten lassen. So kann beispielsweise aus einem verstaubten Erbstück etwas Neues entstehen, das du wieder gerne trägst.
Vorsicht vor irreführender Werbung: Die Verwendung von recyceltem Gold aus Altgold ist in der Schmuckindustrie weit verbreitet. Leider bewerben viele Schmuck-Labels Produkte aus recycelten Edelmetallen dennoch als besonders nachhaltig. Immerhin: Der CO2-Fußabdruck ist in der Regel geringer als bei Neugold und du förderst zumindest auch nicht direkt und aktiv die Ausbeutung in den Minen. Wenn du ein Produkt aus recyceltem Gold kaufen möchtest, sollte es ausschließlich aus Gold der deutschen Scheideanstalten bestehen. So kannst du relativ sicher sein, dass beim Recycling wirklich nur Altgold verwendet wurde.
Alternativen zu Goldschmuck
- Alternativen zu Metallschmuck: Schmuck muss nicht immer aus Metall sein. Auch aus nachwachsenden Materialien wie Holz oder Papier fertigen einige Labels schöne Stücke. Andere nutzen Glas oder Emaille.
- Messing, Zink, Kupfer oder Edelstahl aus Recycling: Einige Hersteller setzen alternative Metalle und Legierungen für ihre Schmuckstücke ein. Die Gewinnung dieser Materialien wird in vielen Fällen weniger mit Ausbeutung und Umweltzerstörung in Verbindung gebracht als etwa bei Gold. Allerdings können auch diese aus zweifelhafter Quelle stammen und sorgen als Primär-Ressource mitunter für Umweltzerstörung. Mit einem Schmuckstück aus Recycling-Material schonst du aber immerhin einen gewissen Teil der Ressourcen.
Nachhaltiger Schmuck: Alternative Produktinspirationen
Minimalistische Glasohrstecker von Alexascha
Das Label Alexascha hat sich die Produktion von langlebigem und umweltfreundlichem Schmuck zum Ziel gesetzt. So setzt das komplett weibliche Team in der Produktion vor allem auf die Materialien Glas, Keramik und Edelstahl. Hergestellt wird in Bremen.
Für die Pureform-Kollektion (siehe abgebildete Ohrstecker) kommen etwa upgecycelte Mosaiksteine aus Hartglas zum Einsatz. Um etwaigen Ängsten um die Langlebigkeit des Glasschmucks vorzubeugen, betont der Hersteller eine angeblich sehr niedrige Bruchgefahr. Diese soll durch das geringe Gewicht und die kleine Größe der Glassteine gewährleistet werden.
- Produkt: Alexascha Pureform Minimalistische Ohrstecker
- Vegan: keine Angabe
- Hauptmaterialien: Glas (upcycelt), Edelstahl
- Produktion: Deutschland
Kaufen: ca. 20 Euro bei Avocadostore, Etsy oder Amazon
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Bawa Hope: Schmuck aus Altmetall
Bawa Hope ist ein zertifiziertes Fair-Trade-Unternehmen, das mit marginalisierten Kunsthandwerker:innen in Kenia zusammenarbeitet. Als Rohstoff für die Schmuckherstellung wird Altmetall eingesetzt. So werden etwa alte Türknäufe oder Vorhängeschlösser eingeschmolzen und in Formen gegossen. Dabei garantiert der Hersteller über Labortests Nickelfreiheit.
Der hier abgebildete Ring „Fine“ von Bawa Hope wird aus recyceltem Messing gefertigt und ist in drei verschiedenen Größen erhältlich.
- Produkt: Bawa Hope Messing Ring „Fine“
- Vegan: Ja
- Hauptmaterialien: Messing (recycelt)
- Produktion: Kenia (Fair-Trade-Unternehmen mit WFTO-Mitgliedschaft)
Kaufen: für ca. 30 Euro bei Avocadostore
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Kette aus Papierperlen von Pearls of Africa
Der nachhaltige Schmuck von Pearls of Africa ist kunterbunt, wird aber nicht bemalt. Das Design entsteht eher zufällig – durch das gefärbte Altpapier, aus dem die hübschen Ketten, Armbänder und weitere Schmuckstücke entstehen. Andere Schmuckstücke des Labels sind aus Glasperlen gefertigt. Es ist anerkannter Lieferant des Weltladen Dachverbandes und zahlt neben dem Mindestpreis eine Fairtrade-Prämie.
Ein Großteil des Schmucks wird von der Produzentengruppe „Emmanuel Group“ in Uganda hergestellt, diese besteht vor allem aus geflüchteten Frauen. Der Glasperlenschmuck stammt von einer ugandischen Marktfrau und ihrem Bruder. Wenige Einzelstücke werden von einer Handwerkerin in Deutschland produziert.
Um die Papierperlen zu formen, wird Papier mit einem Schneidebrett in Dreiecke und Streifen geschnitten. Diese rollen die Handwerker:innen um ein Stäbchen und versiegeln sie mit Kleber und Lack. Um Überproduktion zu vermeiden, wird der nachhaltige Schmuck nach Auftragslage produziert. Pearls of Africa verfolgt aber das Ziel, die Handwerker:innen in Vollzeit zu beschäftigen. Auch erhalten die Produzent:innen 40 Prozent ihres Lohns im Voraus, um Material kaufen zu können.
- Produkt: Kurze Halskette „Lupita“
- Vegan: Ja
- Hauptmaterialien: Papier (recycelt), Nylon
- Produktion: Uganda
Kaufen: für ca. 22 Euro direkt bei Pearls of Africa, alternativ bei Avocadostore sowie in Weltläden.
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Kork-Deko: Schmuck und mehr aus Kork
Kork-Deko bietet eine große Auswahl an Produkten aus der Rinde der Korkeiche an. Dieser Rohstoff wird durch Schälen gewonnen und ist ohne Gefahr für die Bäume möglich. Der Hersteller bezieht seinen Kork aus Portugal, teilweise auch aus Recycling, wo auch die Fertigung der Produkte stattfindet.
Neben Schuhen, Mousepads oder Yogaklötzen bietet Kork-Deko auch eine eigene Schmucklinie an. Der hier abgebildete Ring wird aus einer Zamak-Legierung und recyceltem Kork gefertigt.
- Produkt: Kork-Deko Kork-Ring mit Applikation, dunkelbraun
- Vegan: ja
- Material: Zamak-Legierung (Zinkdruckguss), Kork
- Produktion: Portugal
Kaufen: für ca. 19 Euro bei Avocadostore oder Etsy
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Holzschmuck-Ohrringe von Feinformart
Das Label Feinformart setzt bei Schmuck nicht auf Gold und Silber, sondern auf den nachwachsenden Rohstoff Holz. Die hübschen Ohrringe werden in Ettlingen in Baden-Württemberg hergestellt. Das Label führt sowohl Hänger als auch Stecker im Sortiment, die Metallteile sind aus Edelstahl oder Messing.
Das Holz stammt aus ökologischer Forstwirtschaft, versichert Geschäftsführer Johannes Gauder gegenüber Utopia. Bei den Steckern handle es sich um Holz aus Deutschland, bei den Hängern komme es aus Finnland.
- Produkt: Feinformat Ohrhänger aus Holz „Tribe“
- Vegan: keine Angabe
- Hauptmaterialien: Holz, Edelstahl
- Produktion: Deutschland
Kaufen: für ca. 23 Euro bei Avocadostore oder Etsy
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Global Mamas: Glasperlenschmuck aus Ghana
Die Fair-Trade-Initiative Global Mamas besteht seit 2003 und hat zum Ziel, Wohlstand für afrikanische Frauen und ihre Familien zu schaffen. Zu diesem Zweck wird eine Vielzahl handgefertigter Produkte angeboten, darunter Kleidung, Taschen, aber auch Schmuck.
Für den Upcycling-Schmuck des Unternehmens wird gesammeltes Altglas eingeschmolzen und zu kleinen Glasperlen geformt. Dabei entstehen verschiedene Schmuckstücke wie das hier abgebildete Glasperlenarmband.
- Produkt: Upcycling Glasperlen Armband Unisex
- Vegan: ja
- Hauptmaterialien: Glas (recycelt)
- Produktion: Ghana (Fair-Trade-Unternehmen mit WFTO-Mitgliedschaft)
Kaufen: ca. 19 Euro bei Avocadostore
👉 Weiteren Schmuck von Global Mamas findest du auch bei Avocadostore
Steinnuss-Ketten bei Mekhada
Das Fair-Trade-Unternehmen Mekhada fertigt einen Großteil seines Schmucks aus der Steinnuss, auch Taguanuss genannt. Dabei handelt es sich um die Samen einer Palmenart, die durch schneiden, polieren und färben zu Schmuck verarbeitet werden. Laut Hersteller sind die reifen Samen in der Struktur Elfenbein sehr ähnlich.
Die Tagua-Kette „Perlatik“ ist bis ca. 75 cm in der Länge verstellbar und wird an einem Satinband gefertigt.
- Produkt: Mekhada Tagua Kette „Perlatik“
- Vegan: Ja
- Hauptmaterialien: Steinnuss
- Produktion: Kenia (Fair-Trade-Unternehmen mit WFTO-Mitgliedschaft)
Kaufen: für ca. 20 Euro bei Avocadostore
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Vieri: Nachhaltiger Goldschmuck aus Elektronik
Vieri verwendet recyceltes Rosé-, Weiß- und Gelbgold, das großteils von der Initiative Closing the Loop stammt. Diese wiederum isoliert Edelmetalle wie Gold aus alten Handys und anderen Elektrogeräten. Gefertigt werden die nachhaltigen Schmuckstücke von Vieri in Deutschland oder Italien.
Oben abgebildet sind ein paar zeitlose Stücke aus dem Sortiment, die sich leicht kombinieren lassen. Die Kreolen eignen sich für den Alltag und besondere Anlässe. Auch Eheringe führt die Schmuckmarke im Sortiment.
Hinweis: Vieri weist auf seiner Webseite auf Lieferschwierigkeiten hin, weshalb das Label aktuell mit Gold aus einer Deutschen Scheideanstalt arbeitet. Das Label beteuert, so schnell wie möglich wieder auf recyceltes Gold aus Handys zurückzugreifen.
Preis: Ohrringe 550 Euro, Ring ab 505 Euro
Kaufen: direkt bei Vieri
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